München:Acht Bibliotheken, die Sie gesehen haben sollten

Von Stabi zur Monacensia, vom Historicum nach "Hogwarts": Hier gibt es Lesestoff ohne Ende in sehenswerten Gebäuden.

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Bayerische Staatsbibliothek:Die Große

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Quelle: Stephan Rumpf

Das muss man mitbringen: Kleingeld fürs Schließfach und eine durchsichtige Plastiktüte, um dem Pförtner am Drehkreuz zum Großen Lesesaal zu beweisen, dass man nichts Verbotenes, wie etwa Essen oder Getränke, mit hineinnimmt.

Das bekommt man: Mehr als zehn Millionen Bände, 1060 Sitzplätze in mehreren Lesesälen und kostenloses Wlan. Die "Stabi" (eigentlich nennt niemand die 1558 gegründete Hofbibliothek des Herzogs Albrecht V. anders) hat fast zwei Millionen Bücher digitalisiert - in Deutschland bislang einzigartig. Sie ist nach der British Library in London die zweitgrößte Zeitschriftenbibliothek Europas: Aktuell sind es etwa 58 500 Publikationen. Seit 1663 müssen von jedem in Bayern erscheinenden Druckwerk zwei Exemplare an das Haus abgeliefert werden.

Das merkt man sich: Weil die Stabi trotz der vielen Plätze oft überlastet ist, gibt es strenge Regeln. Wenn ein Besucher länger fort ist, legen die Mitarbeiter eine gelbe Karte auf seinen Platz. Nach einer Stunde folgt die rote Karte und der Platz wird geräumt. Die Stabi gilt außerdem als Studenten-Partnerbörse. Vor einigen Jahren wurde auch auf der Facebook-Seite "Spotted: Stabi" geflirtet. Inzwischen hat die Seite ihre beste Zeit hinter sich. Am Eingang des Gebäudes im Stil der Frührenaissance stehen Statuen der vier Gelehrten Thukydides, Homer, Aristoteles und Hippokrates. Innen stehen Automaten mit Kaffee oder Ohrstöpseln.

(Ludwigstraße 16, Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr, Allgemeiner Lesesaal täglich 8 bis 22 Uhr nach vorheriger Anmeldung, Tel. 089/286382322. Weitere Infos auf der Website.)

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Juristische Bibliothek:"Hogwarts"

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Quelle: SZ

Das muss man mitbringen: Eine juristische Frage - oder Muße. Die Juristische Bibliothek, 1906 eröffnet, ist eine der schönsten der Stadt.

Das bekommt man: Wer im Rathaus am Marienplatz den dritten Stock aufsucht, und dort das Zimmer 367, gelangt in einen zweistöckigen Lesesaal im Jugendstil: fast zehn Meter hohe Decken, Balustraden und vergoldete Wendeltreppen. Es gibt hier 50 Arbeitsplätze auf 120 Quadratmetern. Es kommen Studenten, Menschen aus der Stadtverwaltung - und interessierte Laien. Die etwa 12 000 aktuellen Werke, darunter auch Zeitschriften, sind weniger an Studenten gerichtet, sondern für die Lösung praktischer Fälle gedacht. Daher sitzen hier auch viele Bürger, die einen Rechtsstreit haben, fürchten oder über einen nachdenken.

Das merkt man sich: Studierende sagen gerne, sie gingen jetzt nach "Hogwarts" (die Hexenschule von Harry Potter), wie das Personal mit leichtem Stolz in der Stimme erzählt.

(Marienplatz 8, Montag bis Freitag 9 bis 16.30 Uhr, der Aufenthalt ist zeitlich begrenzt und nur mit vorheriger Reservierung unter stb.juristische.bibliothek.kult@muenchen.de oder Tel. 089/23392709 möglich. Weitere Infos auf der Website.)

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Philologicum:Die Neue

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Quelle: Catherina Hess

Das muss man mitbringen: Als Studierender der Ludwig-Maximilians-Universität ist ein Ausweis nötig.

Das bekommt man: Mit etwa 430 000 Büchern, Zeitschriften und anderen Medien in mehr als 80 Sprachen sowie 740 Lese- und Arbeitsplätzen ist das Philologicum die größte Fachbibliothek der LMU. In unmittelbarer Nähe zum Hauptgebäude und den Gebäuden der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft vereint sie seit ihrer Eröffnung zum Wintersemester 2019/2020 alle bisherigen philologischen Bibliotheken unter einem Dach. Der Nordflügel beherbergt das sogenannte "Silentium", in dem stilles Studieren möglich ist; Teamwork, Austausch und Diskussion finden im "Forum" im südlichen Trakt statt. Von außen reiht sich das Philologicum prächtig in die Optik der Bauten entlang der Ludwigstraße ein, das Innere ist architektonisch so konzipiert, wie man es vor zehn Jahren in München wohl nicht für möglich gehalten hätte.

