Süddeutsche Zeitung

Isartor:Klimaaktivisten kleben sich auf der Straße fest

Mit der Aktion will die Gruppe "Letzte Generation" gegen die Verschwendung von Lebensmitteln protestieren. Es dauert Stunden, bis der Verkehr wieder fließt - manch ein Autofahrer reagiert verärgert.

Von Anita Naujokat

Klimaaktivisten der Bewegung "Letzte Generation" haben am Freitag über Stunden hinweg den Autoverkehr am Isartor blockiert. Mit der Aktion wollten sie gegen die Verschwendung von Lebensmitteln protestieren. Die Gruppe fordert ein Gesetz zur Rettung weggeworfener Nahrung und macht sich stark für nachhaltige Landwirtschaft. Nicht nur in München kam es am Freitag zu solchen Sitzblockaden, auch auf einem Abschnitt der Berliner Stadtautobahn hatten sich mehrere Demonstranten auf der Fahrbahn festgeklebt.

In München verteilte die kleine Gruppe "gerettetes" Gemüse auf der Straße. Karotten, Salat und Obst, die sie vorher aus Containern von Lebensmittelmärkten gefischt hatten, wollten sie an Passanten weitergeben. Dazu kam es aber nicht: Gleich zu Beginn der Aktion versuchte der Fahrer eines Handwerksbetriebs einen der Aktivisten mit seinem Wagen aus dem Weg zu drängen. "Ich muss weg. Ich muss zur Arbeit. Ihr seid ja irre", schrie er. Die Situation drohte zu eskalieren, auch Fußgänger äußerten Unmut und Unverständnis. Wieder andere sprachen von einer "coolen Aktion". Der Fahrer rangierte schließlich zurück - Obst und Gemüse waren nur noch Matsch.

Die Sitzblockade unter dem Motto "Essen retten - Leben retten" war die erste Aktion der "Letzten Generation" in München. Die Gruppe hat bereits bundesweit Aufsehen erregt in Berlin, Hamburg, Frankfurt und Stuttgart durch Blockaden und einen Hungerstreik. Die Aktivisten sehen sich selbst als die letzte Generation, die den Klimanotstand noch aufhalten kann.

Angereist waren fünf Aktivisten und einige Unterstützer aus ganz Bayern. Die Polizei löste die Versammlung zwar bald auf - aber nicht vollständig: Zwei Demonstranten hatten mit Sekundenkleber ihre linke Hand auf den Asphalt geklebt. Polizei und Feuerwehr mussten erst ein geeignetes Mittel zur Lösung des Klebstoffs auftreiben, um beide ohne Verletzungen von der Frauenstraße entfernen zu können. Sie müssen nun mit einer Anzeige wegen Eingriffs in den Straßenverkehr rechnen, so ein Polizeisprecher. Die Störung der Öffentlichkeit war ihnen gelungen - für die verstreuten Lebensmittel aber interessierten sich nur vorbeikommende Hunde.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5522424
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/edp/anna/tbs
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.