Lerchenau:Verloren im Dickicht der Bürokratie

Aus für die Stahlskulptur "Amicitas": Künstler Stefan Ester zieht sich entnervt zurück

Von Jerzy Sobotta, Lerchenau

Das Projekt sollte bürgerschaftliches Engagement verkörpern und die Freundschaft zwischen den Stadtteilen Lerchenau und Hasenbergl: die abstrakte Stahlskulptur "Amicitas". Eigentlich hätte die Verschmelzung von Vogelschnabel und Hasenohren schon längst auf dem Platz an der Lerchenauer und Wilhelmine-Reichard-Straße stehen sollen. Doch nun ist das Vorhaben endgültig begraben worden. Das teilt der Bürgerverein Lerchenau mit, der die Skulptur mit Spendengeldern errichten wollte.

Erst Anfang des Jahres hatte der Verein stolz verkündet, dass die jahrelange Papierschlacht mit städtischen Behörden und dem Unternehmen Knorr-Bremse, auf deren Grundstück die Skulptur stehen sollte, gewonnen sei, und dem Bau nichts mehr im Wege stehe. Doch nun ist das Vorhaben am Künstler gescheitert. Die Entwürfe für die Amicitas lieferte der Garmisch-Partenkirchner Bildhauer Stefan Ester, der sich nun entnervt aus dem Projekt zurückzieht: "Es war ein ewiges Hin und Her. Es gab jahrelang keine Auftragsbestätigung, vieles war nicht abgesprochen, und ich hatte andauernd neue Ansprechpartner", sagt der Künstler. Der Auftraggeber sei nicht seriös, so sein Vorwurf an den Verein. "Ich arbeite seit 30 Jahren als freischaffender Künstler, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt." Beim Bürgerverein heißt es, man sei über die Absage überrascht.

Idee und erste Skizzen für das Kunstwerk entstanden bereits im Jahr 2013, als der Bürgerverein sich zu seinem zehnjährigen Bestehen im öffentlichen Raum verewigen wollte. Doch das Projekt fiel dem Schicksal anheim, das viele gut gemeinte Projekte ereilt: Es verlor sich im Dickicht der Bürokratie.

Erst gab es Probleme mit der städtischen Kunstkommission, dann suchte der Verein die Hilfe des Oberbürgermeisters und einen neuen Standort auf privatem Grund, um einen teuren Wettbewerb zu umgehen. Das zog erneut jahrelange Auseinandersetzungen um Nutzungsvereinbarungen mit der Knorr-Bremse nach sich - Zeit, in der der Bildhauer auf die Bestätigung seines Auftrags wartete und schließlich die Geduld verloren hat.

Die Skulptur sollte mit privaten Spenden finanziert werden, von denen einige tausend Euro zusammenkamen. Den Großteil sagte 2018 allerdings der örtliche Bezirksausschuss zu, der mit etwa 10 000 Euro einspringen wollte. Geld, dass nun nicht ausgegeben wird. Die Spenden will der Bürgerverein an die Privatleute zurück überweisen. Zumindest die finanziellen Kosten halten sich in Grenzen. Etwa 2500 Euro sind laut Verein bisher für die Skizzen angefallen - und jahrelange vergeudete Liebesmüh.

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