Das merkt man sich: Das moderne Philologicum ist eine Bibliothek der Superlative. Insgesamt stehen auf knapp 6000 Quadratmetern Hauptnutzfläche mehr als 14 Kilometer Regale, das ist etwa die Strecke vom Marienplatz nach Aubing. Und auch bei den Arbeitsplätzen haben Planer und Architekten nicht gespart: Mehr als doppelt so viele Plätze wie ursprünglich gedacht stehen zur Verfügung, außerdem ein Eltern-Kind-Raum, ein Raum für Sehbehinderte und Einzelkabinen, die bis zu einem Monat mieten kann, wer an einer Abschlussarbeit sitzt.

(Ludwigstraße 25, Montag bis Samstag 9 bis 20 Uhr, Lese- und Arbeitsplatznutzung nur nach vorheriger Reservierung möglich, Tel. 089 2180-1858. Weitere Informationen auf der Website)

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Historicum:Die Studentische

Historicum München Bibliothek

Quelle: Andreas Graf

Das muss man mitbringen: Als Student der Ludwig-Maximilians-Universität Lernwillen, als Nicht-Student den Antrag für einen kostenlosen Gastausweis.

Das bekommt man: Archäologie, Byzantinistik und Geschichte in etwa 224 000 Fachbänden, davon befassen sich allein 3500 Werke mit bayerischer Geschichte. Die Abteilung Landesgeschichte hat die wichtigsten Quellenwerke und Handbücher zum Thema. Das Historicum bietet 316 Sitzplätze, aber auch im Innenhof, dem Salinenhof mit Brunnen und Wiese, lässt es sich gut sitzen. Die Ablenkungen im Studentenviertel sind vielfältig. Der Neubau in der Schellingstraße wurde 1999 fertiggestellt, der Altbau des Historicums in der Amalienstraße ist von 1899 und zählt zum Jugendstil.

Das merkt man sich: Sobald 100 Plätze belegt sind, haben nur noch Studierende der LMU-Fakultäten für Katholische Theologie, Evangelische Theologie, Geschichts-und Kunstwissenschaften sowie für Sozialwissenschaften Zutritt.

(Schellingstraße 12, Montag bis Freitag 9 bis 20 Uhr, Lese- und Arbeitsplatznutzung nur nach vorheriger Reservierung,Tel. 089/21805586. Weitere Infos online.)

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Monacensia:Münchens Gedächtnis

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Quelle: Stephan Rumpf

Das muss man mitbringen: Interesse für München beziehungsweise für Münchens Schreiber.

Das bekommt man: Literatur aus und zur Stadt - und etwa 300 literarische Nachlässe. Nicht nur von Klaus Mann, Frank Wedekind oder Oskar Maria Graf. Sondern etwa auch von Herbert Achternbusch oder Herbert Rosendorfer. Die Monacensia bezeichnet sich mit einem Bestand von etwa 150 000 Büchern zu Recht als "literarisches Gedächtnis der Stadt". Sie ist aus dem Literaturarchiv der Stadt München hervorgegangen und befindet sich seit 1977 in der ehemaligen Künstlervilla im Hildebrandhaus. Das kleine Barockschlösschen aus der Prinzregentenzeit bietet auf 120 Quadratmetern 26 Arbeits- und zwölf Lounge-Plätze. Da die Monacensia zur Münchner Stadtbibliothek gehört, ist die Nutzung gebührenfrei, für die Ausleihe nach Hause braucht man allerdings einen Ausweis. Die Nachlässe beinhalten Originaldokumente wie Manuskripte, Briefe oder Fotografien. Nach Anmeldung kann man sie im Leseraum seinsehen.

Das merkt man sich: Ein Schwerpunkt der Sammlung sind Münchner Volkskünstler wie Therese Giehse, Liesl Karlstadt, Bally Prell, Erni Singerl, der Roider Jackl und Jörg Hube.

(Maria-Theresia-Str. 23, Montag bis Mittwoch und Freitag 9.30 bis 17 Uhr, Donnerstag 12 bis 19 Uhr, für das Literaturarchiv ist derzeit eine Anmeldung erforderlich, Tel. 089/41947212, weitere Infos auf der Website.)

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Lyrik Kabinett:Die Poetische

Lyrik Kabinett München

Quelle: panobilder.de, Dieter Lukas / Lyrik Kabinett

Das muss man mitbringen: Liebe zu Worten, ob sie sich nun reimen oder nicht.

