Lesung:Freiheit des Wortes

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Münchner PEN-Stipendiaten lesen aus ihren Werken

Von Franziska Herrmann, München

In seinem Roman "Grauzone" erzählt Aleksei Bobrovnikov die Geschichte eines Wirtschaftsreporters, der im Auftrag der Presse im Kriegsgebiet landet und daraufhin selbst zur Zielscheibe wird. Bei seinen Recherchen stößt er auf Geldwäsche mit Russland, Betrug und Mord sowie Drogenschmuggel, der den Krieg finanziert. Und das alles im Namen des Patriotismus. Bobrovnikov selbst ist dieser Mann, über den er schreibt.

Am Montag, 12. Oktober, wird er in der Seidlvilla erstmals Auszüge aus seinem bisher unveröffentlichten dokumentarischen Roman vorstellen. Seit 2018 lebt der ukrainische investigative Journalist und Autor mit einem dreijährigen "Writers in Exile"-Stipendium des PEN Deutschland in München. Bobrovnikov entlarvte Verbindungen zwischen einem Schmugglerring und dem ukrainischen Militär. Daraufhin bekam er öffentliche Todesdrohungen und sah sich gezwungen, seine Heimat zu verlassen. In der Lesung "Wege in die Freiheit" wird er gemeinsam mit zwei weiteren Stipendiaten, der eriträischen Lyrikerin Yirgalem Fisseha Mebrahtu und Jiyar Jahan Fard aus Iran, anhand eigener Texte das neue Leben reflektieren und das alte verarbeiten; moderiert wird der Abend von PEN-Präsidiumsmitglied Vera Botterbusch, die auch die deutschen Texte liest. "Ich habe aufgehört, an Gerechtigkeit zu glauben, aber ich glaube sehr wohl an die Kraft des Einzelnen, hoch erhobenen Hauptes aufzustehen, allen Widrigkeiten zum Trotz", sagt Aleksei Bobrovnikov heute, nachzulesen auf der Webseite des PEN Deutschland.

Auch der in Iran geborene kurdische Schriftsteller Jiyar Jahan Fard steht in seiner Heimat unter ständiger Beobachtung. Verhaftet und inhaftiert wurde er, weil er sich für die Bewahrung der kurdischen Sprache und Kultur einsetzt. Die Lyrikerin, Journalistin und Schriftstellerin Yirgalem Fisseha Mebrahtu aus Eritrea wiederum wurde wegen ihrer journalistischen und literarischen Arbeit sechs Jahre unter schlimmsten Bedingungen inhaftiert, ohne Anklage oder ein Gerichtsverfahren. "Ich kann jetzt ohne Angst leben und werde nicht mehr dafür bestraft, dass ich meine Ideen zum Ausdruck gebracht habe", sagt sie. "Ich genieße diese Freiheit sehr und meine Schriften sind das Ergebnis von Freiheit". Seit mehr als zwanzig Jahren setzt sich der PEN für die Freiheit des Wortes ein. Es sind nicht zuletzt Aussagen wie diese, die verdeutlichen, wie unerlässlich seine Arbeit ist. Und es sind Aussagen wie diese, die aufzeigen, wie sehr neben der Pressefreiheit vor allem auch um die Freiheit der Menschen gerungen werden muss.

Wege in die Freiheit , Lesung , Montag, 12.Oktober, 19 Uhr, Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, Eintritt frei, Anmeldung erforderlich unter writers-in-exile@pen-deutschland.de

© SZ vom 09.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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