Leerstand:Münchens Geisterhäuser

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Das Thema Wohnen beschäftigt die Stadt wie sonst nichts - trotzdem stehen auch in München ganze Häuser leer. Wie kann das sein? Zehn Beispiele und ihre Geschichte.

Von Alessa Becker, Elisa Britzelmeier, Merlin Gröber, Anna Hoben, Camilla Kohrs und Janina Ventker

Kann doch gar nicht wahr sein. Der Gedanke kommt immer wieder, wenn man zufällig an einem leer stehenden Haus in München vorbeiläuft. Was das wohl wert ist? Oder, wenn man etwas anders gestrickt ist: Wie viele Menschen hier eigentlich wohnen könnten? Die Geisterhäuser stehen mitten in begehrten Innenstadtvierteln und mitten in ruhigen Wohngebieten, es gibt bekanntere und weniger bekannte Beispiele. Die Zahlen sind schwer zu beziffern. Leerstand sei in München "wirklich kein Massenphänomen", heißt es zwar vom Sozialreferat. Aber jedes einzelne Beispiel ist ein Aufreger in einer Stadt, in der sich so viel um Wohnen und Mieten und den Mangel dreht.

Darauf aufmerksam zu machen, war eines der Ziele des 2013 von Aktivisten gegründeten Leerstandmelders "Leerstand089". Inzwischen ist die Seite eingestellt, Bürger können Verdachtsfälle direkt bei der Stadt auf der Plattform raum-fuer-muenchen.de melden. Gesammelt werden hier nicht nur Hinweise auf Leerstände, sondern auf Zweckentfremdung allgemein - also auch, wenn Wohnraum offenbar als Praxis oder dauerhaft als Ferienwohnung genutzt wird. 370 Mal hat das Sozialreferat eine solche Zweckentfremdung im Jahr 2018 beendet. 126 Fälle davon waren Leerstände, 41 Mal wurde ein Zwangsgeld angedroht.

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Für Außenstehende ist es oft schwer nachvollziehbar, was mit einer Wohnung oder einem Haus gerade passiert. Wird saniert, zieht bald jemand ein? Soll verkauft werden? Handelt es sich überhaupt wirklich um Wohnraum? Oft ist die Lage verzwickt und es wird um eine Immobilie gestritten.

Viel Aufmerksamkeit gab es in der Vergangenheit um Fälle, in denen die Stadt als Zweckentfremder wahrgenommen wurde. Weil eben nicht nur private, sondern immer wieder auch städtische Wohnungen leer stehen. Oder solche, die dem Freistaat gehören. Inzwischen hat sich die Zahl der städtischen Wohnungen, die länger als sechs Monate leer stehen, stark verringert - von 576 im September 2014 auf gut 150 im Juli 2018. Mehrere eigene leere Immobilien lässt die Stadt überwachen. Damit die Nachbarn sich sicher fühlen und es keinen Vandalismus gibt, schaut immer wieder ein Wachdienst vorbei. Dass es bald keine leeren Häuser mehr gibt, ist unwahrscheinlich. Aktuell sucht das Kommunalreferat neue Wachmänner. Elisa Britzelmeier

Erbbaurecht: Das Haus in der Pirschstraße lässt der Freistaat leerstehen. (Foto: Florian Peljak)

Pirschstraße: Verwaist

Helga Weinberger ist nicht überrascht, dass jemand an der Tür klingelt - sie kennt das schon. Mehrmals pro Woche frage jemand nach, sagt sie: Leute, die gern die Doppelhaushälfte mieten würden, die neben ihrer. Vor fünf Jahren starb ihre Nachbarin, seitdem lässt der Freistaat Bayern das Haus leer stehen. Ihm gehört das Grundstück in Hartmannshofen, nördlich von Schloss Nymphenburg, genauso wie mehrere andere Grundstücke in der Gegend. Sie sind im Erbbaurecht an die Bewohner vergeben. Ziehen die aus oder sterben, bleiben die Häuser leer, ungefähr zehn sind es in Hartmannshofen mittlerweile.

