Unterhaltung:Die Rückkehr der Zauberschüler

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Der Zauberer Collin bettet seine Tricks in Geschichten ein. (Foto: Claus Schunk)

Nach zwei Jahren Pause vereint Harold Voit wieder Absolventen seiner Pullacher Magier-Akademie im Bürgerhaus. Vom Mentalisten bis zum Manipulator ist alles dabei - und auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Von Claudia Wessel, Pullach

"Ohhh, ist das angenehm", stöhnt Max Schneider auf der Bühne. Er hat die Augen geschlossen, seine Hände tasten in der Luft. "Das ist warm, das ist hell, das ist...das ist die Sonne." Er dreht sich zu Inge um, eine Frau aus dem Publikum, die ihm gerade von Herz zu Herz die Information zugesandt hat, was für eine Karte sie aus dem Glasbehälter gezogen hat. "Ist das richtig, Inge?" fragt der Mentalist. Sie nickt.

Nach zwei Jahren Pause findet wieder die Zaubergala im Bürgerhaus Pullach statt, die die in dem Ort ansässige Zauberakademie von Harold Voit eigentlich jedes Jahr auf die Bühne bringt. Wegen der Corona-Pandemie war sie 2020 und 2021 ausgefallen. Am Freitagabend aber konnten die Zuschauer sich wieder erstaunen lassen von den magischen Fähigkeiten der Zauberer auf der Bühne. Alle von ihnen waren einmal Schüler der Zauberakademie, die meisten aber vor sehr langer Zeit. Inzwischen haben sie Preise gewonnen und unter anderem bei der Deutschen Zauber-Meisterschaft im Mai vordere Plätze belegt.

Zwischen den Zaubervorführungen treten Artisten aus Ungarn auf. (Foto: Claus Schunk)

Auch der Kontakt zu der Artistengruppe "Barros Imre Artistaképzö" aus Budapest, deren Name Moderator Siebensinn nicht über die Lippen bringt, entstand über die Zauberakademie. Denn auch einer der Artisten hat einmal die Schule in Pullach besucht. Nun bietet seine Truppe beeindruckende Acts zwischen den Auftritten der Zauberer. Nette Zwischen-Szenen liefern auch die beiden Moderatoren Janis und Siebensinn, beide Lehrer an der Zauberakademie. Während sich die nächsten Künstler auf der Bühne bereit machen, führen sie Kunststücke vor und erzählen magische Geschichten.

Moderator Siebensinn zeigt auch eigene Kunststücke. (Foto: Claus Schunk)

Der Mentalist Max Schneider, im realen Leben Dozent der Theaterwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität, erzählt die Geschichte von Antoine de St. Exupéry, dessen Weisheit "Man sieht nur mit dem Herzen gut" jedem bekannt ist. Wie wahr diese Behauptung ist, beweist er mit seinem magischen Gedankenexperiment: Inge und ihr Mann Theo, von ihm auf die Bühne gebeten, können schon nach kurzer Zeit auch selbst auf diese Weise zaubern und Botschaften via Herzenergie senden. So kann Inge auch eine Karte lesen, die Theo weit von ihr entfernt gezogen hat. Er hält sie an sein Herz und beamt die Information ans andere Ende der Bühne. Der Mentalist kann selbstverständlich auch alle Herz-Wahrheiten von Inge erkennen. Als er ihr das Buch "Der kleine Prinz" in die Hand gibt, sie es willkürlich aufschlägt und das erste Wort auf der linken Seite liest, kommt die Botschaft bei ihm an. "Das ist... das klingt, das fühlt sich an wie eine Maschine." Das Wort lautet tatsächlich Maschine.

Mit ganz anderen Fähigkeiten zieht Frederic Schwedler die Zuschauer in seinen Bann. Seine Sparte ist die Manipulation, in welcher er Deutscher Vizemeister ist, und Moderator Janis erklärt, dass das Wort von Manus, Hand, abgeleitet ist. Mit seinen Händen vollbringt Schwedler denn auch unsagbare Dinge. Bälle erscheinen zwischen seinen Fingern und verschwinden wieder, verwandeln sich in Tücher und wechseln die Farbe.

Lukas Brandl ist Sieger der Deutschen Meisterschaft. (Foto: Claus Schunk)

Auch Lukas Brandl, Grand-Prix-Sieger bei der Deutschen Meisterschaft, versucht, Bälle zu bändigen, die erscheinen, wieder verschwinden, sich auf unerklärliche Weise bewegen. In seinem Auftritt kombiniert er Magie, Jonglage und Tanz und erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich in einer skurrilen Welt verloren hat, aus der es scheinbar keinen Ausweg gibt.

Magic Maxl ist erst 15 Jahre alt und durfte sich 2021 Magier des Jahres nennen. (Foto: Claus Schunk)

Der jüngste Zauberer nennt sich Magic Maxl. Der 15-jährige Dachauer, der schon mit neun Jahren in den Magischen Zirkel Deutschland aufgenommen wurde, erfreut vermutlich vor allem die vielen Schulkinder im Publikum. Seine Szene spielt in der Schule, in der er einen mit unzähligen roten Fehlerkorrekturen versehenen Deutschaufsatz in einen makellosen verzaubert. Magic Maxl stand bereits mehrere Male mit den Ehrlich Brothers auf der Bühne und wurde 2021 zum "Magier des Jahres" ernannt.

Ein Geschichtenerzähler, der einen mit seinen zauberhaften Vorführungen zu Tränen rühren kann, ist Collin. Mit beiden Vorführungen, die an dem Abend in Pullach zu sehen sind, hat er jeweils den ersten Platz bei Zaubermeisterschaften errungen. In der ersten Geschichte ist er der Aufseher in einem Museum, in dem sich die Exponate allerlei Humbug erlauben. So rutscht das Bild der Nofretete einfach aus seinem Rahmen, eine Vase verschwindet und taucht am anderen Ende der Bühne wieder auf, und eine Büste der Nofretete erscheint urplötzlich unter einem Glas. Den größten "Schock" allerdings erleben die Zuschauer wohl, als unverhofft die leibhafte Nofretete neben Collin steht. Sein zweites Stück ist ein Märchen, das darin gipfelt, dass plötzlich zwei Kinder in einem Lebkuchenhaus sitzen - die von Zauberer Collin und seiner Partnerin, wie Moderator Siebensinn verrät.

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