Landtagsstudie zur Homöopathie:Kügelchen mit gewaltiger Spaltwirkung

Wer hilft, hat recht, sagen einige SZ-Leser und begrüßen Bayerns Bereitschaft, die Wirkung von Kügelchen-Medizin zu erforschen

Landtagsstudie zur Homöopathie: Globuli: Die einen schwören drauf, andere halten's für Scharlatanerie - und jeder hat eine sehr profilierte Meinung dazu.

Globuli: Die einen schwören drauf, andere halten's für Scharlatanerie - und jeder hat eine sehr profilierte Meinung dazu.

(Foto: Westend61/imago)

"Volle Dosis" vom 16./17. November und "Landtag stimmt für umstrittene Homöopathie-Studie" vom 8. November:

Der Griff zum Mittelchen

Der Pharmakologie-Professor Kiese brachte uns Medizinstudenten bei, dass es bei Medikamenten nur Wirkungen, erwünschte und unerwünschte, gibt. Erstere müssen überwiegen und letztere tolerabel sein. Da homöopathische Medikamente wohl nachgewiesenermaßen keine Wirkung haben, können sie auch keine unerwünschte haben, also nicht schaden.

Oder doch? - Nicht die Medikamente, aber zumindest deren Anwendung nach homöopathischen Regeln bei Kindern können Schaden anrichten. Sie können später dazu verleiten, reflexartig bei Befindlichkeitsstörungen - wie als Kind dazu "erzogen" - zu einem Medikament zu greifen. Interessant wäre zu wissen, ob zwischen mit und ohne Homöopathie aufgewachsenen Kindern bezüglich der beklagten Zunahme der Schmerzmitteleinnahme (junger) Erwachsener ein signifikanter Unterschied besteht. Dr. med. Kurt Hausdorf, Internist und Sportmediziner, München

Warum so polemisch?

Kann mir mal jemand die Welt erklären? Was treibt Sie eigentlich wirklich an, einen Edzard Ernst, eine Natalie Grams, einen Christian Lübbers oder einen Werner Bartens einen derart erbitterten Kampf gegen eine altbewährte Heilmethode wie die Homöopathie zu führen? Profilierungssucht? Geltungsbedürfnis? Rechthaberei? Oder vielleicht Neid auf eine ärztliche Kunst, die Sie nicht beherrschen? Was genau will Herr Ernst mit seiner ewigen Polemik, mit seinen sprachlich inzwischen im Niveau peinlich abgerutschten Attacken auf alle Homöopathie-Befürworter erreichen?

Ich bin Ärztin und Homöopathin: Wenn ich nach Herrn Ernsts Kriterien ausschließlich "streng wissenschaftliche" Medizin praktizieren würde, dann stünden mir nur 2 Prozent der gängigen konventionellen Therapien zur Verfügung, 43 Prozent sind nämlich nachgewiesen nur wahrscheinlich wirksam, fast 50 Prozent völlig ungewiss in ihrer Wirksamkeit und 7 Prozent nachweislich sogar vermutlich beziehungsweise sicher schädlich für den Patienten. Wollen Sie uns dieses miserable "Evidenz"-Zeugnis der Schulmedizin als das "goldene Kalb" verkaufen, nach dem wir uns alle strecken sollen, Herr Ernst? Ist das Ihr Ernst? Wir Ärzte sind Praktiker und arbeiten an der realen Front von leidenden und kranken Menschen, die nichts anderes wollen, als Linderung und möglichst Heilung - denen sind ihre realitätsfernen Wissenschaftsargumente völlig egal, denn diese haben bewiesenermaßen noch nie eine Heilung zustande gebracht, oder? Die Homöopathie dagegen kann genau das, ohne Leib und Leben zu gefährden (im Gegensatz zu vielen schulmedizinischen Therapien!), und daher müssen verantwortungsvolle Politiker sich von ihrer sinnvollen Einsatzmöglichkeit überzeugen. Zum Wohl ihrer Wähler. Aber geht es hier überhaupt um das Wohl von Menschen oder doch um etwas ganz anderes? Dr. Claudia Rehfueß, Augenärztin und Homöopathin, München

Bitte ohne blinden Dogmatismus

Was ist schlecht daran, wenn jetzt die bayerische Staatsregierung eine Studie in Auftrag gibt zur Erforschung von Antibiotikavermeidung? Die Weltgesundheitsorganisation warnt seit 2017, dass bald mehr Menschen an Antibiotika-Resistenzen sterben werden als an Krebs. Bis 2050 könnten es zehn Millionen sein, derzeit sind es 700 000. Das Thema ist so brisant, dass unsere Bundeskanzlerin es sogar auf die Agenda des G7-Gipfels in Elmau gesetzt hatte. Resistenzen entwickeln sich aufgrund des allzu sorglosen Einsatzes von Antibiotika in der Humanmedizin und der Tierzucht. Alternativen müssen erforscht werden, und die Homöopathie kann eine sein. Wer schon einmal erlebt hat, dass ein Kind mehrmals an Scharlach erkrankte, obwohl es immer wieder mit Antibiotika behandelt wurde, und diese Streptokokken-Infektion nach einer homöopathischen Behandlung nicht mehr auftrat, wird genau das für möglich halten. Wenn es nur die geringste Möglichkeit gibt, durch Homöopathie Antibiotika einzusparen, sollte dies ohne Vorurteil und wissenschaftlich korrekt erforscht werden. Sonst macht man sich eines Verbrechens an den Menschen schuldig, die künftig an Resistenzen sterben könnten. Dem Vorwurf müssen sich Skeptiker stellen, die aus blindem Dogmatismus diese oft wirkungsvolle Heilmethode bekämpfen, wie Herr Ernst es in unsäglicher Fäkalsprache tut. Die Staatsregierung zeigt Unvoreingenommenheit, Mut und Verantwortungsbewusstsein! Dr. med. Ingrid Pfanzelt, München

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