Süddeutsche Zeitung

Wohnungsbau:Miete statt Eigentum

Oberhaching rückt vom Einheimischenmodell ab und baut Gemeindewohnungen

Von Iris Hilberth, Oberhaching

24 gemeindlichen Mietwohnungen sollen im Baugebiet "Ilse-Weitsch-Weg/Am Neuen Weg" in Oberhaching entstehen und so zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum schaffen. Mit konkreten Plänen ist die Gemeinde jetzt ein Stück vorangekommen. Vorgesehen sind zwei Gebäude mit jeweils zwölf Wohnungen unterschiedlicher Größe. Stimmt nach dem Bauausschuss am 4. Juni auch der Gemeinderat zu, kann im Frühjahr 2020 mit dem Bau begonnen werden.

Ursprünglich hatte die Gemeinde auf dem 17 500 Quadratmeter großen Areal ausschließlich nach dem Einheimischenmodell Wohneigentum für eigene Bürger schaffen wollen, die sich dieses auf dem freien Markt nicht leisten können. So sieht der Bebauungsplan 14 Doppelhaushälften, 19 Reihenhäuser und zwei Geschosswohnungsbauten vor, die mithilfe des Einheimischenmodells vergeben werden sollten. Allerdings fanden sich für fünf Reihenhausparzellen keine berechtigten Bewerber, weshalb sie schließlich wie sechs Einzelhausgrundstücke an den Höchstbietenden veräußert wurden. Auch für den Geschosswohnungsbau hatte die Gemeinde zunächst an Eigentumswohnungen gedacht. Doch hat der Gemeinderat sich umentschlossen und lässt nun von der Baugesellschaft München-Land jene 24 Wohnungen errichten, die dann im Besitz der Gemeinde Oberhaching bleiben und von ihr vermietet werden.

Grund für die Änderung war die neue europarechtskonforme Ausgestaltung der Einheimischenmodelle, nach der die Ortsansässigkeit kein Zulassungskriterium mehr für die Bewerbung sein darf. Aufgrund des hohen Siedlungsdrucks hat die Gemeinde daher eine Antragsflut befürchtet, da sich jeder völlig unabhängig von seinem jetzigen Wohnort um eine gemeindlich subventionierte Wohnung bewerben könnte. Auch hatte Oberhaching festgestellt, dass sich die in den EU-Richtlinien festgelegten Einkommens- und Vermögensgrenzen nicht mit den sehr hohen Grundstücks- und Baupreise in Einklang bringen ließen. Dieses Finanzierungsparadoxon sei bei den Reihenhäusern im Einheimischenmodell deutlich geworden, so die Gemeindeverwaltung. Der bayerische Städtetag rät inzwischen in hochpreisigen Gebieten zu Mietwohnungen für Einheimische.

So sollen jetzt sechs Wohnungen mit zwei Zimmern, acht mit zweieinhalb, sechs mit drei und vier mit vier Zimmern gebaut werden. Das Erdgeschoss soll barrierefreie gestaltet werden. Auch sind vier Aufzüge und eine Tiefgarage vorgesehen. "Es war ein langer Weg", sagte Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) in der Sitzung des Bauausschusses, "aber damit bieten wir eine Mischung an Wohnungen, passgenau für verschiedene Bedürfnisse unserer Mitbürger".

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Quelle:
SZ vom 21.05.2019
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