Lebensgeschichten:Thea Diem

Thea Diem wurde am 21. März 1908 in München geboren, sie lebte mit ihrer Familie in einer Dreizimmerwohnung in Nymphenburg, ein gescheites und sehr musikalisches Kind. Ihre Eltern stammten aus Niederbayern, der Vater war königlich bayerischer Postpackmeister. Wie ihre beiden älteren Schwestern besuchte Thea die Mädchenschule der Englischen Fräulein in Pasing. Die Ferien verbrachte die Familie häufig bei Verwandten in Niederbayern. Thea hatte auch einen jüngeren Bruder, welcher der Liebling der drei Schwestern war. Leider erkrankte der Bruder bald, trotz mehrerer Operationen starb er im Alter von sieben Jahren.

Als Thea 19 Jahre alt war, erlitt sie mehrere epileptische Anfälle. Die Mutter war damit überfordert, der Vater war beruflich häufig unterwegs. So beschlossen die Eltern, Thea in die Assoziationsanstalt Schönbrunn bei Dachau zu geben. Sie hofften, ihre Tochter würde unter der Aufsicht der Franziskanerinnen Heilung oder wenigstens Besserung erfahren. In Schönbrunn kam Thea in eine Wohngruppe für Epilepsie-Kranke, wo sie die Familie regelmäßig besuchte.

Am 9. April 1941 wurde Thea Diem von Schönbrunn in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verlegt. Dort blieb die junge Frau nicht lange. Knapp drei Woche später deportierte man die 33-Jährige in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz, wo sie vermutlich noch am selben Tag mit Gas ermordet wurde. Sie war eines der mehr als 70 000 Opfer der "Aktion T4". Den Eltern teilte man brieflich mit, dass ihre Tochter an einer Lungenentzündung gestorben sei. Gegen Zahlung eines bestimmten Betrags, hieß es weiter, könnten sie die Urne mit der Asche abholen.

© SZ vom 03.07.2018 / wg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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