Das bekommt man: Nach der Poetry Library in London ist das Lyrik Kabinett die zweitgrößte öffentliche Poesie-Sammlung Europas. Die gebührenfreie Präsenzbibliothek hat zurzeit rund 65 000 Werke, von der Antike bis heute. Jährlich werden etwa 2000 neue Medien angeschafft. Sie dokumentieren vor allem die zeitgenössische deutsche Lyrik, sowie die internationale Poesie in einer repräsentativen Auswahl. Das Lyrik Kabinett, ein Forum für Poesie-Liebhaber, besteht seit 1994 als Verein, seit 2003 als Stiftung. Ursula Haeusgen ist Begründerin und Mäzenin der Sammlung, die sie als Dauerleihgabe der LMU überließ. Deshalb kann man die Bestände auch über die Stabi recherchieren. Es gibt 15 Arbeitsplätze und kostenfreies Wlan. 2005 zog die Bibliothek in neue Räume ein, in denen auch Veranstaltungen stattfinden.

Das merkt man sich: Das minimalistische, berankte Gebäude, stammt vom Münchner Architekturbüro a + p. Zu Gast waren hier schon Ilse Aichinger, Raoul Schrott, Sarah Kirsch oder Durs Grünbein.

(Amalienstraße 83, Montag bis Freitag 10 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr, die Nutzung ist derzeit nur nach Voranmeldung möglich, Tel. 089/346299, weitere Informationen unter lyrik-kabinett.de)

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Hochschule für Fernsehen und Film:Die Cineastische

Bibliothek der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in München

Quelle: HFF

Das muss man mitbringen: Als Cineast ein bisschen freie Zeit. Die Bibliothek der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) ist die einzige Spezialbibliothek in Bayern zum Thema Bewegtbild.

Das bekommt man: Fast 40 000 Filmtitel, ob auf DVD, Blu-Ray oder VHS-Kassette. Dazu 70 000 Bücher und 100 laufende Zeitschriften, darunter auch ältere Jahrgänge - bis zurück in die Zwanzigerjahre. Die HFF hat ein Privatarchiv mit Filmzeitschriften, -programmreihen und -büchern aus der Zeit zwischen 1920 und 1960 angekauft, es stammt von dem Münchner Eberhard von Bersworth, der viele Jahre leitender Musikredakteur beim Bayerischen Rundfunk war. Für Nicht-Studierende ist die Sammlung der HFF eine kostenfreie Präsenzbibliothek. Neun Sichtungs-Kabinen stehen bereit, um die Filme ansehen zu können. Arbeitsplätze gibt es 34. Einzigartig an der HFF-Bibliothek ist der Bestand an "grauer Literatur", damit sind Werke gemeint, die nicht im Buchhandel erschienen sind: Original-Drehbücher, Kataloge von Filmfestivals und ähnliches.

Das merkt man sich: Im hauseigenen Pressearchiv werden viele deutschsprachige Tages- und Wochenzeitungen ausgewertet. Zum Beispiel sind hier nahezu alle Artikel zu David Lynch an einer Stelle gesammelt. Das Archiv umfasst mehrere hundert Leitz-Ordner. Wenn es zu einem Regisseur noch keine oder nur wenige Bücher gibt, kann man hier möglicherweise Infos finden.

(Bernd-Eichinger-Platz 1, Montag bis Donnerstag, 12 bis 18 Uhr, 089/689579107, weitere Informationen auf der Homepage)

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Kinder- und Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg:Die Junggebliebene

Kinder- und Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg

Quelle: Marlene Zöhrer

Das muss man mitbringen: Begeisterung für Michael Ende, James Krüss, Erich Kästner oder andere Jugendautoren.

Das bekommt man: Die weltweit größte Sammlung nationaler und internationaler Kinder- und Jugendliteratur in mehr als 130 Sprachen. Die deutsch-jüdische Journalistin Jella Lepman hat sie 1949 gegründet. Sie war überzeugt, dass Menschen in der Nachkriegszeit nicht nur Lebensmittel und Unterkünfte brauchen, sondern auch Bücher - für Weltoffenheit und Völkerverständigung. Bereits 1946 zeigte Lepman im Haus der Kunst in München 4000 Bücher für junge Menschen. Heute umfasst die Bibliothek, die sich seit 1983 im spätgotischen Schloss Blutenburg in Obermenzing befindet, etwa 630 000 Medien. So wie in den Anfängen werden auch heute noch Bücher gespendet - von etwa 1000 Verlagen aus aller Welt oder von Privatleuten.

Das merkt man sich: In dem Schloss gibt es etwa 60 000 historische Bücher. Sie werden als Kulturerbe gesammelt und unter Aufsicht im Lesesaal bereitgestellt. Das älteste Exemplar ist eine lateinische "Reineke Fuchs"-Ausgabe aus dem Jahr 1575.

(Schloss Blutenburg, Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr, Tel. 089/891211, weitere Informationen auf der Homepage)

© SZ.de/sekr
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