Lieblingsplätze:Sie ist dann mal weg

Lieblingsplätze: Warten auf Einlass: Nahezu jeden Freitag ist die Regisseurin Julia von Heinz im Kino Solln, ihre Mutter passt in der Zeit auf die Kinder auf.

Warten auf Einlass: Nahezu jeden Freitag ist die Regisseurin Julia von Heinz im Kino Solln, ihre Mutter passt in der Zeit auf die Kinder auf.

(Foto: Catherina Hess)

Filmemacherin Julia von Heinz verbringt viel Zeit im Kino Solln

Von Josef Grübl

Ihr Lieblingsplatz in München? Da muss Julia von Heinz nicht lange überlegen: "Ich finde das Kino Solln toll." Eine Filmemacherin, die gerne ins Kino geht: Das hört sich zunächst nicht besonders überraschend an. Trotzdem ist die 39-Jährige damit heutzutage eher eine Ausnahme als die Regel. Unter deutschen Medienschaffenden scheint es zum guten Ton zu gehören, das eigene Medium zu ignorieren. Immer wieder hört man Sätze wie: "Ich habe gar keinen Fernseher." Oder: "Mein letzter Kinobesuch? Ach, das ist schon lange her."

Julia von Heinz kann dagegen genau aufzählen, was sie in letzter Zeit auf der großen Leinwand gesehen hat. Sie schätzt amerikanische Independent-Filme genauso wie europäisches Erzählkino. In dem kleinen Stadtteilkino im Münchner Süden bekommt sie das geboten, dort laufen aktuelle Blockbuster genauso wie anspruchsvolle Arthouse-Produktionen. Gerade diese Vielfalt mache es doch spannend, sagt sie. "Mein Mann und ich gehen fast jeden Freitag ins Kino. Wenn das Angebot passt, schauen wir auch zwei Filme hintereinander."

John Quester ist nicht nur ihr Lebens- und Kinopartner, die beiden sind auch geschäftlich miteinander verbunden: Er als Drehbuchautor und Produzent, sie als Regisseurin. Das Ehepaar hat eine eigene Produktionsfirma, zuletzt arbeiteten sie an der deutsch-israelischen Liebeskomödie "Hannas Reise", die 2014 ins Kino kam. "Der Film lief auch in Solln", erzählt sie, "wir haben uns in den Wochen davor jedes Mal gefreut, wenn unser Trailer gezeigt wurde."

Wieso aber ausgerechnet Solln? Das habe mit ihrer Familiengeschichte zu tun, erzählt Julia von Heinz. Geboren wurde sie in Berlin, ihre Wurzeln liegen aber im Münchner Süden. Schon ihre Urgroßmutter lebte in Solln, als Kind war sie oft bei ihr. Heute wohnt ihre Mutter nur wenige Gehminuten entfernt, für die kinobegeisterte Regisseurin ist das ein Vorteil: "An den Freitagabenden passt sie auf die Kinder auf, das ist natürlich praktisch." Julia von Heinz und John Quester haben drei Kinder im Alter von vier, elf und zwölf, die Familie lebt in Herrsching am Ammersee.

Wenn sie bei Dreharbeiten ist, kümmert sich ihr Mann um den Nachwuchs - so wie zuletzt im Sommer vergangenen Jahres, als sie in Nordspanien den bislang größten Film ihrer Karriere drehte. "Ich bin dann mal weg" ist die Adaption des gleichnamigen Buchs von Hape Kerkeling. Die Erwartungen sind riesig, hielten sich doch die Jakobsweg-Erlebnisse des Fernsehstars eine gefühlte Ewigkeit an der Spitze der Bestsellerlisten. Es gibt kaum ein Buch in Deutschland, das sich besser verkauft hat - wenn nur die Hälfte der Leser ins Kino geht, ist der Film bereits ein Millionenseller.

Die Regisseurin verspricht einen unterhaltsam-leichten Film mit einem ernsten Thema. "Im Grunde geht es darum, wer man ist, wenn keiner auf einen schaut", sagt sie. Derzeit arbeitet sie bei Arri in München am Feinschliff des Films, den Erfolgsdruck lässt sie sich nicht anmerken. "Ich bin dann mal weg" soll Weihnachten in die Kinos kommen, dann zieht es die Leute hoffentlich scharenweise ins Kino. In Solln und anderswo.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: