Lieblingsorte in München:München für Kenner

Ausländische Gästeführer zeigen Touristen Münchens schönste Seiten. Uns haben sie ihre ganz persönlichen Lieblingsorte verraten. Ein Streifzug in Bildern.

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Lieblingsorte in München:Ein Hang zum Rokoko

Lieblingsorte Münchner Touristenführer

Quelle: SZ

Cristina Trapella, 33, aus Italien: ,,Ich lebe seit zwei Jahren in München, und mein liebster Ort ist der Nymphenburger Park. Ich habe Kunstgeschichte studiert, und deshalb begeistert mich die künstlerische Schönheit der Statuen, der Pavillons, der ganzen Architektur. Übrigens bin ich da offenbar eine typische Italienerin, alle meine Landsleute haben einen Hang zum Rokoko.

Das merke ich bei meinen Führungen durch München. Aber das wunderbare am Nymphenburger Park ist auch die Natur, dieser grüne, friedliche Raum - mitten in einer großen, dynamischen Stadt. In München fühlt man sich nie erdrückt von den Gebäuden oder dem Verkehr, sondern alles scheint mir in Harmonie zu sein.

Und dann diese sehr deutsche Art, sich mit dem Fahrrad durch den Park zu bewegen, das gefällt mir. Das gibt es in Italien auf diese Art nicht. Der schönste Fleck im Park ist für mich der Pan-Brunnen. Weil die Statue die natürlichste, am wenigsten artifizielle von allen ist. Und weil der Brunnen so überraschend auftaucht. Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich an diesem Ort wieder zum Kind, das sich treiben lässt und immer Neues entdeckt.''

Foto: Catherina Hess Protokolle: A. Goebel, M. Hammer, J. Liere, F. Meyer

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Lieblingsorte in München:Porzellan für den Grafen

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Quelle: SZ

Gerd Emely Kersten, 60, aus Norwegen: ,,Die meisten meiner Landsleute würden als Lieblingsort in München wohl das Hofbräuhaus angeben, das ist für skandinavische Besucher ein absolutes Muss. Mir selbst gefällt es am besten in der Porzellansammlung im Schloss Lustheim. Da gibt es ein Service, das einst für den Grafen Brühl angefertigt wurde, das ist für mich das schönste der ganzen Welt. Ganz weiß, mit ein paar Streublümchen am Rand, dem prachtvollen Familienwappen des Grafen und einem Schwan samt Schilf als Relief.

Ist zwar schwierig zu essen aus so einem Teller, aber das macht nichts. Die Leidenschaft für Porzellan habe ich schon mit der Muttermilch aufgesogen, meine Mutter hatte einen Porzellan-Laden in Bergen, da hab ich als Kind oft gearbeitet - das hat mich geprägt. 1980 bin ich als Dolmetscherin nach München gekommen, seit 1991 führe ich Touristen aus Norwegen und anderen skandinavischen Ländern durch die Stadt.

Sogar die norwegische Königin war schon dabei. Bei den Gästen versuche ich immer, gegen die Klischees über Deutsche und Bayern anzukämpfen: Viele Norweger glauben immer noch, dass man hier nur Würschtl und Sauerkraut isst.''

Foto: Robert Haas

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Lieblingsorte in München:Ein Platz, ein Traum

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Quelle: SZ

Chaim Eytan, 62, aus Israel: ,,Der Sankt-Jakobs-Platz war jahrelang der hässlichste Platz Münchens. Als ich 1976 hier herkam, lungerten dort Drogenabhängige herum, später war er ein Versammlungsplatz für viele Neonazi-Demos.

Und jetzt ist es ein wunderschöner Platz voller Menschen und Cafés - und natürlich ist dort die schöne moderne Synagoge. Dass dort jetzt das große Jüdische Museum steht, ist für mich die Verwirklichung eines Traums. Eines schätze ich besonders an München: die Kultur. In dieser Stadt kommt die Kultur auf einem großen Löffel zu Ihnen und Sie müssen nur den Mund aufmachen!

Ich habe in meinem Leben schon in vielen Städten und Ländern gelebt, aber in München möchte ich bleiben. Das ist einfach meine Stadt. Meine Führungen mache ich hauptsächlich für israelische und arabische Touristen. Letztere interessieren sich am meisten für Shopping, machen gerne Picknicks im Park oder wollen in die Berge. Die Israelis wollen in kürzester Zeit möglichst viel sehen, Museen, Kirchen und natürlich die Orte des Nationalsozialismus, die sie aus Geschichtsbüchern kennen. Und die Surfer am Eisbach, die faszinieren sie sehr.''

