Lerchenau/Fasanerie-Nord:Neue Weichenstellung

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Ein Schild sagt mehr als tausend Worte: Autofahrer verbringen viele Stunden pro Tag beim Warten am S-Bahnhof Fasanerie. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Ministerium denkt über alternative Streckenentlastungen nach - ob das die Untertunnelung des S-Bahnhofs Fasanerie tangiert, ist noch nicht abzusehen

Von Simon Schramm, Lerchenau/Fasanerie-Nord

Was geschieht mit der geplanten Tunnel-Lösung am Bahnübergang Fasanerie? Ende Juli herrschte im Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl in dieser Frage einmal mehr Konfusion. Verursacht hatte sie ein langjähriger Gast. Bekanntlich sollen die Schranken am Bahnhof Fasanerie einer Unterführung für Fußgänger und Radfahrer weichen, außerdem ist vorgesehen, die Feldmochinger Straße in den Süden in eine Unterführung unter der Bahnstrecke zu versetzen. Klaus Schreibauer, Anwohner und seit vielen Jahren Kämpfer für das Projekt, das Fachleute als "Höhenfreimachung" kennen, setzt sich in Form lokalpolitischer Anträge und im andauernden Austausch mit den Behörden für Fortschritte am Bahnübergang ein. Nach den Bürger-Workshops vor zwei Jahren, die Grundlage für die gemeinsame Vorplanung von Stadt und Bahn sind, wollte Schreibauer vor Kurzem erneut herausfinden, was derzeit Sache ist.

Der Anwohner erklärte nun den Lokalpolitikern in ihrer Sitzung, nach etlichen Telefonaten habe er nur eine enttäuschende Auskunft bekommen: Die Bahn, so habe es geheißen, warte darauf, dass die Landeshauptstadt auf das Unternehmen zukomme. Wurde das Projekt vergessen? Das städtische Baureferat tritt dieser Vermutung entschieden entgegen. Es befinde sich "in permanentem Austausch" mit der Bahn, "jede Weiterentwicklung und Konkretisierung" werde "zeitnah abgestimmt", erklärt Sprecherin Dagmar Rümenapf. Die Planung des Projektes habe man mittlerweile dem Bezirksausschuss zur Einschätzung vorgelegt. Dessen Vorsitzender Markus Auerbach (SPD) hat mittlerweile bestätigt, dass die Unterlagen eingegangen seien - nachdem die Lokalpolitiker aufgrund der Nachrichten im Juli nachgefasst hatten. "Nach der endgültigen Abstimmung mit dem Bezirksausschuss wird die Planung dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt", lässt das Baureferat zudem verlauten.

Überrascht zeigt sich Auerbach in diesem Zusammenhang von den Plänen der bayerischen Staatsregierung, die Mitte August durch einen SZ-Artikel öffentlich wurden. Das Verkehrsministerium will demnach die extrem befahrene Bahnstrecke im Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl entlasten, auf der neben der S-Bahn auch Regional- und Güterzüge verkehren. Im Ministerium ist man sich noch nicht einig, wie die das geschehen soll. Frank Kutzner, Leiter der Abteilung S-Bahn und Bahnausbau, geht davon aus, dass ein viergleisiger Ausbau wegen der dichten Bebauung an der Bestandsstrecke nicht möglich sei. Darum hat er vorgeschlagen, eine gänzlich neue Strecke zu bauen, die im Tunnel bei Untermenzing, Allach und Ludwigsfeld verläuft, und später außerhalb des Stadtgebiets wieder an die Oberfläche kommt. Andererseits lässt der Freistaat derzeit in einer Studie untersuchen, ob nicht doch die Bestandsstrecke, auf der auch der Bahnhof Fasanerie samt Schranken liegt, auf vier Gleise erweitert werden kann - und hat damit eine Idee reaktiviert, deren Chancen auf eine Realisierung seit jeher eigentlich als sehr gering eingeschätzt wurden.

Es hat Jahre gebraucht, bis sich Stadt und Freistaat auf die Lösung geeinigt haben, den Bahnhofsbereich in der nun geplanten Version neu zu gestalten. Zögert diese neue Idee die Lösung nun erneut hinaus? "Dass zum gleichen Zeitpunkt auch das bayerische Verkehrsministerin das Bild einer "Bahn im Tunnel" auf der S 1 beschwört und dabei so sehr im Vagen bleibt, dass es vermutlich einfacher wäre, einen Pudding an die Wand zu nageln, als die Aussage zu fassen, erscheint mit Blick auf das Timing und die politischen Konsequenzen mehr als denkwürdig", kommentiert BA-Chef Auerbach. "Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass die üblichen Verdächtigen wieder auf die ,Bahn im Tunnel' pochen und fordern werden, die Planfeststellung für die Höhenfreimachung der Bahnübergänge durch Eisenbahnunterführungen weiter zu verschleppen, um den Tunnel nicht zu vereiteln."

Ob die neuen Ideen der Regierung Auswirkungen auf die Planungen für die Fasanerie haben, mag das Baureferat derzeit noch nicht sagen. Das Referat werde aber gemeinsam mit der Bahn beim Ministerium klären, was als verbindliche Planungsgrundlage anzusetzen sei, erklärt Sprecherin Monika Großkopf. Das Verkehrsministerium will die Untersuchungsergebnisse abwarten und dann die Varianten vergleichen. "Aufgrund der Komplexität dieser Untersuchungen sind Ergebnisse nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2019 zu erwarten", erklärt Sprecherin Gabriele Dorby.

Stadt und Bahn stellen sich den Zeitplan etwa so vor: Zunächst soll der BA die Vorplanung bewerten, dann hat der Stadtrat das Wort. Anschließend wollen die Projektträger fach- und umwelttechnische Gutachten beauftragen und die Planfeststellung angehen. Übrigens: 2011 hatte das Baureferat im Zuge der damaligen Diskussionen mitgeteilt, die aktuelle Planung mit den Unterführungen sei "aufwärtskompatibel" - ein viergleisiger Ausbau der Strecke also weiterhin möglich.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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