Rapper Lazza im BackstageEin bisschen Mailand in München

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Pianist und Rapper: Der Italiener Lazza kommt am 29. April nach München.
Pianist und Rapper: Der Italiener Lazza kommt am 29. April nach München. (Foto: Jacopo Rossini)

Der Mailänder Lazza schaut auf seiner Europa-Tour vorbei und bringt mit seinem neuen Album „Locura“ ein Stück italienische Popkultur nach München. Aber was macht ein italienischer Rapper eigentlich hier?

Von Linus Freymark, München

Die wenigsten Rapper können eine Ausbildung zum Pianisten am Giuseppe Verdi Konservatorium in Mailand vorweisen. Auch sonst entspricht Lazza nicht unbedingt dem Stereotyp eines italienischen Macho-Rappers. Sicher, die obligatorischen Tattoos sind vorhanden, genau wie die standesgemäßen collane, die Halsketten aus Schwermetall, die von seinen Kollegen so gern besungen werden. Aber Lazza ist mehr als Bling-Bling. Liebe und all die Wunden, die daraus resultieren, Eifersucht – all das kommt bei ihm vor.

Jacopo Lazzarini, wie Lazza bürgerlich heißt, hat als Erster seiner Zunft in Italien ein Platin-Album zustande gebracht. Mit „Cenere“ hat er vor zwei Jahren den zweiten Platz beim legendären Festival di Sanremo abgesahnt. Apropos legendär: Im Sommer wird Lazza das ikonische San Siro Stadion in Mailand entern. Hier spielen nur die ganz Großen Italiens: Andrea Pirlo, Gianna Nannini, Eros Ramazzotti, Lazza.

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Da erstaunt es, dass der 30-Jährige jetzt auf Europa-Tournee geht und mit seinem aktuellen Album „Locura“ im Gepäck im Backstage Halt macht. Daheim kommen Zehntausende zu seinen Shows, in Deutschland ein paar Hundert – warum tut Lazza sich das an? Doch Lazza liegt damit im Trend. Die italienische Trap-Ikone Sfera Ebbasta etwa ist in aller Herren Länder zu Gast. Klar, italienische Produkte sind Exportschlager, das gilt für Pasta wie für Sportwägen und Süßigkeiten.

Aber Hip-Hop? Bislang ist alles nördlich der Alpen für Lazza und seine Kollegen eher schwieriges Terrain. Dabei klingt doch auf Italienisch alles schöner, erst recht in der Musik. Und eine Affinität für Lazzas Heimatland wäre hierzulande auch da, das lässt sich allein schon daran feststellen, dass viele Orte gerne den Titel „nördlichste Stadt Italiens“ für sich reklamieren. Aber klar: Bei Zeilen mitzurappen wie „Tu non farmi sapere / con chi sei stasera / perchè non lo perdonerei“ (Lass mich nicht wissen, mit wem du heute Abend bist, denn ich würde es nicht verzeihen) ist ohne Italienischkenntnisse deutlich schwieriger, als bierbeschwipst auf dem Volksfest für Stimmung zu sorgen. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum Lazzas Europareise noch Pionierarbeit ist.

Dabei ist Lazzas Sound absolut massentauglich. Er singt und rappt autotunelastig, seine Beats sind mal energetisch antreibend, mal entspannend melancholisch. An prominenten Feature-Gästen aus aller Welt mangelt es ebenfalls nicht: Für „Canzone d’odio“ hat er sich den US-Rapper Lil Baby organisiert, auch mit French Montana hat er bereits zusammengearbeitet.

Dass Lazza eher Rapper als Pianist werden würde, war schon relativ früh klar. Schon als Jugendlicher war er als Freestyle-Rapper unterwegs und veröffentlichte 2014 sein erstes Mixtape. 2019 eroberte er erstmals die Spitze der italienischen Charts. Seitdem ist Lazza kaum mehr aus der Musikszene seines Landes wegzudenken. Wie in Deutschland auch dominiert dort genau jener Trap-lastige Hip-Hop, den Lazza liefert. Doch während sich die meisten Rapper hierzulande mit dem deutschen Markt begnügen und höchstens Abstecher nach Zürich oder Wien zu einem textsicheren Publikum machen, wagt Lazza das Abenteuer im Backstage. Und sollte es für ihn dort ähnlich erfolgreich laufen wie in Italien, dürfte er wiederkommen. Che fortuna!

Lazza, Dienstag, 29. April, 20 Uhr, Backstage Werk

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