Hannelore Schrimpf seufzt, dreieinhalb Jahre ist es her, dass sie mit der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Moosach den ersten von mehreren Anträgen gestellt hat. Es sei "völlig unverständlich", wenn "der öffentlichen Hand gehörender und vorhandener Wohnraum dem Markt vorenthalten wird", hieß es darin. Der "zusehende Verfall der Häuser und die Verwilderung der Grundstücke" wirkten sich negativ auf das Erscheinungsbild der Siedlung aus und würden von der Nachbarschaft immer wieder moniert. "Wir haben keinen Einfluss darauf, ob ein Leerstand noch während der Laufzeit des Erbbaurechts eintritt und wir erlangen daher auch keine Kenntnis über zwischenzeitliche Leerstände", teilt Dieter Knauer auf Nachfrage mit, er ist Geschäftsführer der Immobilien Freistaat Bayern. In den vergangenen Jahren seien jedoch einige Objekte vorzeitig zurückgegeben worden. Eines sei mittlerweile veräußert worden, zwei andere würden gerade verkauft. Eine Zwischennutzung der übrigen Objekte sei wegen des baulichen Zustands der zum Teil in den 1920er-Jahren errichteten Gebäude nicht mehr möglich. Sie sollten "sukzessive im Wege der Ausschreibung veräußert werden, um eine Nachnutzung für Wohnzwecke zu ermöglichen".

Wo die Jahreszahl am Giebel prangte, bröckelt es jetzt: die Villa in der Griegstraße. (Foto: Florian Peljak)

Hannelore Schrimpf dauert das zu lange. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht möglich ist, die Häuser befristet zu vermieten", sagt sie - etwa an Handwerker, die sie "mit ein paar Maßnahmen bewohnbar machen". Auch Helga Weinberger wäre es lieber, wenn sie wieder Nachbarn hätte. "Ich versteh nicht', warum die das nicht zwischenvermieten, zum Beispiel an Studenten." Anna Hoben

Griegstraße: Bald verschwunden

Die vormals prächtige Villa an der Griegstraße in Milbertshofen wird ihren 100. Geburtstag nicht mehr erleben. Sie ist dem Abbruch geweiht. Die Jahreszahlen, die am Giebel prangten und verrieten, dass das gelbe Haus im Jahr 1925 errichtet wurde, sind entfernt worden. Auch das schmiedeeiserne Geländer an der Balkonbrüstung fehlt. Eine Immobilienfirma hatte die Villa im Herbst 2017 erworben. "Das Haus war völlig intakt", sagt das Bezirksausschussmitglied Leo Meyer-Giesow (ÖDP), "bis jemand Hand angelegt hat." Der neue Eigentümer, die 3BAU, streitet das nicht ab. "Wir haben das Haus gekauft, um dort Wohnungen zu bauen", sagt Geschäftsführer Dominik Bauer. Erst nachdem das leer stehende Gebäude schon beschädigt war, wandte sich ein Bürger aus dem Viertel ans Landesamt für Denkmalpflege. Zu spät - dort hieß es, das Haus sei nicht schutzwürdig, weil wichtige Merkmale wie etwa die Balkonbrüstung fehlten.

Eigentlich eine beliebte Gegend, vor allem bei Studierenden: das Gebäude in der Maxvorstadt. (Foto: Florian Peljak)

Meyer-Giesow schmerzt der Verlust: "Abgesehen von der Ästhetik war das Haus für die Stadtteilgeschichte bedeutsam." Es stamme aus jener Zeit, als Milbertshofen noch den Charakter einer Villenkolonie hatte. Bald ist dann auch eins der letzten Zeugnisse jener Zeit verschwunden. Janina Ventker

Adalbertstraße: Verfahren anhängig

Vor zehn Jahren war in den beiden Häusern in der Maxvorstadt noch alles in Ordnung. In den Fenstern hingen Lichterketten und Vorhänge, im Erdgeschoss des einen Hauses war ein Restaurant, nebenan ein italienisches Feinkostgeschäft - das zeigen die Bilder von Google Streetview, die 2008 aufgenommen wurden. Heute aber zeigt sich ein deutlich trostloseres Bild: Viele Wohnungen sind leer, an den Fensterscheiben im Erdgeschoss kleben Kartons. Schriftzüge bedecken das früher gepflegt aussehende Garagentor. Die beiden Häuser stehen mitten in der belebten Maxvorstadt, drumherum gibt es Restaurants, Läden, Bars.

