Landtagswahl München:CSU und SPD: Verlierer auf Augenhöhe

Trotz Einbußen verteidigen die Christsozialen die meisten Stimmkreise - nur Franz Maget siegt.

Dominik Hutter

Die Verluste der CSU haben die SPD in München auf Augenhöhe mit der bislang fast 19 Prozentpunkte stärkeren Regierungspartei gebracht. Nach Auszählung aller 883 Stimmbezirke trennen die beiden Volksparteien nur dreieinhalb Prozentpunkte - vorne liegt aber weiterhin die CSU. Die SPD hat leicht an Stimmen verloren, Franz Maget konnte aber seinen Stimmkreis in Milbertshofen direkt erobern. Die anderen gingen, einige nur knapp, erneut an die CSU.

Landtagswahl 2008

Dirndl und Trauer auf der Wahlparty der CSU

(Foto: Foto: ddp)

31,7 Prozent lautet das wenig berauschende Münchner Ergebnis für die CSU, die bei der Wahl 2003 noch auf 48,7 Prozent gekommen war. Auch die SPD hat mit 28,2 Prozent leicht verloren und ist erstmals unter 30 Prozent gerutscht - es ist das schlechteste Ergebnis nach dem Krieg. Drittstärkste Partei sind die Grünen mit einem bayernweit beachtlichen Ergebnis von 14,4 Prozent - 1,9 Prozentpunkte mehr als bislang.

Mit Abstand am stärksten zugelegt hat die FDP, die ihren Stimmenanteil von 4,0 auf 12,6 Prozent verdreifachen konnte. Prozentual noch stärker gewonnen haben die Freien Wähler, die 4,1 statt der bisherigen 1,2 Prozent erreichten. Angesichts des landesweiten Erfolgs dieser Partei ist dies allerdings ein eher bescheidenes Resultat - die sehr heterogen Freien Wähler haben traditionell in Großstädten Mobilisierungsprobleme.

Im Kampf um die Direktmandate lieferten sich CSU und SPD in etlichen Münchner Stimmkreisen ein Kopf-an-Kopf-Rennen - bis sich im Laufe der Auszählung fast überall doch die Konservativen durchsetzten. Einzige Ausnahme ist der Stimmkreis Milbertshofen, in dem der SPD-Spitzenkandidat und Münchner Parteivorsitzende Franz Maget mit 39,9 Prozent der Erststimmen seinen CSU-Gegenspieler Roland Hoffmann klar auf die Plätze verwies (26,6 Prozent). Milbertshofen ist übrigens der einzige Münchner Bezirk, in dem die SPD insgesamt, also nach der Zahl von Erst- plus Zweitstimmen, deutlich vor der CSU liegt (33,8 zu 27,3Prozent). In Schwabing beträgt der Abstand 0,1Prozentpunkte - zugunsten der SPD.

Münchens CSU-Vorsitzender Otmar Bernhard verteidigte dagegen seinen Pasinger Stimmkreis souverän mit 36,9 Prozent gegen SPD-Herausforderer Florian Ritter (27,4 Prozent). Ziemlich knapp ging es während des Wahlabends in Altstadt-Hadern, Bogenhausen und Schwabing zu, die aber letztlich an die CSU gingen. Die Hochburg der CSU, gemessen am Gesamtergebnis, liegt in Ramersdorf. Dort entschieden sich 37,2 Prozent der Wähler für die Konservativen.

Die Grünen sind mit 17,8 Prozent vor allem in Schwabing stark. Die Wähler von FDP und Freien Wähler sind dagegen ziemlich gleichmäßig über die Stadt verteilt. Die Linken haben zumindest in München mit 5,2 Prozent die kritische Hürde übersprungen. Angesichts des bayernweiten Abschneidens spielt dieses Ergebnis aber bei der Zusammensetzung des Landtags keine Rolle. Keine Chance gaben die Münchner der äußersten Rechten: Die NPD kam auf stadtweit 0,6 Prozent, die Republikaner auf 0,5.

CSU und SPD: Verlierer auf Augenhöhe

Münchens CSU-Vorsitzender Otmar Bernhard bezeichnete den Wahlausgang als "bitteres Ergebnis, über das wir lange nachdenken müssen". Ludwig Spaenle (CSU), der in Schwabing das Direktmandat errang, konnte dem Abend dennoch Positives abgewinnen: "Angesichts des Landestrends ist es ein stolzes Ergebnis, dass die Münchner CSU sieben von acht Stimmkreisen gewonnen hat." Nach Einschätzung des unterlegenen Milbertshofener CSU-Kandidaten Roland Hoffmann ist das bürgerliche Lager zwar "noch da". Die CSU habe es aber nicht geschafft, "diese Wähler auf ihre Seite zu ziehen".

Auch der SPD war nicht unbedingt nach Feiern zumute. Die Moosacher Kandidatin Diana Stachowitz bezeichnete das landesweite SPD-Ergebnis als "bitter", das für München aber zumindest als "solide". Auch Stachowitz zeigte sich überzeugt, dass viele CSU-Wähler zu FDP und Freien Wählern gewechselt sind.

Zur SPD dagegen eher weniger - "so weit ging die Revolution dann doch nicht." Nicht unbedingt als Wahlsieger fühlt sich auch Markus Rinderspacher, der SPD-Kandidat für Ramersdorf. Aber: "Die CSU hat abgewirtschaftet. Eine Viererkoalition ist jetzt rechnerisch denkbar", erklärte er. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) rechnet nun damit, dass die Ordnungspolitik insgesamt liberaler, die Wirtschaftspolitik aber rechtslastiger wird.

Die FDP erteilte bereits in der Euphorie des Wahlabends allen Ideen für eine Viererkoalition eine klare Absage. "Wir haben den Wählern versprochen, dass das nicht kommen wird, und wir halten uns daran", erklärte Michael Mattar, der FDP-Fraktionschef im Münchner Rathaus. Stolz aber war den Liberalen anzumerken, der Kandidat Otto Bertermann witzelte gar, für so viele Mandate habe die Partei ja kaum genügend Leute.

Der grüne Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag erwartet Auswirkungen auf die Berliner Politik. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe eine "sichere Bank" verloren.

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