Marianne Sägebrecht wird 65:Die mit dem Überlebenssüppchen

"Ich lebe vorwärts und verstehe rückwärts": Seit "Out of Rosenheim" ist Marianne Sägebrecht eine Schauspielerin mit Weltruhm. Zuhause lebt sie bodenständig - kocht Kräuterelixiere und füttert die Tiere.

Barbara Szymanski

Was will man jemanden wie Marianne Sägebrecht noch groß fragen? Ist doch alles bekannt, ist doch schon so viel geschrieben worden über die Schauspielerin von Weltrang, Rezitatorin, Buchautorin, Malerin und neuerdings auch Sängerin. "Schön, Ihre Stimme zu hören", sagt Marianne Sägebrecht gleich zu Beginn des Interviews. Und beginnt zu reden und reden, fast atemlos.

Marianne Sägebrecht wird 65: Plaudert gerne aus dem Nähkästchen: Schauspielerin Marianne Sägebrecht, die mit Filmen wie "Out of Rosenheim" oder "Rosalie goes shopping" zum Kultstar avancierte.

Plaudert gerne aus dem Nähkästchen: Schauspielerin Marianne Sägebrecht, die mit Filmen wie "Out of Rosenheim" oder "Rosalie goes shopping" zum Kultstar avancierte.

(Foto: Manfred Neubauer)

Denn sie hat so viel zu erzählen aus ihrem Leben. Sie sprudelt förmlich, gönnt sich keine Pause, springt von einem Themenfeld zum nächsten. Sie ist so voller Leben, Ideen, Pläne.

Die Schauspielerin aus Schäftlarn erzählt von dem geheimnisvollen, leichten, luftigen Zitronenkuchen ihrer lieben Nachbarin, dessen Rezept diese endlich preisgab für Sägebrechts neuestes Buch Meine Jahreszeiten. Sie schwärmt von ihrer Lesereise, besonders von den Sachsen, die sie gerne mag, weil sie so offen sind - "und weil die Frauen es schaffen, auch ihre Männer zu meinen Lesungen mitzubringen".

Marianne Sägebrecht plaudert von ihrer neuen Hauptrolle in der "Dramödie" mit dem Arbeitstitel Oma in Roma, bei der sie im Oktober mit dem von ihr so geschätzten italienischen Schauspieler Giancarlo Giannini gemeinsam vor der Kamera steht. Sie freue sich auf ihn, auf die Rolle, auf die Arbeit. Zudem habe sie eine Gastrolle als Wirtin Stalleder in der Geschichte der Adele Spitzeder, die Kameramann und Regisseur Franz Xaver Schwarzenberger verfilmt.

Von A wie Alter bis W wie Wechseljahre

Über diese Neuigkeiten vom Film berichtet sie eher am Rande. Denn schließlich gibt es auch noch anderes, eigentlich Wichtigeres, über das zu reden ist, kurz vor ihrem 65. Geburtstag, den sie an diesem Freitag, 27. August, feiert - von A wie Alter, über G wie Glauben, oder W wie Wechseljahre.

Knapp zwei Stunden dauert das Gespräch, bei dem immer neue Geschichten, Ansichten, Einsichten und atemberaubende Gedankensprünge aus Marianne Sägebrecht heraussprudeln - Neuigkeiten über eine Schauspielerin, von der man meinte, es sei bereits alles bekannt. Und setzt man eine Frage oder zumindest ein Stichwort, legt sie sofort los.

Die Königin der Themenwechsel

Zum Beispiel: Marianne Sägebrechts Überlebenssuppen. Diese Suppen würden so viel Arbeit machen, sagt sie, dass sogar Sterneköche daran verzweifeln. Dazu passe auch etwas anderes, Kräuterelixiere, die sie lieben Menschen sozusagen auf den Leib schneidere.

Dann gibt es einen Gedankensprung zu ihrem Glauben an Gott und zu ihr als praktizierende Christin - und von diesem durchaus sehr weiten Feld kommt sie zu dem großen Pinsel, den sie bei Dreharbeiten stets dem Regisseur übergebe mit den Worten: "Sie sind der Meister. Malen Sie Ihr Bild." Nein, sie kümmere sich nicht um den Text, den Schnitt, die Musik, sagt die Schauspielerin. Sie füge sich und sei diszipliniert. Und ja, sie halte sich an den Text und füge kein Wörtchen hinzu, sagt sie.

Und so geht es weiter, von einem Thema zum nächsten: ihre runde Gestalt, die Wechseljahre ("Warum da so ein Brimborium gemacht wird"), ihre tüchtige, tolerante Tochter, die Geburtstagsfeier in München, der Rosenhof Wach in Irschenhausen, in dem sie eine Zeitlang wohnte, die Zaungespräche in Schäftlarn mit lieben Menschen, und natürlich, der anstehende Geburtstag.

"65 Jahre jung" werde sie, sagt sie, lacht hell auf und begründet das "jung" wortreich und temperamentvoll: Das Dasein werde jedes Jahr schöner. Denn sie verstehe immer mehr von den Dingen des Lebens und habe immer noch viele Pläne und niemals eine Sekunde Langeweile - "und ich werde jedes Jahr ein Stück weiser um die Nase". Und außerdem: Sie habe junge Gedanken, lebe vorwärts und verstehe rückwärts, und sie liebe Rituale wie jeden Tag um die gleiche Zeit aufstehen, kochen, Haus aufräumen, Tiere füttern.

Mutter Teresa, Michael Jackson - "passt doch"

Sehr bodenständig - dabei gilt sie schon längst als Kultstar. Dieses Attribut erlangte sie vor allem mit Filmen von Percy Adlon wie Zuckerbaby und erst recht mit Out of Rosenheim oder Rosalie goes shopping. Sie wurde weltberühmt. "Weiß Gott, ja", sagt sie. Mit den Bezeichnungen, die man für sie findet, könne sie leben. Und mit ihren Rundungen erst recht. "Aus tiefer Überzeugung bin ich ein runder Mensch", beteuert sie. "Percy Adlon hat durch mich in seinen Filmen die Schönheit einer runden Frau gezeigt."

Vor der Arbeit mit berühmten Schauspielerkollegen wie John Malkovich, Michael Douglas, Michel Piccoli, Armin Müller-Stahl, mit denen sie drehte, fürchte sie sich nicht, sagt sie - auch nicht vor Giancarlo Giannini. "Die berühmtesten Kollegen sind bescheiden und professionell. Ich habe keine Angst, wohl aber Respekt vor großen Tieren", stellt sie fest.

Deswegen hat Marianne Sägebrecht nachgeschaut, wer am selben Tag wie sie Geburtstag hat. Es sind Mutter Teresa, König Ludwig II. und Michael Jackson. Sie gluckst und freut sich: "Ich passe doch prima in diese Reihe - oder etwa nicht?"

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