„Letzte Generation“ macht weiter:Klimaaktivisten blockieren Straße in der Münchner Innenstadt

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In stilisierten Sträflings-Kostümen setzten sich Mitglieder der "Letzten Generation München" am Freitag auf die Fahrbahn der Frauenstraße in München. Ihre Aktion dokumentierten sie selbst mit Videos und Fotos. Die Botschaft: Die Gruppierung will ihre Aktionen fortsetzen. (Foto: Letzte Generation München/oh)

Der Protest richtet sich gegen die Verurteilung eines schwäbischen Mitstreiters zu einer Haftstrafe. Wütende Passanten gehen bei der Aktion am Freitag auf die Protestierenden los. Die Polizei greift ein.

Von Martin Bernstein

Fünf Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ haben am Freitagnachmittag die Frauenstraße am Münchner Viktualienmarkt blockiert. In stilisierter Sträflingskleidung wollten sie gegen die ihrer Meinung nach unverhältnismäßig hohe Haftstrafe für einen schwäbischen Mitstreiter protestieren. Die Münchner Polizei musste eingreifen, um die Blockade aufzulösen – aber auch um die Protestierenden vor gewaltsamen Übergriffen wütender Autofahrer zu schützen.

Ein von der Gruppe am Sonntag auf Instagram veröffentlichtes Video zeigt, wie ein Fahrzeug auf einen Blockierer zurollt. In anderen Szenen werden die auf der Frauenstraße sitzenden Männer und Frauen beschimpft und tätlich angegangen, Passanten versuchen, ihnen die Plakate zu entreißen. „Ich geh’ arbeiten, Alter, ich brauch’ das Geld“, ruft ein wütender Mann, „also hört’s auf mit dem Sch...“.

Schließlich ist zu sehen, wie Polizistinnen und Polizisten die Teilnehmer der Sitzblockade von der Straße zerren. Keiner der Protestierenden hatte sich auf dem Asphalt festgeklebt. Etwa zehn Sympathisanten begleiteten die Aktion vom Straßenrand aus. Die Polizei habe die Versammlung nicht anerkannt und die Blockierer direkt von der Straße gezogen, schildert eine Sprecherin der Gruppe auf Anfrage. „Es wurde keine Möglichkeit gegeben, die Versammlung spontan anzumelden.“

Eine Polizeisprecherin sagt jedoch, der Gruppe sei ein neuer Versammlungsort auf dem Gehweg angeboten worden. Nachdem Beamtinnen und Beamte die Blockade aufgelöst hätten, sei alles „sehr friedlich und kooperativ“ verlaufen. Festnahmen habe es nicht gegeben, lediglich einige Identitätsfeststellungen. Die ganze Aktion habe gut eine halbe Stunde gedauert.

Der Staatsschutz ermittle jetzt, unter anderem wegen des Verdachts der Nötigung. Möglicherweise müssen auch Passanten, die handgreiflich geworden sind, mit Konsequenzen rechnen. Die Aktivisten der „Letzten Generation“ haben nach eigenen Angaben jedoch keine Anzeigen erstattet.

Mit ihrer Blockade wollten die Münchner Aktivistinnen und Aktivisten nach eigenen Angaben ihre Solidarität mit dem 69-jährigen Karl Braig aus dem Raum Kempten demonstrieren. Braig hatte Mitte Dezember eine fünfmonatige Haftstrafe angetreten. Er hatte sich nach Angaben der Klimaschutzorganisation im Jahr 2023 zweimal für insgesamt eineinhalb Minuten auf Passauer Straßen festgeklebt.

„Das ist so unverhältnismäßig, dass wir das zeigen mussten“, schreiben seine Münchner Unterstützer. Und sie kündigen – obwohl die „Letzte Generation“ mittlerweile offiziell ihren Namen abgelegt und sich als Gruppierung aufgelöst hat – weitere Aktionen in der bayerischen Landeshauptstadt an: „Wir werden wiederkommen und weiter protestieren. Unrecht muss sichtbar gemacht werden.“

Die Gruppierung will vorerst weiter als „Letzte Generation München“ auftreten. Der neue Name sei noch nicht bekannt.

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