Süddeutsche Zeitung

Lange Nacht der Museen:Rotkäppchens Musenkuss

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Wenn Rotkäppchen gegen den bösen Wolf antritt und auf dem Friedhof 3-D-Animationen gezeigt werden: 100 Institutionen, Kirchen und sogar Hotels öffnen ihre Pforten zur Langen Nacht der Museen und bieten neben aktuellen Ausstellungen jede Menge eigens konzipierter Aktionen.

Antje Weber

Der Kampf des Guten gegen das Schlechte - das klingt nach großem Kino-Epos. In der Kunst ist diese Art von Wettstreit eher selten, und wenn bei der Langen Nacht der Münchner Museen nun Rotkäppchen gegen den bösen Wolf antritt, ist das auch nicht ganz ernst gemeint: Studenten der Akademie der Bildenden Künste werden Ringelnatz' Rotkäppchen-Nacherzählung in sechs Fenstern des Hotels Müller in der Fliegenstraße inszenieren, in einer Tiefgarage im benachbarten Carathotel toben sich derweil die Graffiti-Künstler Loomit und LawOne als böse Wölfe aus, und in einem zum Märchenwald umgestalteten Innenhof kann man sich das Ganze als Live-Projektion ansehen.

Bei der 14. Langen Nacht der Münchner Museen wird man ungewöhnliche Kunstaktionen wie diese erleben - doch man kann es auch ruhiger angehen lassen und nur die bewährten großen Häuser aufsuchen. Da erstmals 100 Museen und Institutionen beteiligt sind, ist die Bandbreite der Möglichkeiten schier unerschöpflich groß: Während etwa die Staatliche Münzsammlung einfach die Pforten für ihre aktuelle Ausstellung mit Medaillen des finnischen Künstlers Kauko Räsänen öffnet, bietet das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst eigens Sonderführungen an. Die Wissenschaftstage in der Alten Kongresshalle schalten sich mit einer speziell konzipierten Langen Nacht dazu, das Lapidarium im Alten Südfriedhof zeigt Filme in 3-D-Animation über die Entwicklung des Friedhofs.

Viele Institutionen haben sich etwas für diese Nacht einfallen lassen, bei der zwischen 19 und 2 Uhr wieder mindestens 20 000 Besucher erwartet werden, die sechs Touren abfahren können. Das Erzbischöfliche Ordinariat zum Beispiel hat eine Licht-Video-Installation in der Theatinerkirche einrichten lassen, die Pinakothek der Moderne wiederum bat zwei Lichtkünstler, die Ostfassade zu bespielen - ein kleiner Trost dafür, dass das Haus selbst nicht zugänglich ist.

Viele Museen, wie Villa Stuck oder Hypo-Kunsthalle, haben rechtzeitig zur Langen Nacht neue Ausstellungen eröffnet. Und da auch diesmal wieder Oldtimer des Deutschen Museums die Besucher als "Rollendes Museum" durch München transportieren, dürfte das die Freude an der Kunst erheblich befördern.

Die Lange Nacht der Münchner Museen, Sa., 20. Okt., 19-2 Uhr, Tickets für 15 Euro (inkl. MVG und Shuttlebusse) in allen beteiligten Museen und bei München Ticket; Infos unter www.muenchner.de.

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Quelle:
SZ vom 18.10.2012
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