Topfit: Emanuel, 9, und Liyana, 10, machen den "Hampelmann"
(Foto: Robert Haas)Emanuel und Lianna besuchen die "Ü 3" der Sankt-Anna-Grundschule - eine Übergangsklasse für Grundschüler, die nicht in Deutschland geboren wurden und deshalb noch Probleme mit der deutschen Sprache haben. Doch an diesem Dienstagvormittag sind die beiden mehr als nur Schüler: Sie sind die Fitnesstrainer der ganzen Schule. Gemeinsam mit ihrer Sportlehrerin und Schulleiterin Myriam Lösch hat die "Ü 3" ein Sportprogramm entwickelt, das mit zehn Übungen "Topfit in acht Minuten" machen soll.
Das Bewegungsprojekt soll die "Sitzmarathons in der Schule und daheim bei den Hausaufgaben" mit einer Sporteinlage auflockern, erklärt Myriam Lösch. Die zehn Übungen sind so ausgewählt, dass sie nur ein wenig Platz und einen Stuhl oder Tisch benötigen: "Das könnt ihr überall machen - egal, ob im Klassenzimmer, zu Hause oder auf der Wiese.". Damit auch andere Schulen von dem Projekt profitieren, drehte die "Arbeitsgruppe Film" des benachbarten Sankt-Anna-Gymnasiums ein kurzes Video, das auf der Homepage der Grundschule aufgerufen und angesehen werden kann. "Topfit soll nicht nur auf unsere Schule begrenzt sein", wünscht sich Lösch.
Die Grundschüler verbringen immer weniger Zeit auf dem Bolzplatz, dafür umso mehr Zeit auf dem virtuellen Fußballfeld des aktuellen Fifa-Computerspiels. Sie benutzen in ihrer Freizeit vor allem "ihr Handy oder den Computer", hat Lösch beobachtet. Und weil sie dabei "einfach zu viel sitzen" und Fitness ohnehin eines ihrer Hobbys ist, kam Lösch die Idee zu dem Schulprojekt. Ganz nebenbei trägt "Topfit" auch dazu bei, dass die Schüler der Übergangsklasse noch besser in das Schulleben integriert werden. Denn die 19 Schüler der "Ü 3" sind von nun an offizielle Fitnesstrainer, die ihre Mitschüler in den anderen Klassen bei einem Besuch ins Schwitzen bringen. Eine willkomme Abwechslung für die Schüler, die aus 13 Ländern wie kommen.
Die ausgewählten Übungen sind abwechslungsreich. Da gibt es zum Beispiel die Übung "Power-Bein". Mit den Händen an einer Stuhllehne gehen die Kinder in die Knie. Nebenbei wird mitgezählt - nach zehn Wiederholungen ist es auch schon geschafft. Sit-Ups und Liegestütze gehören genauso dazu wie Massage und die Entspannungsübung "Herzöffner". Manchen Kindern macht das so viel Spaß, dass sie nicht warten wollen, bis ihre Trainer fertig vorgeturnt haben und die Musik ihren Einsatz fordert. So manch ein Schüler dürfte an dem Dienstagmorgen deswegen die doppelte Portion Sport absolviert haben.
Lösch hofft, dass die Übungen ihren Weg in den Schullalltag finden. Denn auf dem Lehrplan sind für die Zweit- bis Viertklässler lediglich drei Stunden Sport in der Woche vorgesehen - für Erstklässler sogar nur zwei. Viel zu wenig. Das Mitmach-Video soll daher in Zukunft vor allem an schulsportfreien Tagen über den Beamer oder Computer im Klassenzimmer zum Mitmachen anregen. Übrigens auch eine gute Idee fürs Büro.