Lieblingsdings:Das Söfchen der Oma

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Aufgehübscht: das 100 Jahre alte Sofa der Schauspielerin Christina Rainer. (Foto: privat)

Schauspielerin Christina Rainer liebt ein Möbelstück, das mehr als 100 Jahre alt ist - und auf dem man vornehm sitzen sollte.

Von Gerhard Fischer, München

Die Großmutter wurde 1914 geboren. Nicht die Oma von Christina Rainer, sondern die von ihrem Mann. Und als diese Großmutter ein Kind gewesen ist, also im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik, saß sie stets auf einem kleinen Sofa, das in der Familie noch 100 Jahre später so geliebt wird wie ein treues Haustier (wobei das einzige Haustier, das so alt werden könnte, wohl eine Schildkröte wäre).

Heute sitzt Christina Rainer oft auf diesem Sofa. Als man sie anruft und fragt, ob sie ein "Lieblingsdings" habe, muss sie nicht lange überlegen. "Das Kindersofa!", sagt sie.

Christina Rainer ist die Pathologin in der Krimiserie "Der Alte", die zwar nicht seit 100 Jahren läuft, aber fast so lange (seit 1977). Rainer spielt seit 2013 mit. Die Serie wird in München gedreht, weshalb Rainer hier eine Wohnung hat; sie hat aber auch eine in Zürich, und dort steht das zumindest in ihrer Familie sehr berühmte Sofa.

Wie groß ist dieses Kindersofa?

Rainer lacht. "Tja, vielleicht einen Meter breit?", antwortet sie. Es ist eher eine Frage an sich selbst. Gut, dass ihr Mann in der Wohnung ist, und gut, dass er einen Meterstab hat. Wenig später gibt Rainer die Maße per Telefon durch: "Einen Meter breit - da war ich gar nicht schlecht -, siebzig Zentimeter hoch, sechzig tief. Da passt nur ein Mensch drauf." Und weil das Sofa eher klein ist, wurde es in der Familie auch "Söfchen" genannt.

Die Oma hatte das Kindersofa an ihre Tochter vererbt, also an die Schwiegermutter von Christina Rainer. Die Schwiegermutter hatte es in ihrem Lieblingszimmer in Dresden aufgestellt und war ebenfalls sehr oft darauf gesessen. Als sie vor zehn Jahren starb, bekam Rainer das Sofa. "Sie hatte es mir zu Lebzeiten mit den Worten versprochen: Weil du es so gerne magst, kriegst du es". Christina Rainer und ihr Mann schafften das Sofa von Dresden nach Zürich, und vor drei Jahren ließ es Rainer bei einem Polsterer neu beziehen, restaurieren und polstern.

Es steht im Wohnzimmer. Rainer schickt ein Bild. Blumenranken und bunte Vögel zieren den Stoff des Sofas. "Man muss es nicht schön finden - ich finde es schön", sagt sie. Mit dem alten Stoff, der auf dem Rückenteil des Sofas noch ganz passabel war, hat sie vier Kissen beziehen lassen; eines davon liegt auf dem Bild, das sie geschickt hat, auf dem Sofa. "Damit habe ich eine Erinnerung an den alten Stoff", sagt sie. Die Kissen sind grün mit weißen Rosen und bunten Vögeln drauf.

Was tut sie am liebsten auf dem Sofa? Lesen?

"Dafür ist es zu unbequem", sagt Rainer. "Ich trinke dort Kaffee oder Tee, schaue aus dem Fenster." Man könne auf dem Sofa nicht fläzen, dafür sei es zu klein. "Da sitzt man eher vornehm mit verschränkten Beinen." Sie lacht. "Manchmal auch seitlich, den Arm aufgestützt." Ihr Bruder mache sich immer lustig und frage, "wann ich mir endlich ein vernünftiges Sofa zulege".

Bei "Lieblingsdings" erzählen Menschen, woran ihr Herz hängt, was sie durchs Leben begleitet, ihnen Glück bringt und wovon sie sich niemals trennen würden.

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