Zusammenschluss "Grüsdi":Charme-Offensive

Die Sozialdemokraten in Grünwald schließen sich mit den Parteifreunden in Straßlach-Dingharting zu "Grüsdi" zusammen. Gemeinsam erhoffen sie sich eine größere Schlagkraft und mehr Aufmerksamkeit. Der Ortsverein will attraktiv werden für neue Mitglieder

Von Claudia Wessel, Grünwald/Straßlach-Dingharting

"Grüsdi" - wenn das nicht ein freundlicher Name ist. Und "Griaß di" möchten die 35 Mitglieder des nagelneuen SPD-Ortsvereins Grünwald-Straßlach-Dingharting künftig zu ganz vielen neuen Mitgliedern sagen, gerne zu möglichst jungen. Nicht dass die bisherigen Mitglieder, zwölf davon aus Straßlach-Dingharting, alle alt wären. Ramona Greiner beispielsweise, gemeinsam mit Kolja Zellner zweite Vorsitzende von "Grüsdi", ist 1986 geboren, der Straßlacher Zellner 1975. Auch der erste Vorsitzende Achim Zeppenfeld aus Grünwald gehört durchaus noch ins Mittelfeld mit seinen 53 Jahren. Gut, der Rest hat schon mehr Lebenserfahrung, aber das muss ja nun auch kein Nachteil sein.

Trotzdem, die Lücke zwischen 35 und 50 wolle man gerne füllen, sagen Achim Zeppenfeld und seine Kollegin im Grünwalder Gemeinderat, Edith Wassermann, Kassiererin im "Grüsdi". Wie? Ja, beispielsweise mit Veranstaltungen, die auch das mittlere Publikum ansprechen, das es in Grünwald und Straßlach-Dingharting ja durchaus gebe. In Grünwald aber ist das Kulturleben bisher oft fest in der Hand von Senioren. Was auch am Angebot liegt, die klassischen Konzerte sprechen eben doch eher gesetztere Personen an. Im Herbst aber will "Grüsdi" die freche Monika Gruber nach Grünwald holen. Und das ist nur der Anfang. Wer weiß, was noch alles kommt. Nur an geeigneten Räumen für so etwas mangele es, beklagen Zeppenfeld und Wassermann.

Zusammenschluss "Grüsdi": So mächtig wie die Grünwalder Burg will die SPD nach dem Zusammenschluss mit den Nachbarn aus Straßlach werden - im besten Fall.

So mächtig wie die Grünwalder Burg will die SPD nach dem Zusammenschluss mit den Nachbarn aus Straßlach werden - im besten Fall.

(Foto: Claus Schunk)

Nun kann man vielleicht 35- bis 50-Jährige ins Kabarett locken, aber ob sie deshalb auch zum Ortsverein kommen? Achim Zeppenfeld kennt das ja selbst aus seinen politischen Anfängen. Wie es ist, wenn man passives Mitglied eines SPD-Ortsvereins ist und einfach keine Zeit oder Lust oder Motivation hat, sich darüber hinaus einzubringen. Genau so war es bei ihm, als er in den Achtzigerjahren in München in die SPD eintrat, dann nach Grünwald zog und auch dort die regelmäßigen Briefe vom Ortsverein eher ignorierte. Bis 2007 in einem solchen stand: Wenn man es nicht schaffe, eine Liste für die Kommunalwahl aufzustellen, müsse der Ortsverein aufgelöst werden. "Da sagte meine Frau: ,Nun geh doch mal hin'." Das machte Zeppenfeld, der nun seit Frühjahr 2014 für die SPD im Grünwalder Gemeinderat sitzt, gemeinsam mit Edith Wassermann. Immerhin sind sie jetzt schon zu zweit, in der Wahlperiode von 2008 bis 2014 gab es nur eine SPD-Gemeinderätin.

Zeppenfeld war in seiner Zeit als im Wortsinne passives SPD-Mitglied genau in dem Alter, das dem Ortsverein jetzt fehlt. Vielleicht sind die Menschen da gerade mit anderem beschäftigt, Karriere, noch kleinen Kindern. Wenn man gerade auf die Probleme dieser Zielgruppe eingeht, könnte man sie vielleicht gewinnen. Daher planen die Grüsdis, sich um günstigen Wohnungsbau für junge Familien zu kümmern. Ramona Greiner wiederum interessiere sich sehr für die Studenten, so Zeppenfeld, ihr schwebe etwas wie "Wohnen gegen Hilfe" vor, wobei Studenten bei Senioren leben und diesen im Alltag helfen und dafür weniger oder keine Miete zahlen. Damit soll verhindert werden, dass Studenten sich Grünwald nicht leisten können. Auch das Thema Radlkonzept, das Edith Wassermann am Herzen liegt, könnte bei jungen Familien Anklang finden.

Zusammenschluss "Grüsdi": Achim Zeppenfeld hofft, dass es ihm viele gleich tun - und den Weg in die SPD finden.

Achim Zeppenfeld hofft, dass es ihm viele gleich tun - und den Weg in die SPD finden.

(Foto: Claus Schunk)

Mit Erfolgsmeldungen in all diesen Bereichen wollen die Sozialdemokraten aber vor allem eines erreichen: Dass auch in den Gemeinderat in Straßlach-Dingharting die SPD wieder einzieht und sich genügend Menschen für eine Liste finden. Bei der jüngsten Kommunalwahl war die SPD nicht mehr angetreten, weil sich deren Vorsitzender Volker Steidle und damaliger Gemeinderat mit 70 Jahren zu alt fühlte und sich außerdem auch nicht genügend Bewerber für eine Liste gefunden hatten.

Bis zur Kommunalwahl 2020 will man sich auf Anträge in der Straßlacher Bürgerversammlung konzentrieren. Dass der Zusammenschluss zwischen Grünwaldern und Straßlach-Dinghartingern zu "Grüsdi" eine gute Sache war, da ist man sich aber in beiden Orten sicher. "Das verbreitert die Basis", sagt Kolja Zellner. Und die Ideen und Möglichkeiten, mit denen man Nachwuchs gewinnen kann, werden zahlreicher. Strategien werden Mitte April in der Vorstandssitzung entwickelt. "Wir sind ja auch nicht die ersten, die Grünen und die FDP haben ja auch gemeinsame Ortsverbände", sagt Zeppenfeld. "Da kann man sogar parteiübergreifend arbeiten."

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