Lehel:Mobil auf drei Rädern

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In der Pfarrei St. Anna können sich Senioren jetzt in einer E-Rikscha chauffieren lassen

Von Pauline Stahl, Lehel

"Ich habe die Probefahrt mit der E-Rikscha schon sehr genossen", sagt Adelheid Widmann. Nun kann es die Leiterin der Seniorenpastoral der Erzdiözese München und Freising gar nicht erwarten, auch den älteren Mitgliedern der Pfarrei St. Anna damit eine Freude zu machen. Inspiriert von einer Frau in ihrer Wohngegend, war Widmann auf die Idee gekommen, in der Gemeinde eine E-Rikscha für Senioren zu etablieren. Diese wurde am Samstag im Klostergarten von St. Anna vom Erzbischöflichen Ordinariat übergeben und mit einer ersten Fahrt eingeweiht.

"In meiner Straße wohnt eine ältere Frau, die zwar noch mobil ist, sich aber nicht mehr traut rauszugehen, wenn sie nicht so fit ist", erzählt Widmann. Oft sehe sie die Seniorin dann "mit sehnsuchtsvollen Blick" am Fenster stehen. Menschen wie ihr bietet das elektrisch betriebene Gefährt auf drei Rädern zum einen die Chance, mal wieder in einem etwas größeren Radius unterwegs zu sein, und zum anderen können die Passagiere auch mit dem Fahrer ins Gespräch kommen. Dabei ist es egal, ob es zum Einkaufen, zu Veranstaltungen und zum Gottesdienst geht oder ob die Senioren einfach nur eine Spazierfahrt unternehmen möchten. Während hinten der sogenannte Pilot die Rikscha lenkt, können sich die Senioren vorne auf zwei Plätzen den Wind um die Nase wehen lassen und schauen, was im Viertel alles los ist.

Mit göttlichem Beistand: Pfarrer Hans-Georg Löffler segnet die E-Rikscha. (Foto: Robert Haas)

Auch von ihren Kollegen hört Widmann immer wieder, dass sie zwar viele ehrenamtliche Mitarbeiter haben, diese aber nicht mehr mobil sind und es alleine einfach nicht mehr aus ihrer Wohnung schaffen. "Die Tendenz geht dazu, dass man alte Menschen zuhause pflegt", fügt Widmann hinzu. Diese Entwicklung und eine "Gesellschaft des langen Lebens" führten letztendlich dazu, dass die Menschen in ihren Wohnungen festsitzen. Dem möchte Widmann mit der Neuanschaffung entgegenwirken.

Doch noch etwas anderes erhofft sie sich: "Wir wollen damit auch neue Mitarbeiter finden." Für die Besuchsdienste sei es nämlich eine Herausforderung, genügend Ehrenamtliche zu gewinnen. Sie könne auch gut verstehen, wenn jemand nicht zu fremden Senioren in die Wohnungen gehen wolle, sagt Widmann. "Da ist die Hemmschwelle einfach höher." Mit der E-Rikscha ist ein Besuch in der Wohnung nicht mehr zwingend notwendig. Die Fahrer können die Senioren an der Haustür abholen und dort wieder absetzen.

Helga Lengfeld und Elfriede Manz (von links) mit Pilotin Angelika Kern weihen das neue Gefährt ein. (Foto: Robert Haas)

Freiwillige, die den Job des Piloten übernehmen würden, gibt es laut Widman bereits. Voraussetzung ist allerdings ein inoffizieller Rikscha-Führerschein. "Ich habe den selbst schon gemacht", sagt Widmann. Denn selbst sie als Fahrradfahrerin findet: "Das ist noch mal eine andere Nummer." Sie möchte, dass die Fahrer ein Gefühl für die Geschwindigkeit und das Abbremsen des Gefährts bekommen. Nur so sei die Sicherheit der Senioren gewährleistet.

In St. Anna bleibt die E-Rikscha zunächst einmal für ein Jahr. Danach wird sie in eine andere Gemeinde gegeben. Findet das Projekt jedoch sehr großen Anklang, würde sich die Seniorenpastoral laut Widmann auch nach Sponsoren umschauen, um eine E-Rikscha dauerhaft zu stationieren. Die Leiterin ist sich jedenfalls sicher, dass das neue Gefährt für alle Beteiligten tolle Möglichkeiten bietet. "Wenn ich sehe, wie sich die Senioren freuen, geht mir das Herz auf."

© SZ vom 11.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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