Viele Menschen würden wohl gern hier wohnen, in dieser Gegend finden Suchende kaum ein Angebot unter 20 Euro Miete pro Quadratmeter. Die meisten Wohnungen sind weit teurer. Wie kann es sein, dass Häuser in einer so beliebten Lage einfach leer stehen? Das Planungsreferat der Stadt hat zwar bereits im Jahr 2015 eine Baugenehmigung für eine Wohnanlage mit Tiefgarage und Läden erteilt, mit den Arbeiten wurde jedoch noch immer nicht begonnen. Das Sozialreferat, zuständig für Zweckentfremdung, will keine Details zu den Häusern nennen. Nur so viel: Ein Verfahren sei anhängig. Camilla Kohrs

Das Haus in der Westendstraße gehört der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG. (Foto: Florian Peljak)

Westendstraße: "Nicht verkehrssicher"

Im Erdgeschoss sind die Fenster des Hauses in der Westendstraße 35 mit Holzbrettern vernagelt. Das hat Sprayer angezogen, sie haben sich mit vielen bunten Schriftzügen entlang der Fassade verewigt. 13 Wohnungen befinden sich in dem Haus, das der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG gehört und das seit zwei Jahren nicht mehr bewohnt ist. "Das Gebäude ist nicht verkehrssicher und steht deshalb leer", teilt ein Sprecher mit. Gemeinsam mit dem benachbarten "Haus mit der roten Fahne" an der Tulbeckstraße soll das Gebäude nach städtischen Planungen in Zukunft sozial genutzt werden, sogenannte Lebensplätze für ältere Frauen sollen entstehen.

Das Dönerhaus im Westend: eine traurige Berühmtheit. (Foto: Florian Peljak)

Auch Stadtteilpolitiker haben sich mit dem Fall schon beschäftigt. Man sei sehr überrascht gewesen, "dass eine städtische Wohnungsbaugesellschaft ein Haus so lange leer stehen lässt", sagt Florian Kraus von den Grünen im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe. Mit dem schon seit Jahren verfallenden sogenannten Dönerhaus und dem Schnitzelhaus, das ebenfalls lange leer stand, in der nahen Umgebung mache das keinen guten Eindruck. "Schade ist auch, dass es keine Zwischennutzung gab", erklärt der Lokalpolitiker. Anna Hoben

Schwanthalerstraße: Vergammelt

Es ist Jahre her, dass im Gebäude in der Schwanthalerstraße 119 Döner verkauft wurden. Der Name aber ist geblieben: Noch immer nennt es sich "Dönerhaus" und noch immer gammelt es vor sich hin, obwohl der Bau unter Denkmalschutz steht. Rettungsversuche gab es bisher einige, jedoch hat noch keiner so recht funktioniert. Die örtlichen Stadtteilpolitiker wollten, dass die Stadt sich das Grundstück sichert. Das ginge rein theoretisch auch, weil ein Vorkaufsrecht existiert. Allerdings müsste das Gebäude dafür erst einmal verkauft werden - und das passierte bisher nicht.

Warum das Haus im Lehel leer steht? Weiß keiner so genau. (Foto: Catherina Hess)

Aktuell liegt eine bis Oktober gültige Baugenehmigung für den Neubau eines Hotels mit Gastronomie und Tiefgarage auf dem Areal vor, wie das Planungsreferat auf Anfrage mitteilt. Sichtbar getan hat sich aber nichts am "Döner macht schöner"-Haus. Immer wieder wurden Zwangsgelder auferlegt, 2016 sogar war eine Zwangsversteigerung anberaumt, der Eigentümer bezahlte. Die Bürgerversammlung Schwanthalerhöhe forderte gar eine Enteignung. Dafür aber liegen die rechtlichen Voraussetzungen nicht vor, hieß es vergangenes Jahr von der Stadt. Und so gammelt das Dönerhaus weiter vor sich hin. Alessa Becker

