Landtagswahl:Plötzlich ganz vorne

Landtagswahl Bayern - CSU

Das Bild, das nahezu um die Welt ging: Familie Huber am Wahlabend.

(Foto: Michel Kappeler/dpa)

Wie Thomas Huber das Symbolbild für den Absturz der CSU wurde

Thomas Huber war schon immer ein Mann für die erste Reihe. Wer ihn schon vor Jahren als JU-Politiker im Landkreis Ebersberg kennenlernen konnte, wusste, dass er nicht früh genug in den Landtag kommen konnte - was er nach Jahren im Bezirkstag und nach dem Ausscheiden von Christa Stewens aus dem Landtag 2013 auch erreichte. Und so stand der 46-Jährige am Sonntag im Maximilianeum und verfolgte gebannt den Ausgang der bayerischen Landtagswahlen.

In dem Moment, als um 18 Uhr die Wahlprognosen für die CSU verkündet wurden, drückten die Fotografen ab - und das Bild von Thomas Huber, dem Mann in der ersten Reihe, dem Politiker mit dem fassungslosen, ja bestürzten Gesichtsausdruck, wurde zum Symbolbild für den Absturz der CSU am Sonntag. In zahlreichen Zeitungen, auf diversen Online-Portalen und sogar auf der Titelseite der Financial Times fand sich der Ebersberger Politiker nach der Landtagswahl wieder. "Ich kann es nicht ändern", sagt Huber. Natürlich hätte er es sich eher gewünscht, "dass ein Bild, auf dem ich etwas glücklicher schaue, so weit verbreitet wird. Aber es war ein wahrlich hitziger Abend, an dem auch mir der Schweiß auf der Stirn stand. Der Fotograf hat genau diesen Moment eingefangen."

Als kurz vor 18 Uhr die Fotografen und die Fernsehteams die Kameras auf ihn richteten, versuchte Huber, die Situation mit einem kleinen Scherz zu lösen. Er beabsichtige nicht, eine Rede zu halten, sagte er den Medienvertretern. Auch sein Hinweis, dass Ministerpräsident Söder erst später komme, half in diesem Moment nicht weiter: Huber, seine Frau und sein Sohn blieben im Fokus, die Familie in bayerischer Tracht. "Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass wir für viele der dort versammelten, zum größten Teil nationalen Pressevertreter, der Inbegriff typischer Bayern waren. Darüber muss ich heute schon ein wenig schmunzeln", sagt Huber, der seit seiner Kindheit aktiv im Trachtenverein ist und nach eigener Aussage mehr Trachtenanzüge als normale Anzüge besitzt.

Um 18 Uhr wurden die ersten Zahlen verkündet. Obwohl Huber wusste, dass Kamerateams vor ihm standen, wirkte seine Reaktion spontan. "In diesem einen Moment ist alles aus meinem Blickfeld verschwunden, ich habe alles um mich herum total ausgeblendet und nur noch auf die Säulen auf dem Bildschirm geschaut", sagt er. "Mein Gesichtsausdruck spiegelt diesen einen Moment und die Enttäuschung wider. Ehrlich gesagt, waren mir die Ergebnisse auf dem Bildschirm wichtiger, als die auf mich gerichteten Kameras."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: