Lemar:Besuch in der Fremde

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Üppig geschmückt mit landestypischen Schmuckstücken ist das Lemar, landestypische Getränke dagegen sucht man vergebens. (Foto: N/A)

Kulinarisches statt Terror: Das Restaurant "Lemar" in Schwabing bringt den Münchnern das ferne Land Afghanistan näher.

Lisa Sonnabend

Es gibt Länder, die bleiben einem seltsam fremd. Kein Verwandter, Bekannter oder Nachbar, der es schon bereist hat. Die Vorstellung von Land und Leuten vermitteln Berichte aus den Medien und die sind meist geprägt von Krieg, Terror und Hunger. Afghanistan, zwischen Iran und Pakistan gelegen und Heimat von Osama Bin Laden, ist so ein Land. Und so erhält man, wenn man das afghanische Restaurant Lemar in der Viktor-Scheffel-Straße in Schwabing betritt, Einblick in eine neue Welt.

"Lemar" heißt auf Afghanisch "Sonne" - und da Afghanistan einem bislang zwar als Wüstenland, aber nicht gerade als angenehm sonnig bekannt war, überrascht dies. Dann ein erster Blick. Von der Wand fallen helle Vorhänge, neben der Tür sind Zweige angebracht, die Möbel sind aus dunklem Holz, auf den Bänken liegen dunkelrote Kissen, auf den reichlich verzierten Tischen mächtige Glasplatten. Die Einrichtung ist ein wenig überladen, aber durchaus gemütlich.

Insbesondere der Platz im hinteren Teil des Restaurants lädt zum Verweilen ein. Leider ist er bei unserem Besuch schon besetzt. Die Gäste sitzen - oder vielmehr lagern - auf mit Kissen gepolsterten Holzliegen an einem kniehohen Tisch.

Der Restaurantbesitzer reicht die Speisekarte, während er mit jemandem am schnurlosen Telefon spricht. Er hat die verspiegelte Sonnenbrille in sein nach hinten gegeltes Haar gesteckt. 2001 eröffnete der Wirt das Lemar in München in der Brunnstraße. Das zweite Restaurant in der Viktor-Scheffel-Straße kam im Jahr 2007 hinzu.

Neugierig blicken wir in die Karte. Hühnchen mit Paprika-Linsensauce, Gemüse in Gewürzteig oder Lammspieß mit Pistazien. Die Zutaten: Koriander, Rosinen oder Safran. Das afghanische Essen ist stark von der indischen, pakistanischen, mongolischen und türkischen Küche beeinflusst, da das Land einst eine wichtige Durchangsregion zwischen Europa und Asien war. Couscous und andere typische arabische Spezialitäten darf man im Lemar allerdings nicht erwarten.

Gespannt warten wir auf den gemischten Vorspeisenteller (6,50 Euro). Darauf mit verschiedenen Gemüse gefüllte Nudel- und Teigtaschen. Dazu gibt es eine würzige Joghurtsauce. Der Sesam verleiht dem Gericht einen interessanten Geschmack.

Der Kellner hat uns überredet, auch den Kürbis eingelegt in Ingwer-Honigsauce ("Barani Kodu", 6,50 Euro) zu probieren. Eine gute Wahl. Schade, dass der Teller schon wieder leer ist, als sich der Gaumen gerade an den aufregend exotischen Geschmack gewöhnt hat. Dazu wird ein Körbchen mit Nan gereicht, dem gerösteten afghanischen Sesambrot. Am Nebentisch essen die Gäste "Maschaua", eine Suppe aus Linsen, Kichererbsen und Weizen, die ebenso exotisch aussieht.

Dann serviert uns der Kellner "Safran Tschalau" (13 Euro), Hühnchen mit Pflaumen, Mandeln und Kardamom in Safran-Linsen-Soße und warnt uns, nicht auf die Kerne der Pflaumen zu beißen. Dazu gibt es angebratenen, weißen Reis. Die Sauce ist sehr pikant. Ein Happen von den kleinen, frischen Tomaten kühlen den Gaumen jedoch wieder. An dem Hühnchen-Fleisch gibt es nichts auszusetzen. Auch das Lamm ("Quabelli Palau", 13,50 Euro) mit Rosinen und Pistazien ist sehr zart. Der gebackene braune Reis schmeckt noch ein wenig orientalischer als der weiße.

Die Portionen sind üppig und so schaffen wir es leider nicht mehr, eine der Nachspeisen zu probieren. Dabei hätten wir gerne wenigstens noch das landestypische Getränk "Dooch" bestellt - Joghurt mit Wasser, Zitronensaft, Kräutern, Koriander und Minze. Dann eben beim nächsten Besuch!

Nur zwei kleine Mankos hat das Lemar: "Dooch" ist neben einem Tee mit Minze, Ingwer und Kardamom das einzige landestypische Getränk auf der Speisekarte. Chianti, Merlot oder Lugana von der Weinkarte hat man bislang eher mit anderen Ländern in Verbindung gebracht. Und dem Wirt könnte auch mal ein Lächeln über die Lippen gehen - wenn "Lemar" schon "Sonne" heißt.

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