Nach zehn Jahren Bauzeit:Südturm der Frauenkirche wieder geöffnet

Nach zehn Jahren Bauzeit: Der Nordturm der Frauenkirche aus neuer Perspektive. Bevor mit der Sanierung des Südturms begonnen wurde, war von 2009 an der Nordturm an der Reihe.

Der Nordturm der Frauenkirche aus neuer Perspektive. Bevor mit der Sanierung des Südturms begonnen wurde, war von 2009 an der Nordturm an der Reihe.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wer den grandiosen Ausblick erleben möchte, kann sich dank Modernisierung nun sogar die 486 Stufen nach oben sparen. Ein neues Hochgefühl auf 98,45 Metern.

Von Andrea Schlaier

Biblische 114 Jahre alt soll der Hausierer Anton Adner gewesen sein, als er am 9. April 1819 zu Fuß die 486 Stufen im Südturm des Liebfrauenturm hochgestapft ist. Schwer beeindruckt von der reifen Leistung des Mannes aus dem Berchtesgadener Land, heißt es, kümmerte sich König Max I. Joseph fortan um das Wohlergehen des rüstigen Methusalems. Heute täte sich dieser erheblich leichter auf dem Weg nach oben. Nach 86 Stiegen könnte er auf Höhe der Orgel in einem Zwischengeschoss rasten und von da ab schösse ihn anschließend in Sekundenschnelle ein Aufzug weiter ans Ziel: den mit knapp hundert Metern noch immer höchsten Punkt der Münchner Altstadt.

Nicht der anstrengende Aufstieg nimmt einem hier den Atem, sondern die hinreißende Aussicht auf das Leben unten und an klaren Tagen der weite Blick. Nach zehn Jahren Bauzeit eröffnet sich dieser von diesem Dienstag an wieder allen Münchnerinnen und Münchnern sowie den Touristen. Der Südturm der Frauenkirche ist dann täglich begehbar.

Nach zehn Jahren Bauzeit: Der Turm ist montags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und sonn- und feiertags von 11.30 bis 17 Uhr begehbar.

Der Turm ist montags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und sonn- und feiertags von 11.30 bis 17 Uhr begehbar.

(Foto: Stephan Rumpf)

Unter der südlichen Haube der zwischen 1468 und 1488 erbauten Kirche gerät denn auch Dompfarrer Klaus Peter Franzl ins Schwärmen: "Wenn man wie ich als Münchner auf seine Heimatstadt runterschaut, des is' einfach großartig!" Doch allein mit dem schönen Ausblick habe man es in der Kathedrale der Erzdiözese München und Freising nicht bewenden lassen wollen. "Wir wollten den Dom zum Sprechen bringen." Hören können das die Besucher nicht, aber betrachten können sie es mithilfe eines neuen Besucher- und Medienkonzepts. "Du wirst fernes Land sehen" lautet dessen biblisches Motto.

60 Menschen können maximal gleichzeitig hinauf

Die 1500 bis 2000 Menschen, die die Liebfrauenkirche täglich betreten, sollen damit gewissermaßen tiefer in den Gottesraum gezogen werden "und nicht nur zum Hauptportal rein, auf den Turm und wieder raus", so Franzl. Deshalb sage nun gleich in der Vorhalle eine 3,50 Meter hohe digitale Stele "Grüß Gott". Auf Deutsch, Englisch und Italienisch werden die Besucher per Überblick und Flyern auf sechs verschiedenen Pfaden durch die Kirche geführt, historisch wie spirituell - von den "Bischöfen und Herrschern" bis zu "Geheimnisvollen Orten".

Im neu eingerichteten Domshop neben der hölzernen Eingangspforte startet die 30-minütige Besteigung des Südturms. 60 Menschen können hier maximal gleichzeitig hinauf. Den Weg durchs äußerst enge Stiegenhaus regelt eine digitale Ampel.

Nach zehn Jahren Bauzeit: Das enge Treppenhaus im Südturm des Doms.

Das enge Treppenhaus im Südturm des Doms.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nach 86 Stufen erreicht man eine Zwischenebene und wird dort unter anderem von Anton Adner in Empfang genommen - genauer: dem Denkmal, das Carl Spitzweg dem Mann mit Kraxe und Schlapphut gemalt hat. Auf digitalen Bildschirmen werden Geschichten rund um den Dom erzählt, genauso wie der Werdegang des Bauwerks selbst - von seinem Vorläufer, der Marienkapelle, bis über die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Der Nordturm, zum Greifen nah

Wer schließlich den Aufzug bis hoch unter die "Welsche Haube" nimmt, wird in einen lichtdurchfluteten Rundgang entlassen: In 16 Fenstern zu allen Seiten breiten sich die Stadt und der weite Horizont aus. Touchscreens liefern Informationen von markanten Gebäuden und Plätzen, vom Justizplast, übers Olympiastadion bis zur Theresienwiese.

Bestens lässt sich hier auch der Fortgang aktueller Großbaustellen beobachten. "Hauptbahnhof, Marienhof, zweite Stammstrecke, ich find's spannend zu sehen, was sich alles tut", sagt Pastoralreferentin Judith Seipel, die sonst Touristen durch den Dom führt. "Für mich immer faszinierend ist aber der Blick auf den Nordturm, so nah, dass man das Gefühl hat, man kann hingreifen." Bevor 2014 mit der Sanierung des Südturms begonnen wurde, war von 2009 an der Nordturm an der Reihe. Das Mauerwerk der Bauwerke war feucht, die Fassaden beschädigt, teilweise hatten die Ziegel des Münchner Wahrzeichens ihre schützende Brennhaut verloren. Auch Fenster und Rahmen mussten saniert und zum Teil erneuert werden.

Nach zehn Jahren Bauzeit: Lichtdurchflutet und mit Ausblick durch 16 Fenster: der neu gestaltete Raum unter der "Welschen Haube".

Lichtdurchflutet und mit Ausblick durch 16 Fenster: der neu gestaltete Raum unter der "Welschen Haube".

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Südturm ist von 22. März an montags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und sonn- und feiertags von 11.30 bis 17 Uhr geöffnet. Der Zugang ist nicht barrierefrei. Tickets sind im Domshop in der Südturmkapelle der Frauenkirche erhältlich, dort ist auch der Eingang zum Südturm. Weitere Infos www.muenchner-dom.de.

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