Veranstalter Till Hofmann:Der Mann der vielen Orte

Als Manager begleitet er die La Brass Banda, privat feiert er mit Mehmet Scholl Geburtstag: Till Hofmann ist ein Schwabinger Veranstalter mit Sinn für gehobenes Geblödel. Nun globalisiert er sein Kleinkunstreich.

Franz Kotteder

Man könnte ihn "Münchens Großunternehmer in Sachen Kleinkunst" nennen. Aber ihn als "Unternehmer" zu bezeichnen, da sträubt sich etwas dagegen, das klingt etwas zu sehr nach einem Zahlenmenschen. Im Grunde erinnert Till Hofmann einen ja ein bisschen an einen aufgeweckten Schülersprecher, der etwas auf die Beine stellt, weil ihm das gerade saumäßig Spaß macht. Das ist oft die Antriebsfeder seines Handelns - und tatsächlich hat so auch alles seinen Anfang genommen.

Till Hofmann, 2010

Till Hofmann, Großunternehmer in Sachen Kleinkunst, ist ein Muster an Gelassenheit, der begeisterungsfähige Leute um sich zu scharen weiß, denen er vertrauen kann und die er dann auch machen lässt. "Des geht scho", sagt er. Und dann geht es eben schon.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nur ist Till Hofmann jetzt nicht mehr Schülersprecher am Leopoldinum in Passau, sondern Betreiber des Lustspielhauses, der Lach- und Schießgesellschaft, des Vereinsheims, des Café Ringelnatz, alle in Schwabing beheimatet, außerdem des Stadttheaters Oblomow in der Hans-Sachs-Straße.

Seit dem 3. Januar ist er nun auch noch Mitbetreiber des neu eröffneten Kabaretttheaters "Stadtsaal" im Wiener 6. Bezirk. Damit wird nun das System Hofmann gewissermaßen globalisiert. Er sieht das freilich überhaupt nicht so: "Wien hat mich eh immer schon interessiert. Ich habe auch Verwandtschaft dort." Warum also nicht auch ein Kleinkunstlokal eröffnen?

Wenn man Till Hofmann so zuhört, erscheint einem sowieso alles ganz selbstverständlich, was er so auf die Beine stellt. Mitarbeiter und Freunde, befragt nach einem typischen Satz von ihm, sagen meist: "Des geht scho." Oftmals handelt es sich auch nur um einziges Wort: "Eh!" Das erschließt sich nun nur dem richtig, der sich ein bisschen auskennt mit dem Typus des Niederbayern an sich. Der ist es gewohnt, sich knapp auszudrücken, und das Wort "eh" kann dabei sehr vielfältige Bedeutungen haben, auch wenn es meist so viel besagt wie "schon klar".

Till Hofmann kam auf die Welt im niederbayerischen Hofkirchen. Niederbayerische und österreichische Wurzeln - das ist sicher keine schlechte Voraussetzung, wenn man später mal mit Kabarett zu tun haben wird. Bei Hofmann war das so zwar nicht direkt abzusehen gewesen. Er rutschte da so hinein, als er Schülersprecher am Gymnasium war - und eine der vornehmsten Aufgaben, die der Bayerische Staat der sogenannten "Schülermitverantwortung" zugestand, war das Ausrichten von Schulfesten und Veranstaltungen.

Hofmann erwies sich da als besonders gewieft, wie sein damaliger Rektor heute noch zu berichten weiß. Der Rektor, sagt Hofmann, habe ihn gerne machen lassen, und so kam es zu Konzerten mit Maceo Parker und Klaus Kreuzeder in der Schulaula, zu Auftritten von Sigi Zimmerschied und Bruno Jonas, was vor 20 Jahren an Passauer Schulen noch nicht üblich war, vorsichtig ausgedrückt.

Da hat Hofmann jedenfalls gemerkt, dass es ihm liegt, etwas auf die Beine zu stellen. Er organisierte zu Hause in Passau weiterhin Veranstaltungen, gründete noch als Schüler seine Agentur "Eulenspiegel Concerts", die unter anderem seit 1995 in Passau das "Eulenspiegel-Zeltfestival" veranstaltet. Eine Zeitlang hat er dann Bruno Jonas begleitet, wenn der auf Tour ging, und hat die Technik für ihn gemacht. "Beziehungsweise so getan, als ob ich von Technik was verstehe", sagt er und lacht.

