Ein Saal, drei Termine, neun Kandidatinnen und Kandidaten: Die Grünen haben bereits am Sonntag die Wahl ihrer Bewerber um die Direktmandate für die Landtagswahl im Herbst 2023 abgeschlossen. Die beiden Fraktionschefs Katharina Schulze (Stimmkreis Milbertshofen) und Ludwig Hartmann (München-Mitte) werden das Team anführen, dem bis auf den ausscheidenden Hep Monatzeder alle bisherigen Abgeordneten angehören werden.
"Sehr gerne bin ich wieder Direktkandidatin und werde gemeinsam mit allen Mitgliedern vor Ort voller Motivation und Leidenschaft in diesen Wahlkampf gehen", sagte Schulze nach ihrer Wahl. Sie war wie Hartmann und der für Schwabing gewählte Christian Hierneis bereits am vergangenen Aufstellungswochenende angetreten. Die Grünen hatten den Saal des Kolpinghauses München gleich hinter dem Stachus gemietet. Gewählt wurde an drei Tagen dann quasi im Akkord. Um 9 Uhr, um 13 Uhr und um 17 Uhr wurde jeweils ein Stimmkreis vergeben.
An diesem Sonntag um neun Uhr stellte sich der Abgeordnete Florian Siekmann zur Wahl für den Stimmkreis Hadern. Auch wenn die frühe Uhrzeit und die Tatsache, dass er keine Konkurrenz hatte, bei seiner Nominierung eine Rolle spielen mochten, der Kampf um die Direktkandidaturen lief bei den Grünen diesmal generell unaufgeregt ab. Oftmals stellte sich nur eine Bewerberin oder ein Bewerber zur Wahl. Viele Stühle im Kolpingsaal blieben leer.

Siekmann ließ es sich trotzdem nicht nehmen, eine engagierte Rede zu halten. Er zieh Ministerpräsident Markus Söder (CSU) der Jammerei und Schuld-Abschieberei und erklärte in seiner Rolle als stellvertretender Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zur Maskenaffäre, "jeden Winkel des Filzes ausleuchten" zu wollen. Bei den Münchner Themen wie dem Bau der zweiten Stammstrecke und neuer Wohnungen sei die Bilanz der CSU verheerend.
Die Grünen wollten ihre Konzepte nun in der nächsten Wahlperiode durchsetzen, erklärte Siekmann, und er selbst wolle dafür das Direktmandat holen. Diese Kampfansage zeigt das Selbstvertrauen der Grünen. Im Stimmkreis Hadern holte seit 2003 für die CSU deren Münchner Vorsitzende und Justizminister Georg Eisenreich stets den Sieg. Doch bei der letzten Landtagswahl 2018 lag er nur etwa zwei Prozentpunkte vor Siekmann, der nun seiner Parteikollegin Jamila Schäfer nacheifern möchte. Die jagte bei der Bundestagswahl der CSU das Direktmandat im Münchner Süden ab.
Bei der vergangenen Wahl holten die Grünen fünf von neun Direktmandaten in München
Am Sonntagmittag setzte sich dann Stadträtin Julia Post deutlich als Kandidatin in Pasing gegen Lendita Musliji durch. Sie beerbt damit den früheren Bürgermeister Hep Monatzeder und trifft auf ein CSU-Schwergewicht: Josef Schmid, ebenfalls einst Bürgermeister und nun seit vier Jahren Landtagsabgeordneter. "Ich freue mich auf den Wettstreit der Ideen und Lösungsansätze. Besonders in Zeiten multipler Krisen muss sich Politik am Machen und Umsetzen messen lassen", sagte Post. Am Sonntagabend bewarb sich bei den Grünen für Bogenhausen noch Fabian Sauer als bis dahin einziger Interessent.
Auch wenn der Besuch der Aufstellungsversammlungen teils mau war, insgesamt zeigten sich die beiden Stadtvorsitzenden Svenja Jarchow und Joel Keilhauer mit dem kompakten Konzept zufrieden. "Wer weiß, ob die Corona-Welle nicht noch größer wird? Wir wollten allen Kandidaten die Möglichkeit geben, sich persönlich vorzustellen", sagte Jarchow. Deshalb habe man den frühen Termin gewählt. Mit der zentralen Organisation habe man zudem die Ortsvereine entlasten wollen, sagte Keilhauer. In allen neun Stimmkreise gelte die Devise: "Wir spielen nicht auf Platz, sondern auf Sieg."
Bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2018 gelang dies in fünf von neun Stimmkreisen. Zu den Siegern gehörten damals auch Gülseren Demirel (Giesing) und Benjamin Adjei (Moosach), die beide wieder nominiert wurden. Insgesamt vertraten acht Grüne die Stadt, da drei weitere über die Liste in den Landtag einzogen, darunter auch Sanne Kurz, die wieder in Ramersdorf als Direktbewerberin antreten wird. In welcher Reihenfolge die Münchner Grünen ihre Kandidaten auf der Liste verteilen wollen, wird ein Parteitag am 18. Oktober entscheiden. Dort dürfte es nicht so beschaulich zugehen, schließlich gilt ein guter Platz als Freifahrtschein ins Maximilianeum.