Lehel:Requiem für Europa

in peace,  großes Chorkonzert in St. Lucas zum Ende des Ersten Weltkriegs

Großer Klang: Zwei Kirchenchöre singen in St. Lukas.

(Foto: Michael Hofman/oh)

Ein Chorkonzert in St. Lukas erinnert an das Ende des Ersten Weltkriegs

Von Jutta Czeguhn, Lehel

Wenn Alice Szebrat extra aus Frankreich anreist, dann erwartet sie Großes. Die Enkelin des Komponisten Marcel Dupré, die sehr engagiert und gewiss auch anspruchsvoll ist, wenn es um das Vermächtnis ihres berühmten Großvaters geht, wird an diesem Samstag, 10. November, in St. Lukas ein ungewöhnliches Konzertprojekt erleben. Am Vorabend des Waffenstillstands, der vor 100 Jahren am 11. November 1918 in einem Eisenbahn-Salonwagen im Wald von Compiègne zustande kam, erinnert ein "europäisches Requiem" an das Ende des Ersten Weltkrieges - und trägt auch eine Vision im Titel: "In Peace".

Nicht nur die beinahe kathedralhafte Akustik von Münchens größtem evangelischen Kirchenbau verlangt nach dem großen Klangkörper, auch das Programm dieses Gedenkkonzerts: Max Regers "Hebbel-Requiem", Duprés symphonische Kantate "De profundis" und Ausschnitte aus der Orchestersuite "The Planets" von Gustav Holst. Raritäten der Musikliteratur, die aufgrund ihres hohen Schwierigkeitsgrads und ihrer aufwendigen Aufführungsbedingungen nur selten zu hören sind. Um diese Herausforderung zu stemmen, haben sich die Chöre der Lukas- und der Markus-Kirche zusammengeschlossen; der Markus-Chor unter der Leitung von Dekanatskantor Michael Roth und der Lukas-Chor unter seinem Kantor Tobias Frank. 130 Choristen und das Orchester der Lukaskirche haben bereits seit April intensiv geprobt, sogar in Wochenendklausuren. Die vier Solisten des Abends sind die britische Sopranistin Helen Neeves, die Altistin Ida Aldrian aus Nürnberg, der schwedische Tenor Immo Schröder und der Münchner Bass Yo Chan Ahn.

Mit dem Ersten Weltkrieg als epochaler Katastrophe hat sich die Lukaskirche schon in den vergangenen Monaten in Gesprächskonzerten auseinandergesetzt. Bei dem Gedenkkonzert zum Friedensschluss begegnet man nun Komponisten, die in ihren Werken unmittelbar Bezug nehmen auf die Schrecken des Krieges und die Welt am Abgrund: "Seele, vergiss sie nicht, Seele, vergiss nicht die Toten!", heißt es nach dem Gedicht von Friedrich Hebbel in Max Regers monumentalem Chorwerk, das er 1915, ein Jahr vor seinem Tod, vollendete. Marcel Dupré schrieb sein Oratorium "De profundis" unter dem Eindruck des großen Schlachtens in den Schützengräben von Verdun, in denen viele seiner Freunde ihr Leben ließen. Der Engländer Gustav Holst komponierte sein siebenteiliges Planeten-Werk in den Jahren 1914 bis 1917. In der Lukaskirche wird, hämmernd martialisch, der "Mars"-Satz zu hören sein. Doch zum Ende des Konzerts dann "Venus", die Friedensbringerin.

"In Peace", Samstag, 10. November, 20 Uhr, St. Lukas am Mariannenplatz, Tickets über München Ticket und an der Abendkasse. Auszüge des Programms in Chor und Orgelfassung am Sonntag, 18. November, 19 Uhr, in St. Markus, Gabelsbergerstraße 6. Eintritt frei.

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