In Münchens Innenstadt sind diese Radler schon aufgefallen: die Fahrradkuriere mit ihren pinkfarbenen Transportboxen oder schwarzen Rucksäcken, die in Restaurants Essen abholen und danach durch die Straßen flitzen. Sich seine Mahlzeit nach Hause liefern zu lassen ist nichts Neues - dass sie aus Restaurants um die Ecke kommt, die keinen eigenen Lieferservice haben, ist dann doch eher ungewöhnlich.
Das Unternehmen mit den pinkfarbenen Boxen heißt Foodora. Und es ist mit einem hehren Anspruch angetreten: Endlich sollen gelieferte Mahlzeiten auch eine gute Qualität aufweisen. Keine fettige Pizza also mit schwabbeligem Boden, kein verkochtes Gemüse, kein zähes Fleisch - wie man es von vielen anderen Lieferdiensten kennt. Seit April 2014 sind die Fahrradkuriere in München, Berlin und Frankfurt unterwegs, anfangs noch unter dem Namen "Volo". Das Konzept dahinter: Wer keine Zeit oder Lust hat, vor die Tür zu gehen, aber trotzdem Essen vom Lieblingslokal um die Ecke haben will, bestellt über die Webseite eines der neuen Dienste sein Gericht. Das Unternehmen übernimmt dann die Auslieferung.
Viele Restaurants können es sich nicht leisten, einen Lieferservice anzubieten
Für Restaurants wie das Wassermann in der Fraunhoferstraße war das auch der ausschlaggebende Punkt für die Zusammenarbeit. "Einen eigenen Lieferdienst aufzustellen war für uns nie ein Thema", sagt Geschäftsführer Manfred Horatz. Durch die Kooperation hätten sie die Möglichkeit, noch mehr Kunden zu erreichen, ohne selbst ein unternehmerisches Risiko einzugehen, sagt er.
Auch Nguyen Thai Viet Hung vom Tonkin in der Lindwurmstraße argumentiert ähnlich: "Uns hat vor allem überzeugt, dass Foodora die gesamte Logistik der Auslieferung übernimmt." Vor allem für kleine Restaurants lohnt es sich meist nicht, einen eigenen Lieferservice anzubieten. Dadurch sind sie auf Seiten wie Pizza.de oder Lieferando.de nicht vertreten. In diese Marktlücke stoßen Unternehmen wie Foodora.
Die Idee scheint gut anzukommen. Foodora ist Mitte dieses Jahres nach Köln, Hamburg und Düsseldorf expandiert. Und es entwickelt sich Konkurrenz. Food Express bietet seit Oktober 2014 einen ähnlichen Service an. Das britische Unternehmen Deliveroo ist seit Juni dieses Jahres in München aktiv. Zum Umsatz will sich keines der Unternehmen äußern. Nur so viel: Die Zahlen stiegen kontinuierlich, heißt es. Neu in München ist auch das Unternehmen Deliverbird, das seit September Restaurantessen liefert.
Zeit also, das Geschäftsmodell einmal zu testen. Die Bestellung bei Foodora ist simpel. Man gibt seine Postleitzahl ein, und die Webseite zeigt alle Restaurants, die in dieses Gebiet liefern. Großes Manko: Bis jetzt deckt dieser Anbieter nur die Maxvorstadt und Altstadt-Lehel komplett ab, Au-Haidhausen und Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt teilweise. Beim Test fällt die Wahl auf ein vietnamesisches Restaurant in der Ludwigsvorstadt. Mit ihren Suppen und Saucen sind die Gerichte verpackungstechnisch eine Herausforderung. Vor allem, wenn der Fahrradkurier das Ganze über holprige Straßen transportieren muss.
Sogar ein komplettes Frühstück kann man sich liefern lassen
Um sicherzustellen, dass das Essen frisch und warm ankommt, wird nur in einem Umkreis von ein bis zwei Kilometer geliefert. Das Liefergebiet soll aber erweitert werden, so eine Sprecherin von Foodora. Das Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben derzeit mit 130 Restaurants in München zusammen. Internationale Küche ist ebenso im Angebot wie Donuts und Kuchen aus Cafés. Von einem kann man sich auch ein komplettes Frühstück liefern lassen. Ungewohnt ist auch, dass diese Lieferdienste kein Bargeld annehmen. Bezahlt wird mit Kreditkarte oder per Paypal. Warum? Barzahlung würde nicht mehr nachgefragt, sagt Benjamin Rauser von Deliveroo, wo man selbst das Trinkgeld auf der Online-Rechnung angeben kann.
Soweit ist es bei Foodora noch nicht. Je nach Restaurant fallen zwischen 2,50 und 4,90 Euro Liefergebühren an. Der Mindestbestellwert liegt zwischen zwölf und 25 Euro. Die Wartezeit soll maximal 30 Minuten dauern. Wer will, kann sein Essen bis zu zwei Tage im Voraus bestellen. Als die Lieferung vom Vietnamesen nach 15 Minuten auf dem Tisch steht, ist etwas Sauce in den Verpackungsboden gesickert. Feuchte Papiertüte, aber keine Sauerei. Verpackt sehen die Speisen aus wie üblich: Plastikschälchen und Alufolie. Eher lauwarm, als heiß. Lieber noch mal in die Mikrowelle. Zäh oder verkocht ist aber keines der Gerichte, und sie schmecken. Wer satt werden will, muss mit mindestens 15 Euro pro Person rechnen. Aber man kann eben auch bei Regen und Kälte zu Haus bleiben.