Plan des Mobilitätsreferats:Lindwurmstraße: Nur noch eine Spur pro Richtung

Lesezeit: 3 Min.

So soll es aussehen in der Lindwurmstraße: Auf beiden Seiten Radwege mit einer Regelbreite von 2,50 Metern. Sie werden vor die Baumreihe verlegt, wo heute Autospuren oder Parkplätze sind. (Foto: Visualisierung: Landeshauptstadt München)

Richtig viel Platz für Fußgänger und für die Radler breite Wege neben den Pappeln - eine der befahrensten Straßen Münchens soll sicherer werden. Etwa 200 Parkplätze sollen schwinden.

Von Andreas Schubert

Die Lindwurmstraße ist eine der meist befahrenen Straßen innerhalb des Mittleren Rings. Doch Fußgänger und Radfahrer leben auf der 2,3 Kilometer langen süd-westlichen Verbindung der Innenstadt mit Sendling gefährlich. Zwischen 2011 und 2020 kam es hier nach Angaben der Stadt zu 168 Unfällen mit Radfahrerbeteiligung. 160 Menschen wurden dabei leicht verletzt, neun schwer.

Das soll sich nun ändern. Am Dienstag hat das Mobilitätsreferat einen Plan vorgestellt, der Fußgängern und Radlern wesentlich mehr Platz einräumt, wodurch die Sicherheit erhöht werden soll. Das bedeutet aber auch, dass Autofahrern Platz weggenommen wird. Standen ihnen bisher durchgehend außerhalb der Kreuzungsbereiche je Richtung zwei Fahrspuren und fast durchgehend Parkplätze am Straßenrand zu, soll künftig eine Spur pro Richtung reichen. Auch knapp die Hälfte der 400 Parkplätze soll zugunsten des Rad- und Fußverkehrs entfallen. Damit der Lieferverkehr nicht auf den künftigen baulichen Radwegen oder gar auf der Fahrbahn parkt, sollen ausreichend Lieferzonen entstehen.

Gerade die schmalen Rad- und Fußwege sind ein Grund für die häufigen Unfälle. Die Radwege sind nur etwa anderthalb Meter breit, manchmal auch schmäler. Die Gehsteige sind abschnittsweise nur zwei bis zweieinhalb Meter breit. Schnellere Radler überholen gerne mangels Platz auf dem Bürgersteig, wodurch es immer wieder zu Konflikten mit Passanten kommt. Weil der Radweg zudem hinter der mit hohen Säulenpappeln bewachsenen Baumreihe liegt, ist er für rechts abbiegende Autofahrer nur schwer einsehbar. Auch hier kracht es deshalb regelmäßig.

So sieht es jetzt (noch) aus: Zwei Spuren für die Autos, die Radwege sind nur etwa anderthalb Meter breit. Die Gehsteige sind abschnittsweise nur zwei bis zweieinhalb Meter breit. (Foto: Visualisierung: Landeshauptstadt München)

Für Florian Paul, den Radverkehrsbeauftragten der Stadt, besteht in der Lindwurmstraße ein "krasses Missverhältnis" vom Fuß- und Radverkehrsaufkommen zum bestehenden Platzangebot. Für Paul, der fast täglich hier entlangradelt, ist die Neugestaltung der Straße ein "persönliches Herzensprojekt". Der Leidensdruck, sagt er, sei groß, vor allem weil der Radverkehr binnen eines Jahrzehnts um 70 Prozent zugenommen hat.

9300 Radler sind hier täglich unterwegs

Inzwischen nutzen, je nach Straßenabschnitt, täglich bis zu 9300 Radler die Strecke. Der Autoverkehr hat seit dem Jahr 2011 dagegen um 35 Prozent abgenommen. Zählte die Stadt damals pro Tag im etwas dichter befahrenen nördlichen Abschnitt der Straße 28 600 Kraftfahrzeuge, waren es 2022 nur noch 18 500.

Laut Paul gab es schon seit Jahren immer wieder Überlegungen, die Situation für Radler in der Lindwurmstraße zu verbessern. Doch so weit wie jetzt sei man noch nie gewesen, sagt er. Auch Benoit Blaser (Grüne), Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, und Markus Lutz (SPD) vom BA Sendling sehen schon seit Jahren Handlungsbedarf, wie sie am Dienstag betonten. Jetzt, nachdem der Stadtrat schon 2019 das erste Maßnahmenbündel des Radentscheids beschlossen hatte, liegt nun eine spruchreife Planung vor. Die sieht auf beiden Seiten Radwege mit einer Regelbreite von 2,50 Metern vor. Sie werden vor die Baumreihe verlegt, wo heute Autospuren oder Parkplätze sind. So entsteht für Fußgänger richtig viel Platz, da die Gehwege bis zu den Bäumen reichen werden.

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Für die Fahrbahnen gilt: Nur in den Kreuzungsbereichen bleibt es mehrspurig. Zwischen Sendlinger-Tor-Platz und Reisingerstraße blieben ebenfalls zwei Fahrspuren erhalten, weil hier Linienbusse verkehren und nicht ausgebremst werden sollen.

Auch unter der Eisenbahnbrücke ändert sich etwas

Was die Eisenbahnunterführung zwischen der Impler- und der Poccistraße angeht, so entfallen auch hier Fahrspuren. Nächstes Jahr beginnt die Bahn mit der Sanierung der Brücke. Die Stadt legt im Zuge der Arbeiten die Fahrbahn tiefer, um Platz für eine mögliche Trambahnlinie zu schaffen.

Die Planungen sollen noch dieses Jahr dem Stadtrat vorgelegt werden. Stimmt dieser dafür, steigt das Baureferat mit detaillierteren Planungen ein. Schon 2025 könnte, wenn alles gut läuft, mit dem Umbau begonnen werden. Die Arbeiten sollen etwa ein Jahr dauern.

"Die Pläne für die Lindwurmstraße gefallen uns sehr gut", sagt Grünen-Stadträtin Gudrun Lux. "Hier gelingt es, zu einem guten Ausgleich der Interessen zu kommen." Durch die Trennung von Rad- und Fußverkehr werde die Sicherheit für beide Gruppen enorm erhöht. "Die geplanten Radwege werden für diese hoch frequentierte Straße ein großer Gewinn sein." Künftig, so ist Lux überzeugt, werden noch mehr Menschen noch häufiger mit dem Rad unterwegs sein.

Zurückhaltender äußert sich Nikolaus Gradl, Verkehrsexperte der SPD. "Die Lindwurmstraße steht für uns in der Priorität für einen neuen Radweg ganz oben. Wir wollen aber auf keinen Fall eine Lösung, bei der die stadtbildprägenden Pappel-Bäume für einen Radweg gefällt werden müssen." Laut den derzeitigen Planungen bleiben die Pappeln erhalten. Dafür muss der neue Radweg auch mal einen Schlenker machen. Für den Umbau der Eisenbahnbrücke sollen allerdings 37 Bäume fallen. Als Ersatz will das Baureferat später 55 neue pflanzen.

Veronika Mirlach, mobilitätspolitische Sprecherin der CSU, ist skeptisch: Man werde den Vorschlag fachlich prüfen und in der Fraktion diskutieren. Die Lindwurmstraße sei eine Hauptverkehrsader in die Stadt hinein, für Radfahrer, aber auch für den motorisierten Verkehr. "Auch wir halten eine Verbesserung der Radwege für notwendig. Gleichzeitig muss aber sichergestellt sein, dass die Lindwurmstraße nicht zur Staufalle wird", so Mirlach.

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