St.-Anna-Straße: Verworrene Verhältnisse

Freistehend, zwei Minuten zur U-Bahnstation, Bars und Restaurants in der Nachbarschaft: Das Haus ist ideal gelegen, und trotzdem steht das Gebäude im Lehel laut Wolfgang Püschel leer. Püschel sitzt für die SPD im Bezirksausschuss Altstadt-Lehel und beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit dem Gebäude. Früher sei im Erdgeschoss ein kleines Geschäft mit Nähbedarf gewesen, darüber Wohnungen. Doch das ist längst vorbei: "Vor fünf Jahren hat der Besitzer des Gebäudes einen Bauantrag gestellt, das Haus sollte abgerissen werden", berichtet Püschel. "Das konnten wir verhindern, denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz." Seither stehe das Haus weitgehend leer.

Nur die Geyerwally hält durch: Dieses Haus steht seit mehr als 30 Jahren leer. (Foto: Florian Peljak)

Noch diese Woche möchte Püschel im Bezirksausschuss einen Zweckentfremdungsantrag stellen, das Gebäude soll wieder dem Wohnungsmarkt zugeführt werden. "Es kann nicht sein, dass in einer Stadt wie München eine solche Immobilie leer steht", sagt Püschel. Ein Spaziergänger, der oft mit seinem Hund vorbeikommt, sagt, dass er nie abends Licht sehe in den Fenstern. Ganz leerzustehen scheint die Immobilie dann aber doch nicht: Im Erdgeschoss befinden sich Arbeitsräume, vor der Haustür stehen noch mehrere Mülltonnen. Merlin Gröber

Geyerstraße: Fast verlassen

Die Geyerstraße 17 ist eines der bekanntesten Leerstandshäuser Münchens - kein Wunder, es ist wohl auch das älteste. Seit mehr als 30 Jahren wohnt hier niemand mehr. Nur die Boazn-Bar im Erdgeschoss, die Geyerwally, ist immer noch da und belebt das Haus ein wenig. Vor dreieinhalb Jahren hat Maximilian Heisler mit vier Freunden den Betrieb übernommen, inzwischen sind die Wirte noch zu dritt. Heisler ist zugleich einer der bekanntesten Münchner Mieteraktivisten und hatte daher längst mit der Adresse zu tun. Übernommen haben sie die Geyerwally aber nicht, weil das Haus leer steht, sagt Heisler, sondern um die Boazn zu erhalten, als niedrigschwelligen, günstigen Ort am Rande des Glockenbachviertels.

Der Rest des Hauses blieb, wie er seit Jahren ist: leer. Eine Sanierung ist nicht mehr sinnvoll, die Stadt erlaubt aber keinen Neubau in dem gewünschten Umfang - deswegen lässt die Besitzergemeinschaft es so. Und lässt es. 1985 erstellte die Stadt ein sogenanntes Negativ-Attest. Das erlaubt, das Haus leer stehen zu lassen, ohne sich der Zweckentfremdung schuldig zu machen. Deswegen teilt das Sozialreferat auf Anfrage mit, hier liege "kein Wohnraum im Sinne des Zweckentfremdungsrechts vor". Elisa Britzelmeier

Das Kleinhaus in Untergiesing erinnert an das illegal abgerissene Obergiesinger Uhrmacherhäusl. (Foto: Florian Peljak)

Sommerstraße: Vergangener Charme

Auf dem Weg durch die Sommerstraße in Untergiesing denkt man sofort an das Uhrmacherhäusl - jenes Gebäude in Obergiesing, das 2017 illegal abgerissen wurde. Denn viele Häuschen an der Sommerstraße ähneln dem alten Uhrmacherhäusl, allen voran die Nummer 54. Es ist als Kleinhaus in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege aufgeführt und 1840/45 gebaut worden. Das Gebäude hat noch immer Charme, aber schon bessere Zeiten erlebt. Ein Fenster ist mit Graffiti besprayt, im Parkettboden klafft ein Loch.

