Landshuter Allee:Spektakuläres Wohnprojekt

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Ein Deckel über Straße und darauf Häuser und Grünanlagen: Ein Münchner Bauunternehmen will die Landshuter Allee einhausen - und hier mehr als tausend neue Wohnungen errichten. Doch die Idee stößt bei der Stadt auf Bedenken.

Von Ekkehard Müller-Jentsch, München

Wer an die Landshuter Allee denkt, hat Motorenlärm, Auto-Kolonnen und Feinstaub im Sinn. Eine Münchner Projektentwicklungsgesellschaft will das nun mit einer Einhausung ändern: Über die Fahrbahn soll ein Deckel gelegt werden, und darauf sollen wieder Baumreihen entstehen. Vor allem aber 1130 Wohnungen, darunter 500 Sozialwohnungen, sowie Kindergärten und Grünanlagen.

Die Gebrüder Bodo und Rolf Rossius haben ihren Plan am Montag Stadtbaurätin Elisabeth Merk zugeschickt. Zwei Jahre würden ihrer Meinung nach die Vorbereitungen dauern und etwa drei weitere Jahre der eigentliche Bau - vorausgesetzt, der Stadtrat spielt mit.

Die Idee und die Hoffnung der Brüder ist auch, die brachiale Zerstörung des Stadtteils Neuhausen durch die Sünden der Nachkriegsplanung und Olympiavorbereitungen zwischen 1968 und 1972 mit diesem Konzept zu beseitigen. Sie sind nämlich beide im Haus der Urgroßmutter in der Landshuter Allee 21 aufgewachsen. Ihre Uroma hatte dort eine Reihe von "Zinshäusern" gebaut, wie man Mietshäuser damals nannte. "Zu dieser Zeit war das noch eine Prachtallee mit acht Baumreihen", erinnert sich Rolf Rossius.

Platz für Häuser und Grünanlagen

Heute ist die Landshuter Allee eine der Hauptverkehrsstraßen Münchens. Auf etwa 1500 Metern Länge soll sie etwa zwischen Hirschberg- und Heideckstraße hinter Wänden und unter einem Dach verschwinden. Darauf sollen Garagen und darüber Wohnhäuser entstehen.

Als "Puffer" für die Anlieger sind im Bereich der Ein- und Ausfahrten Grünflächen vorgesehen. Für die Genehmigung dieser Überbauung könnte die Stadt nach Berechnungen der beiden Bauunternehmer etwa 80 Millionen Euro erlösen; für die notwendigen Umbauarbeiten der Straße aber müsste sie nur etwa 50 Millionen Euro bezahlen.

Nach den Plänen sollen zwei 45 Meter hohe Häuser mit je 75 Wohnungen als "Neuhauser Tor" einen städtebaulichen Akzent setzen. Sie würden aber weder den Mercedes-Turm noch den Sapporobogen überragen.

Geplante Wohnungen über der Landshuter Allee. (Foto: SZ-Grafik)

Investoren, versicherte Rolf Rossius am Montag der Süddeutschen Zeitung, "stehen Schlange, von Private Equity bis zu Lebensversicherungen". Denn selbst wenn außer diesen beiden Punkthäusern nur 45 bis 85 Quadratmeter große Sozialwohnungen gebaut würden, rentiere sich das Projekt immer noch mit vier Prozent.

"Die derzeit sehr niedrigen Zinsen machen das möglich", sagt Rossius. "Dieses Vorhaben könnte wegweisend für alle Städte Deutschlands sein", meint er selbstbewusst. Dass Menschen unter den aktuellen Bedingungen an der Landshuter Allee wohnen müssten, nennt er "eine unglaubliche Tragödie". Deshalb wird auch im Rathaus immer wieder über eine Untertunnelung der Landshuter Allee debattiert.

Den Projektentwicklern ist aber klar, dass sie mit ihr Idee bei der Stadt voraussichtlich auf viele Bedenken stoßen könnten - vor allem, was die Statik betreffe. Doch solch ein Vorhaben stelle schon seit den 1970er-Jahren kein technisches Problem mehr dar, versichert ihr Architekt Dieter Pöhlmann, der eine Machbarkeitsstudie erstellt hat. Eigentlich sei das Ganze nur eine Art Mini-Brückenbau.

Stadtbaurätin Merk will Idee prüfen

"Hier ist Wollen gefragt", fordert Rolf Rossius. Sein Appell ans Rathaus: "Nicht verwalten, sondern gestalten!" Er erwarte von der Stadt, das Grundstücksrecht der zu überbauenden Flächen zu schaffen und "das Baurecht wirtschaftlich ausreichend ausweisen". Dazu bedürfe es der Genehmigung für die notwendigen Pfahlbohrungen.

Da die Strecke nicht auf einmal eingehaust werde, könne der Verkehr während der Bauarbeiten durch Wanderumleitungen weiterlaufen, sagt Rossius. Nach seiner Meinung sollten aus Zeitgründen für das gesamte Vorhaben sechs bis acht Baufirmen beauftragt werden. Die Entlüftung der Fahrstraße im Tunnel sind in den beiden hohen Häusern vorgesehen - über Schächte mit Kohlefiltern.

"Im Herzen immer noch Neuhauser möchten wir diesem Stadtteil seine Identität wiedergeben", sagt Rossius. "Da unser Haus nun schon in der vierten Generation, in diesem Mai seit einem halben Jahrhundert in dieser Stadt baut, möchten wir mit diesem Vorschlag zur Gestaltung der Stadt beitragen." Die Anwohner dort sollen ein neues Wohngefühl mit neuer Urbanität erleben.

Stadtbaurätin Merk bestätigte am späten Nachmittag, der Entwurf sei "ganz frisch in der Post". Deshalb habe sie ihn natürlich noch nicht prüfen können. Auf den ersten Blick wirke das zwar toll, dennoch sei sie "von Euphorie entfernt", sagte Merk. Denn aus Erfahrung wisse sie, dass Bauträger solche Vorschläge oft schön rechneten.

Es gebe zudem viele ungeklärte technische, statische und eigentumsrechtliche Fragen. "In München muss man aber auch für ungewöhnliche Vorschläge aufgeschlossen sein", sagte Merk. Ihre Fachabteilungen würden den Vorschlag nun unter die Lupe nehmen.

© SZ vom 06.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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