Eigentlich war er damals an der Passauer Uni in Romanistik eingeschrieben, aber das Studium "ruht noch immer", wie er sagt. Bruno Jonas übernahm in den Neunzigern zusammen mit dem damaligen Münchner Konzerthallen-Meister Wolfgang Nöth das Lustspielhaus in Schwabing, und als Nöth 1996 sich zurückzog, weil er gerade den Kunstpark Ost aufmachte, fragten sie Hofmann, ob er den Laden nicht als Geschäftsführer übernehmen wollte. Hofmann wollte, und das war sozusagen der Grundstein für sein Kleinkunst-Imperium. Was Wolfgang Nöth seinerzeit auf dem Gebiet der Konzerthallen war, das ist Till Hofmann heute in Sachen Kleinkunst: der Mann der vielen Orte.

Die völkerverbindende Aktion

Dabei sind die beiden grundverschieden: Nöth, ein aufbrausender Temperamentsbolzen, der störende Zwischenwände in seinen Hallen-Immobilien immer am liebsten höchstpersönlich mit dem Vorschlaghammer entfernt hätte. Till Hofmann, ein Muster an Gelassenheit, der begeisterungsfähige Leute um sich zu scharen weiß, denen er vertrauen kann und die er dann auch machen lässt. "Des geht scho." Und dann geht es eben schon.

Das hat vielleicht auch mit seinem Sinn für gehobenes Geblödel zu tun, da bricht dann der Eulenspiegel in ihm durch. Er spielt mit, wenn die "Schwabinger Schaumschläger" einen Film zur Fußball-Europameisterschaft drehen oder wenn an Silvester im Vereinsheim eine neue Trash-Operette zur Aufführung kommt, nur an diesem einen Abend. Er ist, selbstverständlich, mit dabei, wenn die von ihm gemanagte La Brass Banda auf Bulldog-Tour geht oder 14 Tage lang in einem kleinen italienischen Dorf neue Stücke probt, dabei in einem Kino auftritt und auf dem Fußballplatz zum Spiel Deutschland gegen Italien antritt. Das ergibt sich einfach alles so, und Hofmann hat dann auch noch das Freibier, gestiftet von einer Passauer Brauerei, beisteuern können zur völkerverbindenden Aktion.

Überhaupt Fußball: Till Hofmann hat ja selbst einmal in der Landesliga für Passau gespielt, später dann noch einmal für den TSV Oberpframmern in der Kreisliga, weil sein Freund Markus Bachmaier von der Kabarettgruppe Valtorta dort auch spielte. Irgendwann lernte er dann auch noch den ehemaligen Bayern-Spieler Mehmet Scholl kennen; die beiden zogen gelegentlich zusammen in Schwabing um die Häuser. Was auch schon mal damit endete, dass ihnen überraschend das Geld ausging in der Schwabinger 7, und Mehmet zur Strafe eine Stunde lang DJ spielen musste und Till eine Stunde lang spülen.

Die beiden sind schon lange gute Freunde, und weil sie am selben Tag, dem 14. Oktober, Geburtstag haben, feiern sie den auch zusammen im Lustspielhaus - zuletzt den Vierzigsten. Das war eine interessante Gästemischung: Zum einen fast die gesamte Crème de la Crème des deutschsprachigen Kabaretts, und dazu eine Menge ehemaliger Fußballprofis von Klaus Augenthaler bis Matthias Sammer.

Zum Tanz spielte die Spider Murphy Gang auf, und der Comedian Michael Mittermeier lieferte eine Showeinlage als Pfarrer, denn die beiden hatten ihr Geburtstagsfest notdürftig als Hochzeit getarnt. Geblödel muss halt sein, da kommt oft viel mehr dabei raus, als man erst so ahnt. Deshalb mag Till Hofmann auch das sehr übersichtliche Vereinsheim fast am liebsten unter seinen Kleinkunstläden: "Da kann man einfach rumspinnen und das Ganze eine Woche später auf die Bühne stellen. So was macht halt Spaß."

Auch wenn man manchmal Ärger hat, mit den Nachbarn zum Beispiel. Aber selbst das trägt Früchte. So haben Hofmann und seine Leute herausgefunden, wegen des nachzuweisenden Bestandsschutzes, dass in dieser Kneipe schon vor Jahrzehnten Unterhaltung gemacht wurde - vor allem von der "Schwabinger Gisela", die genau dort, in der Occamstraße 8, ihr Lokal hatte.

Eine richtige Münchner Legende also, mit einer spannenden Lebensgeschichte. Das schreit nach einer Dramatisierung, sagt Till Hofmann, ein Musical soll daraus entstehen: "Die Zustimmung von der Gisela haben wir gekriegt, jetzt schaun wir mal, was daraus wird." Erfahrung mit kleinen, feschen Musiktheaterstücken hat man ja im Lustspielhaus: mit dem "Watzmann", dem "Siegfried" und dem "Weißen Rössl" zum Beispiel. Und wenn es klappt und alles gutgeht, dann geht die "Gisela" ja vielleicht sogar noch auf Tournee. Nach Wien zum Beispiel, in den Stadtsaal.

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