Süddeutsche Zeitung

Discounter:Lidl setzt auf Mini-Filialen in München

  • Kleine Supermärkte in guter Lage gibt es schon länger, bisher heißen die Rewe to Go und Edeka Xpress.
  • Nun drängt auch der Discounter Lidl mit Kleinstfilialen in die begehrten Innenstadtlagen.
  • Die ersten beiden Kleinstfilialen von Lidl sollen in der Zweibrückenstraße im früheren McDonald's und an der Leopoldstraße eröffnen.

Von Christian Schlodder und Melanie Staudinger

Ein Flachbau, mit einem riesigen Parkplatz und einem Plastik-Verschlag, in dem Einkaufswagen auf potenzielle Herumschieber warten: So kennt man bisher Filialen von Lidl. Dieses Gesicht wird sich verändern, nicht nur, weil der Discounter angekündigt hat, künftig auch Supermärkte zu bauen, auf denen Wohnungen entstehen sollen. Jetzt hat das Unternehmen erneut Neuigkeiten zu vermelden. In den kommenden Monaten sollen die ersten beiden Kleinstfilialen von Lidl in München eröffnen: in der Zweibrückenstraße im früheren McDonald's am 25. Februar und Ende April an der Leopoldstraße 21.

Viel ist bisher noch nicht bekannt über die beiden neuen Mini-Lidl. Das Unternehmen verspricht ein überarbeitetes, an Innenstadtlagen angepasstes Konzept, das tatsächlich eine Abkehr von der früheren Standortpolitik des Discounters darstelle. Bisher sahen die hauseigenen Kriterien eine gesamte Grundstücksfläche von 3000 Quadratmetern an vor, im Schnitt hat ein Lidl-Markt etwa 860 Quadratmeter Verkaufsfläche. In den vergangenen Jahren zeichnete sich eher ein Trend zu immer größeren Filialen ab. Der ebenfalls gerade geplante Markt an der Tübinger Straße südlich des Heimeranplatzes soll sogar über eine Verkaufsfläche von 1700 Quadratmetern verfügen.

Solche Flächen allerdings sind in begehrten Innenstädten mittlerweile ein rares Gut. Daher setzt der Discounter nach eigenen Angaben nun verstärkt auf Ladenflächen in bereits bestehenden Gebäuden. Dafür waren bisher mindestens 600 Quadratmeter erforderlich. Die jetzt geplanten zwei neuen Filialen umfassen nur rund 500 Quadratmeter Verkaufsfläche, wie es aus Unternehmenskreisen heißt. Kleinstfilialen quasi. Zudem sollen diese mit einem komplett überarbeiteten Konzept daherkommen, um mehr und auch neue Kunden anzulocken.

Recht viel mehr will ein Lidl-Sprecher noch nicht verraten. Als sicher gilt jedenfalls, dass es anders als an den anderen Standorten keine eigenen Kundenparkplätze geben wird. Somit werden diese Läden vor allem für diejenigen attraktiv, die vielleicht nicht gleich den ganzen Wocheneinkauf erledigen wollen, sich aber dennoch mit günstigen Lebensmitteln eindecken wollen.

"Das Mobilitätsverhalten der Kunden hat sich geändert. Verbraucher sind durchaus sensibler geworden, was die Entfernungen zum nächsten Geschäft angeht", sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. Wer also nicht unbedingt den Wocheneinkauf tütenweise erledigen möchte, wird sich in der Regel für eine nahegelegene Supermarkt- oder Discounterfiliale entscheiden, die idealerweise noch auf dem oder dem Weg von der Arbeit liegt. Und so versuchen die bekannten Marken zunehmend in die Innenstadtlagen zu expandieren, auch wenn dies mit erheblich kleineren Flächen verbunden ist.

Supermarktketten wie Rewe setzen schon seit einiger Zeit auf das Konzept der kleineren Cityfilialen oder mit "Rewe to Go" auf eine Kooperation mit Aral-Tankstellen, etwa an der Kapuzinerstraße. Im Juli 2017 startete auch Edeka Südbayern mit einer neuen Vertriebsschiene für Kleinflächen unter 600 Quadratmeter. Damals hatte die Supermarkt-Kette gerade 170 Tengelmann-Standorte im südbayerischen Raum übernommen, 50 von ihnen wurden in wenigen Monaten zu "Edeka Xpress"-Filialen umgebaut. Mittlerweile gibt es 53 solcher Minimärkte, zwei davon wurden im vergangenen Jahr in Perlach und Neuperlach eröffnet. Die Verkaufsfläche liegt jeweils unter 600 Quadratmetern, der Fokus des Angebots liegt nach Angaben eines Unternehmenssprechers auf Artikeln des täglichen Bedarfs. Mittelfristig sollen auch Gastroangebote an geeigneten Standorten eine Rolle spielen.

Nun also ziehen langsam die Discounter nach. Penny etwa besitzt an der Karlstraße bereits heute den kleinsten Discounter Deutschlands. Die Verkaufsfläche beträgt lediglich 290 Quadratmeter. Dementsprechend wird auch das Sortiment reduziert. "Für die Kunden ist das dennoch ein Vorteil. Einkaufsmöglichkeiten in der direkten Nähe sind auch immer ein Stück Lebensqualität", sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband.

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SZ vom 12.02.2019/infu
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