Foto: Robert Haas

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Lieblingsorte in München:Entspannung am Wasserfall

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Quelle: SZ

Hong Assfalg, 42, aus China: ,,Wenn ich zur Ruhe kommen will, gehe ich in den Englischen Garten. Ich nehme den Eingang am Haus der Kunst und laufe ein Stückchen, dann kommt auf der rechten Seite ein kleiner Wasserfall. Da sitze ich auf einer Bank und entspanne. Ich finde das so schön, so ruhig.

In China gibt es in den Städten selten so viel Natur, das Leben ist dort auch viel hektischer. Ich bin vor 16 Jahren nach München gekommen, um an der Ludwig-Maximilians-Universität Germanistik zu studieren, und dann hiergeblieben. Die warmherzige Mentalität der Menschen gefällt mir gut. Und das Bairische! Das klingt viel gemütlicher als Hochdeutsch.

Heimweh nach China habe ich selten, ich kann hier chinesisches Fernsehen schauen und chinesische Zeitungen lesen. Die chinesischen Gäste auf meinen Stadtführungen mögen den Englischen Garten auch sehr - das ist schon etwas Außergewöhnliches für sie. Auch der Biergarten kommt bei ihnen gut an, da ist wieder dieses Gemütliche. Nur mit dem Chinesischen Turm ist es schwierig. Für uns wirkt der nicht typisch chinesisch, ich finde, er sieht sogar eher ein bisschen japanisch aus.''

Foto: Robert Haas

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Lieblingsorte in München:Ruhe in der Kirchenbank

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Quelle: SZ

Heddy Hoesch aus Panama: ,,Wenn ich in München eine Führung nach der anderen machen muss, dann gibt es einen Ort, den ich in den Pausen immer aufsuche: die Peterskirche. Nach dem Trubel ist das für mich eine Oase der Ruhe, wo ich, obwohl ich mitten im Zentrum der Stadt bin, abschalten und wieder zu mir kommen kann. Das ist wichtig, denn die Spanier und Italiener, die ich oft führe, wollen schon unterhalten werden, da braucht man eine Menge Elan.

Natürlich könnte ich auch in der Frauenkirche Ruhe finden, aber dort sind oft noch mehr Touristenmassen unterwegs als im Alten Peter. Am liebsten sitze ich dort neben der ,,Kapelle der Heiligen Munditia'', der Schutzpatronin der ledigen Frauen - obwohl ich schon lange verheiratet bin. Auf meiner ersten Reise nach Deutschland habe ich mich in Prien am Chiemsee nicht nur in Bayern, sondern auch in meinen Mann verliebt.

Mehr als 15 Jahre ist das her, seitdem lebe ich hier und führe Touristen am Chiemsee, in München und Umgebung. Bei den Südamerikanern und den Spaniern ist die Peterskirche übrigens auch sehr beliebt, wie alle Orte, die irgendwie mit dem Papst zu tun haben. Im Alten Peter wird ja, wenn der Papst stirbt, die Tiara der Petrusfigur auf dem Hochaltar abgenommen und erst wieder aufgesetzt, wenn der neue Papst gewählt ist.''

Foto: Robert Haas

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Lieblingsorte in München:Altmodische Brücke

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Quelle: SZ

Mikael Henriksson, 46, aus Finnland: ,,Ich bin an der Küste aufgewachsen, in Helsinki, und lebe seit 14 Jahren in München. Manchmal brauche ich einfach Wasser um mich herum. An die Isar gehe ich dann allerdings nicht gerne, die ist mir zu reißend, das hat nichts Heimeliges. Lieber mag ich den Großhesseloher See. Aber am liebsten stehe ich auf der Gerner Brücke, die über den Nymphenburger Schlosskanal führt. Das ist in der Nähe meiner Wohnung, und besonders an schönen Wintertagen ist es ein guter Ort, um Kraft zu tanken.

Man hat von der Brücke aus in beide Richtungen einen tollen Blick: Im Westen sieht man in der Ferne Schloss Nymphenburg, im Osten steht der Hubertusbrunnen. Dort ist es so schön ruhig, fast schon ländlich und ein wenig altmodisch. Ich habe dann nicht mehr das Gefühl, in einer Millionenstadt zu sein.

Die skandinavischen Touristen, die ich durch die Stadt führe, sind am meisten beeindruckt von den Menschenmassen hier, etwa wenn man von Stachus auf die Neuhauser Straße schaut. Das sieht man in Skandinavien so nicht, dort gibt es nicht viele große Städte. In Finnland ist Helsinki mit knapp 600000 Einwohnern die größte Stadt - nicht viel mehr als Nürnberg!''

