Süddeutsche Zeitung

Aufstellung der Parteilisten:Diese Münchner Politiker wollen in den Landtag

Die Parteien bringen sich und ihre Kandidaten in Stellung für die Wahl im Herbst. Wer aus der Landeshauptstadt die besten Chancen hat, ins Maximilianeum einzuziehen - ein Überblick.

Von Heiner Effern

Sie hat schon Karrieren befördert und auch beendet. Auch wenn sie erst mal bürokratisch klingt: die Aufstellung einer Parteiliste vor einer großen Wahl. In Oberbayern schütteln die Parteien gerade ihre Tableaus für die Landtagswahl zurecht, und zumindest drei von ihnen werden gespannt nach München blicken. SPD, Grüne und FDP schicken mit ihrer Großstadt-Stärke oder - je nach Sicht - Land-Schwäche traditionell die meisten Listen-Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Bezirk hinüber ins Maximilianeum.

Die Grünen trafen sich am vergangenen Wochenende für die Aufstellung ihrer Oberbayern-Liste in Ingolstadt. Wenig überraschend stehen die beiden Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze und Ludwig Hartmann auf den Plätzen eins und zwei. Auf Platz fünf folgt Gülseren Demirel und auf Rang zehn Christian Hierneis. Bei diesen vier hoffen und erwarten aber die Grünen mittlerweile, dass sie keinen Listenplatz benötigen, weil sie ihr Direktmandat gewinnen.

Spannender ist deshalb die Reihung des zweiten Münchner Quartetts. Sanne Kurz wurde auf Platz 13 gesetzt, die beiden Abgeordneten Benjamin Adjei und Florian Siekmann folgen auf den Rängen 16 und 20. Zwischen ihnen ist als Neuzugang unter den Kandidatinnen eine platziert, die derzeit Politik im Stadtrat macht. Julia Post wird in Pasing antreten und kann die ordentliche Position 17 möglicherweise gut gebrauchen. In Pasing hatte beim letzten Mal der frühere Bürgermeister Hep Monatzeder gegen den damals noch amtierenden Bürgermeister Josef Schmid (CSU) verloren, war aber wegen seines guten Ergebnisses über die Liste in den Landtag eingezogen.

"Das ist super harmonisch gelaufen, alle sind dorthin gewählt worden, wohin sie wollten", sagte die Grünen-Stadtvorsitzende Svenja Jarchow-Pongratz. Auch wenn sie aus Münchner Sicht "mega-zufrieden" mit der Liste ist, am liebsten wäre ihr, wenn diese künftig eine noch geringere Bedeutung hätte - was heißt, dass die Grünen ihre Direktmandate nicht nur verteidigen wollen, sondern auch noch auf mehr schielen. "Da gibt es Stimmkreise, wo noch etwas zu holen ist. Wir spielen auf Sieg, nicht auf Platz." Bei der letzten Landtagswahl hatten die Grünen fünf von neun Stimmkreisen gewonnen.

Florian von Brunn führt die SPD-Liste an

Davon sind SPD und FDP derzeit weit entfernt. Bei den beiden Parteien werden die Listenplätze nach der Wahl darüber entscheiden, wer in den Landtag kommt. Allerdings ist das System bei der Landtagswahl deutlich flexibler als bei der Bundestagswahl. Hier können auch mit der zweiten Stimme Personen gewählt werden, das Gesamtergebnis beider Abstimmungen entscheidet über die Position auf der Liste. Doch natürlich gilt auch die Regel: Das zweite Kreuz bekommt man leichter, wenn man weiter oben auf dem Wahlzettel steht.

Bei der SPD gibt es deshalb die grobe 3:1-Quote, also drei vom Land und eine oder einer aus der Stadt. Die Liste anführen wird der bayerische Spitzenkandidat Florian von Brunn. Landtags-Vizepräsident Markus Rinderspacher reiht sich auf Platz fünf ein. Es folgen auf Position acht und zehn die bisherigen Abgeordneten Diana Stachowitz und Ruth Waldmann.

Nimmt man die Ergebnisse der letzten Wahl ungefähr zum Maßstab, könnte auch Stadträtin Micky Wenngatz noch Chancen haben, sich vom Platz 14 nach vorne zu arbeiten. "Alles fein", kommentiert der Stadtvorsitzende Christian Köning die Liste, die bereits im vergangenen Herbst aufgestellt wurde. Er hofft, dass seine Partei die Luft nach oben noch nützt bis zum Herbst und es möglichst viele aus der Stadt in den Landtag schaffen.

Bei der FDP ist auch noch Luft nach oben, damit sie sicher in den Landtag einzieht. Die Liste wird am 26. Februar aufgestellt, laut dem Münchner Stadtchef Michael Ruoff wird es spannend. Wer sich wie hinter dem Spitzenkandidaten Martin Hagen positionieren könne, sei offen. Helmut Markwort (Direktkandidat in Freising) und Wolfgang Heubisch wollen ebenso wieder antreten wie Julika Sandt und Albert Duin. Die beiden Stadtvorsitzenden Ruoff und Jennifer Kaiser-Steiner dürften auch nach vorne streben. Dazu kommt noch die neue Frau mit dem prominenten Namen, die im Zentrum schon voll in den Wahlkampf startet: Susanne Seehofer.

Die Listenkandidaten der CSU dürften kaum Chancen auf einen Landtagseinzug haben

Die Freien Wähler holen ihre Erfolge in der Regel auf dem Land, der Münchner Verband besteht vorwiegend aus Kultusminister Michael Piazolo. Das wird wohl so bleiben, unabhängig von der Liste. Von der AfD saß bisher aus München nur Ulrich Henkel im Maximilianeum, er soll allerdings wie die in der Stadt nicht sehr starken Parteikollegen bei den Listen-Überlegungen keine große Rolle spielen.

Und die CSU? Die vergibt auf ihrer Liste, die sie Ende März aufstellen wird, nur die Trostpreise für diejenigen, die den direkten Einzug nicht schaffen - was angesichts der Wahlerfolge der CSU auf dem Land wohl nur Münchner treffen dürfte. Diese Listenkandidaten werden aber nur über die Liste einziehen, wenn ein Wahlwunder die CSU an die 50 Prozent hebt oder dann im laufenden Betrieb der nächsten Landtagsperiode jemand aus dem Parlament ausscheidet.

Der letzte Platz für Direktkandidaten wurde von der CSU gerade in Milbertshofen an Christine Müller vergeben. Fünf Stimmkreise oder sogar sechs würde sie gerne wieder direkt holen. Und einer aus der Stadtpolitik soll eine Scharte auswetzen: Der frühere Personalreferent Alexander Dietrich soll Moosach zurückholen, das die CSU zuletzt an den damals völlig unbekannten Grünen Adjei verloren hat.

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