"Lieblingsdings":Ein Ketterl mit Botschaft

"Lieblingsdings": Die Schauspielerin Angela Ascher scheut keine Umwege, wenn sie es mal vergessen hat: das Kreuz von ihrer Großmutter.

Die Schauspielerin Angela Ascher scheut keine Umwege, wenn sie es mal vergessen hat: das Kreuz von ihrer Großmutter.

(Foto: Robert Haas)

Ohne das Geschenk ihrer Großmutter würde die Schauspielerin Angela Ascher keine Bühne betreten - und auch nicht das Oktoberfest.

Von Korbinian Eisenberger

Wie nicht wenige Münchner befand sich auch die Komödiantin Angela Ascher unlängst auf dem Weg in Richtung einer größeren Veranstaltung auf der städtischen Theresienwiese. Anders gesagt, "ich wollte zur Wiesn", erklärt die Frau, die es wissen muss. Das Dirndl saß, die Schürze, die Bluse, die ganze Angela Ascher, alles war bereit. Fast alles. Denn wie sie so Richtung Festgelände schlenderte, da machte sich ein ungutes Gefühl breit. Irgendwas hatte sie vergessen. Nicht nur irgendwas, sondern etwas sehr wichtiges.

Sie baumelte in diesem Moment nicht um Angela Aschers Hals. Das goldene Ketterl mit dem Kreuz. Das war das Problem, und so endete ihr Weg zur Wiesn damit, dass sie umkehrte und nach Hause eilte, wo sie die Kette an sich nahm, um den Hals hängte und sich abermals in Richtung Bierzelte begab. Ja, sagt Ascher. Genau so sei es gewesen. "Weil ich hatte Angst, dass ich sonst Corona krieg'." Und eine glänzende Kette mit einem zwei Zentimeter langen Kreuz aus Granatstein ist bekannterweise der beste Schutz gegen diese Infektion.

Nun, wissenschaftlich fundiert ist diese Virus-Abwehr-Maßnahme nicht, aber hey, sagt die 44-Jährige mit einem Lächeln auf den Lippen. Es hat funktioniert. Ascher blieb pumperlgesund und hat ihren Talisman seither nicht weniger gern, im Gegenteil. "Die Kette ist mein Glücksbringer, die beschützt mich." In dem Fall sei sie ausnahmsweise "a bisserl abergläubisch".

Ascher kennen womöglich nicht wenige besser in ihrer Rolle als Ilse Aigner auf dem Nockherberg. Auch da hat sie das Kreuz umhängen. Doch es hängt noch viel mehr dran, an dieser Kette, als nur ein Kreuz. Eine Geschichte hängt dran, und zwar eine lange, ein ganzes Kapitel aus Aschers Familienhistorie. Dunkel hat es begonnen dieses Kapitel, düster und schlimm, doch dann wurde es heller und freundlicher.

"Lieblingsdings": Das Ketterl und das Kreuz mit den Granatsteinen vermitteln ein Credo der Großmutter: bloß nicht zu viel jammern!

Das Ketterl und das Kreuz mit den Granatsteinen vermitteln ein Credo der Großmutter: bloß nicht zu viel jammern!

(Foto: Robert Haas)

Die Kette hat Angela Ascher vor 20 Jahren von ihrer Großmutter geschenkt bekommen. Eine Mama, Oma und Geschäftsfrau, aus Kienraching in Oberbayern. "Sie war eine starke Frau und hat sehr oft auf uns aufgepasst", also auf die kleine Angela und ihre Schwester, beide nicht unquirlig. Ascher beschreibt ihre Oma als eine Frau, die einiges durchgemacht hat. Den Zweiten Weltkrieg, ein verstorbenes Enkelkind, Aschers Cousin. "Sie ist immer wieder aufgestanden und hat weitergemacht", sagt Ascher. Nach den Kriegsschrecken baute sie einen Viehhandel auf, nach der Beerdigung des Enkelkindes kümmerte sie sich umso mehr um die lebendigen Nachkommen. Einer davon bekam dann das Ketterl. Mit der Botschaft: Nicht zu viel jammern, irgendwie geht's immer weiter.

Für einige Momente wird Aschers Stimme am Telefon besonders sanft. Die Oma ist seit vielen Jahren tot, erzählt sie. Doch durch das Ketterl, sagt Ascher, trage sie Großmutters Botschaft bis heute um den Hals. Und wenn sie mal einen Texthänger auf der Bühne hat, das komme schon mal vor, "dann lang ich an die Kette hin und dann weiß ich es wieder", sagt Ascher.

So trägt die Schauspielerin das Geschenk ihrer Oma über Bayerns Bühnen, 2023 dann während ihres ersten Soloprogramms. Einige Male habe sie sich zwar andere Ketten umgehängt. Der Abwechslung halber. Es dauerte aber keine zwei Tage, da wanderte der neue Schmuck in ein Kastl, und Omas Kette zurück an ihren Platz. Es sei zwar durchaus möglich, sagt Ascher, Schmuckstücke als Geschenk für sie in Erwägung zu ziehen, etwa zur Feier Jesu Geburt von vor 2022 Jahren am 24. Dezember - oder zu ihrer eigenen vor bald 45 Jahren zwei Tage später. Schmuck ginge schon. Nur mit Ketten, meint sie, da tue sich bei ihr niemand einen Gefallen.

Bei "Lieblingsdings" erzählen Menschen, woran ihr Herz hängt, was sie durchs Leben begleitet, ihnen Glück bringt und wovon sie sich niemals trennen würden.

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