Die Gebete von Organisator Matthias Niedermair in der Klosterkirche von Maria Eich um gutes Wetter für den Würmtaler Faschingszug sind zumindest teilweise erhört worden. Es war zwar bitterkalt am Sonntag, aber wenigstens der Dauerregen legte eine Pause ein. So zogen knapp 40 Gruppen und Vereine aus Planegg, Gräfelfing, Krailling, Stockdorf, Buchendorf, Starnberg, Germering und einigen westlichen Münchner Stadtteilen von Krailling durch die Luitpoldstraße bis in die Planegger Bahnhofstraße, akustisch flankiert durch die üblichen Faschingsschlager aus überdimensionierten Lautsprechern und eingehüllt in den Rauch aus Feuer- und Qualm spuckenden technischen Ungeheuern. Hunderte närrischen Freigeister schlossen sich ihnen an, Tausende säumten die Straßen.
Den letzten Faschingszug gab es 2020, dann kam Corona, es hätte eigentlich viel zum Aufarbeiten gegeben. Doch die Vereine beschränkten sich weitgehend auf die üblichen Unbilden des Gemeindealltags: Zu viel Verkehr, Kampf mit der täglichen Bürokratie, fehlendes Geld in der Gemeindekasse. Ein Wagen rief zum Sammeln von "Spendengeldern" für die klamme Gemeinde Krailling auf.
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Die Deutsche Bahn und vor allem die Gewerkschaft GDL bekamen ihr Fett gleich zweimal weg: "Geh doch laufen", hieß ein Rat an die Pendler, und die Freiwillige Feuerwehr Gräfelfing erinnerte in einem prächtigen Wagen daran, dass die früheren "königlich bayerischen Züge" zwar "mit viel Dampf alles eingenebelt" hätten, dafür aber "streikfrei" gewesen seien.
Prinzenpaare nebst Gefolge aus Starnberg, die Würmesia und die Faschingsgesellschaft Perchalla warfen Bonbons ins Volk und hie und da blitzte sogar die große Politik durch. Etwa wenn es hieß "Mit der Ampel in die Steinzeit" oder der kahlköpfige Olaf (Scholz) die Milliarden nur so wegfeuerte. Die Planegger SPD nahm sich - ganz aktuell - der eher skurrilen Debatte um ein geplantes öffentliches Klo am Planegger S-Bahnhof an und der SV Planegg-Krailling monierte die "Jammergesellschaft", in der wir leben.
Die Planegger CSU und ihr Bürgermeister Hermann Nafziger zeigten sich vom hohen Wagen herab ausgesprochen selbstironisch und beschrieben das möglicherweise bevorstehende "blaue Eiswunder" am Planegger Gymnasium, um - wegen der denkbaren hohen Kosten für eine moderne und sogar überdachte Eisfläche vor einem "eleganten Schlittern auf dünnem Eis" zu warnen. In gewisser Weise hat Nafziger das von ihm gerne klein gehaltene Thema damit auf den Sockel (des Faschingswagens) gehoben und kann jetzt nicht mehr anders: Das Planegger Eiswunder wird wieder kommen.