Nach Festklebeaktionen:Mehr Sicherheit für die Werke der Altmeister

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In der Alten Pinakothek in München klebten sich Aktivisten an den historischen Rahmen des Rubens-Gemäldes "Der bethlehemitische Kindermord" aus dem 17. Jahrhundert. Der muss nun renoviert werden. (Foto: dpa)

Nach Aktionen von Klimaaktivisten dürfen in einigen Museen Taschen nicht mehr in Ausstellungen mitgenommen werden. Ziel der Attacken sind bislang immer Altmeistersammlungen.

Von Evelyn Vogel, München

Dass man durch Sicherheitsschleusen gehen muss, dass ein Blick auf den Inhalt der Handtasche geworfen wird - all das kennt man von Flughäfen und anderen sicherheitssensiblen Orten. Auch im Kulturbereich, besonders bei Großveranstaltungen wie Konzerten, gibt es inzwischen oft massive Einlasskontrollen. Seit einiger Zeit verschärfen aber auch Museen ihre Sicherheitsmaßnahmen, dürfen Besucher selbst kleinere Taschen nicht mehr mit in die Ausstellungsbereiche nehmen. Der Grund: Aktionen von Klimaaktivisten, die sich an den Rahmen altmeisterlicher Gemälde festkleben.

Nachdem es Anfang Juli in Großbritannien zu mehreren derartigen Vorfällen gekommen war, haben auch die Staatsgemäldesammlungen ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Nachzulesen sind sie im Internet in der Hausordnung, auf Aufstellern an Infotheken, mitunter auch auf Plakaten am Eingang. Dort heißt es nun: "Mitgeführte Gegenstände wie Taschen unabhängig von der Größe sowie Mäntel und Jacken sind an der Garderobe oder in den Schließfächern zu hinterlegen." In Ausnahmefällen, meist medizinischer Natur, werden die Taschen kontrolliert und gekennzeichnet, so dass sie mitgenommen werden können. Umsetzen müssen die Vorgaben die Aufsichten. Und die trifft dann auch der Unmut der Besucherinnen und Besucher, die zum Teil von den Festklebeaktionen zuvor nichts gehört hatten oder die Maßnahmen schlichtweg übertrieben finden.

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Doch die Vorfälle haben sich inzwischen gehäuft. Auch in Italien, Frankreich und Deutschland kam es im Sommer zu solchen Aktionen der sogenannten "Letzten Generation". In Deutschland waren die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, das Frankfurter Städel und die Berliner Gemäldegalerie sowie zuletzt die Alte Pinakothek in München betroffen. Hier klebten sich die Aktivisten an den historischen Rahmen eines Rubens-Gemäldes aus dem 17. Jahrhundert, der nun renoviert werden muss. Generaldirektor Bernhard Maaz verurteilte die Aktion umgehend, ebenso wie zuvor Museumsdirektoren sowie der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, die vorherigen Attacken. Immer sind es Altmeistersammlungen. Weswegen die Museen für zeitgenössische Kunst bislang kaum Maßnahmen ergriffen, aber ihre Aufsichtspersonen sensibilisiert haben.

Viele Museumsleute verurteilen den unverantwortlichen Umgang mit Natur und Umwelt. Allenthalben wird versucht, die Klimabilanz zu verbessern. Doch die Aktionen der "Letzten Generation" stoßen auf Unverständnis. Einige große Museen dieser Welt haben schon lange Sicherheitsschleusen eingeführt. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht Schule machen muss - wegen einer Tube Sekundenkleber.

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