"Straflos leer stehen lassen": das Häuschen am Preysingplatz. (Foto: Florian Peljak)

Seit wann das Häuschen leer steht, ist schwer zu sagen. Nachbarn berichten, dass auch in den letzten bewohnten Jahren schon meist die Rollläden heruntergelassen waren. 2016 kam die erste Bauvoranfrage, im April 2018 folgte eine Anhörung im Bezirksausschuss. Seit Mai 2018 liegt die Baugenehmigung vor: Das denkmalgeschützte Vordergebäude soll saniert und umgebaut werden. Das Rückgebäude soll abgerissen und an gleicher Stelle neu gebaut werden, der Antrag sieht "eine Nutzung als Studentenwohnheim mit 23 Einheiten" vor. Bauherr ist eine Immobilienfirma, die auf SZ-Anfragen nicht reagiert. Auch das zuständige Architekturbüro möchte nichts sagen. Elisa Britzelmeier

Preysingplatz: Vermüllt

Das alte Herbergshäuschen im Preysingplatz 8 in Haidhausen ist mittlerweile so etwas wie ein Klassiker unter den leer stehenden Häusern in München. Seit zwei Jahrzehnten gilt das Gebäude als unbewohnbar. Offiziell festgestellt hat das das Amt für Wohnen und Migration im Jahr 1999. Und noch länger regen sich die Haidhauser über den "Schandfleck" in ihrem Viertel auf. Das Häuschen sticht auf jeden Fall hervor zwischen all den frisch sanierten Altbaufassaden in der gepflegten Nachbarschaft: Die schmutzig-braune Fassade ist übersät mit Graffiti, auf dem Dach wuchern Pflanzen, im vermüllten Vorgarten stützt eine Metallkonstruktion die Außenwand. Dem Planungsreferat liegt kein Antrag für Abriss oder Neubau vor.

Wasserschäden, die die Versicherung nicht übernimmt: das Haus in der Marienwerder Straße. (Foto: Florian Peljak)

Der Denkmalschutzbeauftragte des Bezirksausschusses Au-Haidhausen, Nikolaus Haeusgen (CSU), hat sich des Falls mehrfach angenommen. Doch er bekommt stets die Antwort, dass die Stadt nichts machen könne. Es gebe keine rechtliche Handhabe, um den Eigentümer zu irgendetwas zu zwingen. "Somit wird derjenige begünstigt, der sein Haus so weit herunterkommen lässt, bis es nicht mehr bewohnbar ist", sagt Haeusgen. "Er darf es straflos leer stehen lassen." Janina Ventker

Marienwerderstraße: Verfallener Familienbesitz

Das leer stehende Haus an der Marienwerderstraße liegt in einem ruhigen Wohngebiet nahe dem Zamilapark in Bogenhausen. Der hohe Giebel und die großen Fenster sind unbeschädigt, nur auf der Veranda liegen umgekippte Gartenmöbel. Efeu wuchert über ein Vordach zu einem großen Balkon im ersten Stock. Das eiserne Gartentor ist mit einer Kette abgesperrt, dahinter führt eine Einfahrt zu einer kleinen Garage mit halb geöffneter Schwingtür. Der Briefkasten wurde lange nicht geleert, Zeitungen mit vergilbter Schrift ragen heraus, daneben sind zwei Klingeln mit Namensschildern.

Der Eigentümer wohnte eine Zeitlang selbst im Gebäude. In den vergangenen Jahren sei es aber immer renovierungsbedürftiger geworden: "Es gab Wasserschäden, die beseitigt wurden", sagt der 50-jährige Besitzer , der anonym bleiben möchte. Allerdings seien die gusseisernen Abflussrohre in den Wänden an verschiedenen Stellen immer wieder undicht geworden, die Versicherung wollte den Schaden nicht mehr übernehmen. Derzeit stehen Veränderungen an, "die allen Ansprüchen gerecht werden", verspricht der Besitzer. Verkaufen möchte er auf keinen Fall: "Das Grundstück bleibt im Familienbesitz." Merlin Gröber

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