Zeuge im Brunner-Prozess:"Niemand hat geholfen"

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Tag drei im Solln-Prozess: Einer der Schüler, der bedroht worden war, beklagt, dass niemand Dominik Brunner geholfen habe. Und er widerspricht der Aussage seines Freundes.

Die Menschen eilten einfach weiter: Bei der tödlichen Attacke zweier Jugendlicher auf den Manager Dominik Brunner hat nach Aussage eines Zeugen niemand dem Opfer geholfen. Er habe am Münchner S-Bahnhof Solln Passanten angeschrien, dass sie helfen sollten, berichtete der 16-jährige Schüler Marcel L. vor dem Landgericht München I. Marcel gehört zu den vier Schülern, die Brunner vor den beiden Angeklagten schützen wollte.

S-Bahn-Station Solln: Bei der tödlichen Attacke auf Dominik Brunner im vergangenen Jahr sollen Passanten nicht reagiert haben. (Foto: rtr)

"Sie haben nichts gemacht, nur gesagt, dass sie aufhören sollen", beschrieb der Zeuge die Reaktion der Passanten. Der 19-jährige Markus S. und der 18-jährige Sebastian L. müssen sich seit Dienstagmorgen vor dem Landgericht München I verantworten. Die Anklage: Mord.

Während Marcel vor Gericht erzählt, muss er immer wieder mit den Tränen kämpfen. Passanten seien wortlos einfach weitergegangen, sagte der Schüler. Auch der S-Bahnfahrer habe nicht auf die Schlägerei reagiert. "Er hat alles gesehen, aber er ist einfach weitergefahren", sagt der 16-Jährige mit stockender Stimme. "Wenn der vielleicht was gemacht hätte, wäre es vielleicht anders gelaufen."

Marcel L. sagte zudem, Brunner sei am S-Bahnhof Solln den Angeklagten entgegengegangen, habe etwas wie "Ihr wollt's ja nicht anders" gesagt und dann sofort einen der beiden ins Gesicht geschlagen. Davor seien die beiden "nur so dagestanden" und hätten keine aggressive Kampfhaltung eingenommen.

Richard M., Ein anderer der Schüler, hatte am Tag zuvor dagegen ausgesagt, Brunner habe seiner Auffassung nach zugeschlagen, um sich zu wehren.

Zum Tatzeitpunkt kannten sich die beiden Angeklagten seit einem halben Jahr. Es war die eine Minute am Bahnsteig Solln, in der sie Dominik Brunnner zu Tode geprügelt haben sollen - und die ihre beiden Leben für immer miteinander auf schreckliche Weise verknüpfte. An den beiden vergangenen Verhandlungstagen war beiden anzumerken, dass ihnen das Geschehen leidtut. Sebastian L. sagt: "Ich wollte niemals, dass so etwas passiert. Ich weiß, dass es dafür keine Entschuldigung gibt."

Vor Gericht hatten die beiden Angeklagten die Schlägerei eingeräumt, aber jede Tötungsabsicht bestritten. Brunner habe zuerst zugeschlagen, so sei es zu der Schlägerei gekommen, hatten die Angeklagten betont.

Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger wertet diese Aussagen der beiden vom ersten Prozesstag nicht als Geständnis. "Sie schieben Brunner die Schuld zu", sagt sie. Die Aktenlage und auch schon die ersten Zeugenaussagen gingen jedoch in eine andere Richtung, nämlich, "dass es nicht ganz so war, wie die Angeklagten es angegeben haben".

"Schlägerei ohne Ende"

Einer der Schüler, der 15-jährige Richard M., hatte bereits am Mittwoch die Vorgeschichte und Hergang der schrecklichen Tat geschildert. Sebastian L. und Markus S. hatten demnach schon in der S-Bahn davon gesprochen, dass sie die Schüler schlagen und ausrauben wollten. Am S-Bahnhof Solln seien die Angeklagten ihnen gefolgt.

Brunner hatte ihm und seinen Freunden Schutz angeboten, als die beiden Angeklagten sie bedrohten. Doch am Münchner S-Bahnhof Solln war die Situation eskaliert. "Sie sind uns gefolgt und drohend auf uns zugegangen", sagte der Schüler über die beiden Angeklagten. "Herr Brunner hat sich vor uns gestellt", so der Zeuge weiter. "Es war klar, dass irgendetwas passiert."

Nach dem ersten Abwehrschlag durch Brunner hätten sich die beiden beraten, dann seien sie auf Brunner losgegangen. "Hurensohn", habe Markus S. geschrien, der wütend auf Brunner eingeschlagen habe, auch als dieser schon am Boden lag. "Als er gefallen war, war klar, das kann nicht gut ausgehen", erinnert sich der 15-Jährige. "Es war eine Schlägerei, bei der es kein Ende gab", sagte der 15 Jahre alte Zeuge Richard M. am Mittwoch. "Es war richtig ernst."

Brunner kam an jenem 12. September 2009 aus der Stadt, wollte zu seiner Freundin. Er hatte ein Buch zum Geburtstag für seine Mutter gekauft, war beim Schwimmen im Müller'schen Volksbad. Markus S. und Sebastian L. hingegen hatten sich nach eigenen Angaben den Tag mit Alkohol vertrieben: Wodka mit Orangensaft zum Frühstück, dann Bier.

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