Foto: Robert Haas

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Lieblingsorte in München:Entspannt unter Linden

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Quelle: SZ

Agnes Török, 53, aus Ungarn: ,,Immer wenn ich angespannt oder verägert bin, gehe ich in den Luitpoldpark - zum Entspannen. In dem Park sind viel weniger Menschen unterwegs als im Englischen Garten, auch Touristen kommen nur selten. 1911 wurden dort anlässlich des 90. Geburtstags des Prinzregenten Luitpold 90 schöne Linden gepflanzt. Mein Lieblingsort im Luitpoldpark ist das Bamberger Haus.

Es ist eine kleine, versteckte Villa mitten in München, von der Straße her sieht man sie nicht. Das Bamberger Haus bietet etwas für jede Uhrzeit: Tagsüber sitze ich auf der Terrasse, abends gehe ich gerne in das mexikanische Restaurant im Keller. Die brasilianischen Spieße sind ein Geheimtipp. Seit 1995 führe ich Gruppen durch München, hauptsächlich Ungarn, aber auch Deutsche.

Touristen aus Ungarn wollen nach der üblichen Stadtrundfahrt immer auch das Olympiazentrum sehen und vom Olympiaturm auf die Stadt und auf die Alpen schauen. Seit einiger Zeit ist auch die Allianz Arena Pflichtprogramm. Sport ist sehr wichtig in Ungarn. Vielleicht interessieren sie sich aber auch wegen der Niederlage 1956 in Bern besonders für den deutschen Fußball. Selbst junge Ungarn können das einfach nicht vergessen.''

Foto: Alessandra Schellnegger

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Lieblingsorte in München:Brotzeit im Biergarten

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Junko Rapp, 46, aus Japan: ,,Mir gefällt es in München am besten an der Isar. Es gibt tausend schöne Orte in der Stadt, aber hier finde ich es besonders angenehm. Im Sommer ist alles grün, die Luft ist wunderbar - und ohne die Isar hätte es München nicht gegeben. Das habe ich im vergangenen Jahr gelernt, als das Stadtjubiläum gefeiert wurde. Die vielen Spaziergänger mit Hund, die Radfahrer - die Atmosphäre ist einfach entspannt.

Ich bin fast jeden Tag zu einem Spaziergang an der Isar unterwegs, für mich ist das eine Quelle der Kraft und der Erholung. Wobei ich ein bisschen neidisch bin auf die Hundebesitzer. Leider kann ich mir kein Haustier halten, weil ich jedes Jahr längere Zeit in Japan verbringe. Die Hunde an der Isar sehen glücklich aus, die Menschen übrigens auch! Aber ohne Biergarten wäre das Ganze etwas trocken. Mein Mann und ich mögen am liebsten den Biergarten Menterschwaige, das ist eine schöne Ecke.

Da ich wenig Alkohol vertrage, wie alle Japaner, trinke ich am liebsten Radler oder Apfelschorle. Manchmal machen wir einen japanisch-bayerisches Biergartenabend. Wir bringen geriebenen Rettich, Sojasauce und Klebereis mit und essen dazu Steckerlfisch. Das passt wunderbar zusammen.''

Foto: Catherina Hess

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Lieblingsorte in München:Die besten Kuchen

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Mario Dal Prà, 43, aus Brasilien: ,,Ich habe schon in Buenos Aires, São Paulo und Rio de Janeiro gewohnt. Dagegen wirkt München wie ein idyllisches Dorf, das aber trotzdem viel zu bieten hat: eine gute Infrastruktur, viel Kultur und vier ganz unterschiedliche Jahreszeiten. Das alles genieße ich sehr. Im Winter kann ich zum Beispiel in nur einer Stunde in ein Skigebiet fahren, und das Langlaufen kostet noch nicht einmal etwas.

Durch München führe ich hauptsächlich Touristen aus Süd- und Nordamerika sowie aus Spanien und Portugal. Im Sommer ist ein Biergartenbesuch natürlich ein Muss. Die Touristen sind davon immer begeistert, auch wenn die Biergärten für viele Bayern gar nichts besonderes mehr sind. Mein Lieblingsort in München ist das Dallmayr-Haus. Es vertritt das Münchnerische ganz gut. Es gehört zu München dazu und ist in ganz Deutschland bekannt.

Auf meinen Stadtführungen gehe ich aber nur selten dorthin. Die großen Gruppen, die ich führe, würden die Kunden stören, und im Restaurant würde ich für 35 Menschen nur schlecht Platz bekommen. In dem Restaurant im Dallmayr-Haus gibt es übrigens den besten Kuchen der Stadt, und der ist gar nicht so teuer. Mein Gott, sind die Kuchen dort lecker!''

Foto: Alessandra Schellnegger Protokolle: A. Goebel, M. Hammer, J. Liere, F. Meyer

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