Lehel:Jamie Oliver drängt es ins Nationalmuseum

Jamie Oliver

Weltweit gibt es von Jamie Oliverfs Kette "Jamie's Italian" bereits 60 Niederlassungen.

Der britische Spitzenkoch könnte schon im kommenden Jahr das Restaurant an der Prinzregentenstraße übernehmen. Doch die Konkurrenz um den Pachtvertrag ist groß.

Von Franz Kotteder

Eröffnet der britische Spitzenkoch und Bestseller-Autor Jamie Oliver schon im Januar ein Restaurant in München? Einen Fuß hat er jedenfalls schon mal in der Tür, und zwar in der des Bayerischen Nationalmuseums. Das dortige, viel gelobte Restaurant BNM wechselt zum 1. Januar die Pächter. Die schönen, renovierten Gewölberäume mit der großen Terrasse im Norden des Gründerzeitgebäudes an der Prinzregentenstraße wurden vom Freistaat neu ausgeschrieben, zehn Bewerber haben sich daraufhin gemeldet.

Einer von ihnen ist nach Informationen der Süddeutschen Zeitung eben der berühmte englische Fernsehkoch, der auch in Deutschland viele Anhänger hat. Er will im Nationalmuseum ein Restaurant seiner Kette "Jamie's Italian" eröffnen, von der es weltweit inzwischen gut 60 Niederlassungen gibt. Um die Räume beworben hat sich offiziell die "Italian Food Concepts Germany Holding", die Olivers niederländischem Partner Willem Tieleman gehört. Der plant für die nächsten Jahre "mindestens zehn neue Restaurants" der Marke "Jamie's Italian" in Deutschland.

Pächter haben Vertrag bereits gekündigt

Wie berichtet, wollen die beiden bisherigen Chefköche des Restaurants im Bayerischen Nationalmuseum, André Wöhner und Mike Emmerz, "nach fünf erfolgreichen Jahren"gemeinsam ein neues, größeres Lokal aufmachen. Sie haben deshalb den Pachtvertrag zum Jahresende gekündigt. Die Immobilienverwaltung des Freistaats hat das Restaurant dann öffentlich ausgeschrieben. Gesucht wurde "ein flexibler, innovativer Betreiber" für das Restaurant, das laut Freistaat einen Umsatz von einer Million Euro pro Jahr macht. Es solle, hieß es in der Ausschreibung, "Museumsbesuchern aber auch Nicht-Museumbesuchern eine attraktive Möglichkeit des Erholens bieten".

"Jamie's Italian" ist ein Restaurantkonzept, das Oliver zusammen mit seinem italienischen Kollegen Gennaro Contaldo entwickelt hat. Es handelt sich dabei um Restaurants im italienischen Stil, die jeweils auf etwa 500 Quadratmetern Fläche mit Außenbereichen familiengerechte Gastronomie anbieten und vorwiegend italienische Spezialitäten anbieten, dabei aber den Chefköchen vor Ort einige Freiheiten lassen. Das starre Konzept, das sonst für Restaurantketten typisch ist, soll vermieden werden, man will regionale Besonderheiten durchaus beibehalten und fördern.

Olivers italienische Restaurants - mehr als 40 davon gibt es mittlerweile allein in Großbritannien, weitere 20 weltweit zwischen Dubai und Australien - sollen nach und nach in ganz Europa eröffnet werden. Olivers niederländischer Partner Tieleman, der in Rotterdam das Hotel New York, eine Wassertaxigruppe und eine Restaurantkette betreibt, soll die Expansion auf dem europäischen Festland vorantreiben. Sehr erfolgreich läuft bereits das erste Lokal in der Rotterdamer Markthalle. Weiter geht es mit Jamie-Oliver-Restaurants in den Niederlanden und in Belgien, und nun soll Deutschland folgen. In Deutschland ist man nun auf der Suche nach Standorten in Nordrhein-Westfalen, aber eben auch in München.

Wer die Konkurrenz ist

Der Engländer und sein niederländischer Statthalter sind freilich nicht die einzigen Kandidaten für das Nationalmuseum. Tobias Woitzik und Ulrich Lindner von der Victorian-House-Gruppe, die fünf Cafés in München betreibt, darunter auch eines in der Alten Pinakothek sowie das Restaurant Ella im Lenbachhaus, sind auch dabei. Man hat ja bereits einige Erfahrung, was Museumsgastronomie angeht. Ulrich Lindner bestätigt, dass die Gruppe sich auch für das Bayerische Nationalmuseum beworben hat: "Mehr kann ich dazu allerdings nicht sagen." Es sei noch zu früh, um Genaueres bekannt zu geben.

Unter den Bewerbern ist auch die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, der die Hälfte der Augustinerbrauerei gehört und die zu den Hauptförderern des Museums gehört. Ihr werden schon deshalb ebenfalls sehr gute Chancen eingeräumt. Die Stiftungsvorsitzende Catherine Demeter bestätigt auf Nachfrage das Interesse, die Gastronomie zu übernehmen. Details will aber auch sie "in diesem frühen Stadium" noch nicht nennen. Vom Bayerischen Nationalmuseum und seiner Direktorin Renate Eikelmann war bis Freitagnachmittag keine Stellungnahme zu erhalten: "Wir können uns zu einem laufenden Verfahren nicht äußern", hieß es dort nur.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: