Letzte Ehre:Ein Leben für die Manege

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Zirkus-Freunde und viele Münchner nehmen Abschied von Christel Sembach-Krone

Eigentlich sollte an diesem Donnerstag die Premiere des Circus Krone in Deggendorf sein. Natürlich ist sie verschoben worden. Denn an diesem Donnerstag wurde Christel Sembach-Krone beerdigt, die vergangene Woche mit 80 Jahren gestorben war. Ihre Mitarbeiter kamen mit Bussen von Deggendorf nach München herüber, um der Circus-Direktorin die letzte Ehre zu erweisen.

Eigentlich war für diesen Donnerstag Regen angesagt. Und natürlich ist auch der verschoben worden. Die Sonne schien, als sich etwa 300 Trauergäste vor der Aussegnungshalle auf dem Waldfriedhof versammelten: die Krone-Mitarbeiter, von denen manche den Schriftzug ihres Arbeitgebers auf der Jacke trugen; und viele Zirkusleute aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland, unbekannte und bekannte wie die Direktoren Gerd Siemoneit-Barum oder Flavio Togni.

Die meisten Trauergäste standen vor der Aussegnungshalle, drinnen waren bloß Angehörige der Familie und engste Circus-Krone-Mitarbeiter. Die Reden wurden nach draußen übertragen. Pfarrerin Katharina Hoby sagte, die Welt verliere mit Christel Sembach-Krone "die letzte Grande Dame des Zirkus". Bei aller Strenge und bei aller Disziplin habe sie ein großes Herz gehabt.

Der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte, der Circus Krone sei "ein Aushängeschild Münchens, Bayerns und - ich würde sogar sagen - Deutschlands." Dass er, Stoiber, so zirkusbegeistert sei, das sei ein Werk Sembach-Krones. Er hob hervor, dass es ihr "um den bestmöglichen Schutz" der Tiere gegangen sei. "Sie hat die Tiere nicht dressiert, sondern ausgebildet." Dass sie von Tierschützern angegriffen worden sei, habe Sembach-Krone gekränkt.

"Christel Sembach-Krone verkörperte den Zauber der Zirkuswelt so überzeugend und leidenschaftlich wie keine andere", sagte Münchens OB Dieter Reiter. Er sei traurig, aber auch dankbar - unter anderem für ihr bürgerschaftliches Engagement. "Der Circus Krone macht seit vielen Jahren Sondervorstellungen für sozial Benachteiligte", sagte Reiter, "650 000 Menschen haben sie besucht."

Schließlich fuhr eine Kutsche vor die Aussegnungshalle, gezogen von Pferden, Sembach-Krones Lieblingstieren. Die Kutsche brachte den Sarg zum Mausoleum der Familie. Kränze von Zirkussen aus der ganzen Welt säumten den Weg dorthin. Auf dem Mausoleum steht "Familie Carl Krone"; Sembach-Krones Großvater hatte den Circus gegründet. Und drinnen, über dem Grab, in dem Christel Sembach-Krone nun ihre letzte Ruhe fand, wacht ein weißer, steinerner Zirkus-Elefant.

© SZ vom 30.06.2017 / gfi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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