Wohnungsbau:Nicht nur für Millionäre

Wohnungsbau: Zwischen Rodung und Linienstraße soll eine neue, aber nicht zu große Siedlung entstehen.

Zwischen Rodung und Linienstraße soll eine neue, aber nicht zu große Siedlung entstehen.

(Foto: Claus Schunk)

In Oberhaching entsteht ein weiteres kleines Baugebiet, in dem neben Eigenheimen auch Mietwohnungen Platz finden sollen

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Die Gemeinde Oberhaching wächst, wenn auch etwas verhaltener als die meisten anderen Kommunen rings herum. Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) spricht von etwa einem Prozent Wachstum im Jahr. Zwischen 2009 und 2019 verzeichnete Oberhaching eine Einwohnerzunahme von gerade mal 7,5 Prozent, der Durchschnitt im Landkreis liegt bei 9,7 Prozent. Schelle will auch weiterhin bei der "behutsamen Siedlungspolitik" bleiben, wie er sagt. Doch alle paar Jahre kommt auch seine Gemeinde nicht umhin, zusätzlichen Wohnraum anzubieten, insbesondere solchen, der auch bezahlbar ist. So soll nun auf dem Areal südlich des Grünwalder Wegs zwischen Rodung und Linienstraße in den nächsten Jahren ein weiteres Neubaugebiet für ein Einheimischen-Projekt entstehen. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung der Aufstellung eines Bebauungsplans zugestimmt.

Etwa 21 000 Quadratmeter groß ist die Fläche, auf der sich derzeit noch ein Acker befindet und wo in den kommenden fünf bis sieben Jahren sowohl Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser als auch Geschosswohnungen entstehen könnten. Der überwiegende Teil des Grundstücks befindet sich im Besitz der Gemeinde, mit den Eigentümern der noch fehlenden Quadratmeter sei die Verwaltung im Gespräch und laut Schelle "auf einem guten Weg". Das Plangebiet ist etwa so groß wie das jüngste Baugebiet am Ilse-Weitsch-Weg. Hier waren 39 Häuser gebaut worden, eine Anlage mit 24 Wohnungen soll bis Ende dieses Jahres fertig gestellt sein. Dann sollen in diesem Neubaugebiet etwa 240 Einwohner leben.

Schelle weiß auch, dass die Ausweisung eines neuen Baugebiets bei den Anwohnern selten Begeisterung auslöst. "Bei den Nachbarn herrscht meist Entsetzen, auch wenn sie vor Jahren selbst froh über eine Wohnung waren", sagte der Bürgermeister in der Sitzung. Schelle verspricht, dass "keine Monstersiedlung" entstehen werde. Wer jetzt sage, Oberhaching werde zugebaut, werde den Tatsachen nicht gerecht, sagte er: "Wir werden das sehr verträglich machen." Der Rathauschef weiß auch, dass jede Familie mit zwei Kindern, die herziehe, ein Investitionsvolumen von 40 000 bis 50 000 Euro auslöse. Für dieses Areal spricht laut Verwaltung daher auch, dass es innerhalb des Siedlungsbereichs liegt und die äußere Erschließung für eine Wohnbebauung bereits vorhanden ist. So könne im Vergleich zu einer Neuerschließung auf der "grünen Wiese" der Flächenverbrauch im Sinne des Bodenschutzes minimiert werden. In der Nähe befinden sich die Kindergärten mit Hort am Bajuwarenring und am Äußeren Stockweg. An der Linienstraße gibt es einen Lebensmittelmarkt, die Ortsmitte und die S-Bahnstatinen sind mit Bus und Rad gut erreichbar.

Dem Bürgermeister ist vor allem wichtig, "den Wunsch nach Wohnraum in unterschiedlichen Formen" zu befriedigen und auch Mietwohnungen "für unsere Leute" anzubieten. Die Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung und der Pflegedienste bräuchten ebenfalls Wohnraum, "unser soziales Gefüge leidet, wenn junge Familien wegziehen und nur noch Millionäre herziehen", sagte Schelle. Auch unter älteren Mitbürgern, die eine kleinere Wohnung suchten, sei der Bedarf groß.

Nicht alle im Gemeinderat waren restlos davon überzeugt, dass das Neubaugebiet an dieser Stelle eine wirklich gute Idee ist. "Uns geht das ein bisschen zu schnell", sagte etwa Valentina Eckel von den Grünen. Grund und Boden sei eine wichtige Ressource sagte sie warnte vor einem "Schnellschuss". Auch sei das Areal ein Idyll für Kinder, es sollten daher größere Grünflächen eingebracht werden. Dem entgegnete Michael Thaller von der CSU, dass "alle hier im Gemeinderat das Glück haben, einen Wohnung, teilweise auch ein Haus zu besitzen". Er kenne viele Oberhachinger Familien, die eine Wohnung bräuchten und dann irgendwo hinziehen müssten.

Auch Margit Markl (SPD) hätte gerne noch einmal in einem zusätzlichen Arbeitsgespräch über die Auswahl des Grundstücks beraten. Wichtig ist ihr vor allem, dass eine Baugenossenschaft gegründet wird. "Auch uns liegt genossenschaftliches Wohnen sehr am Herzen", sagte Dritte Bürgermeisterin Nina Hartmann von den Grünen. Letztlich stimmten doch alle zu, die Verwaltung mit der Ausarbeitung des Konzepts zu beauftragen, "ein erster Schritt", wie Bürgermeister Schelle sagte, um anschließend inhaltlich diskutieren zu können.

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