Garching:Die Faszination knisternder Spulen

Garching: Einfach mal ausprobieren. Beim Training für die Physik-Olympiade stand auch für Uri Scharel und Amelie Birli der Spaß am Experimentieren im Vordergrund.

Einfach mal ausprobieren. Beim Training für die Physik-Olympiade stand auch für Uri Scharel und Amelie Birli der Spaß am Experimentieren im Vordergrund.

(Foto: Catherina Hess)

An der TU München in Garching trainierten 100 Schüler aus ganz Deutschland für die Physik-Olympiade. Um im internationalen Vergleich mithalten zu können, reicht der Schulunterricht meistens nicht aus.

Von Hannes Putfarken, Garching

Messgeräte sind auf den Tischen verteilt, elektrische Spulen knistern und an Schalttafeln wird fleißig experimentiert, während vorne an der Tafel noch einmal das Ohmsche Gesetz erklärt wird. Die Zuhörer im Garchinger Seminarraum der Technischen Universität (TU) München sind allerdings keine Physik-Studenten, sondern Schülerinnen und Schüler. Sie kommen aus ganz Deutschland und bereiten sich auf die 49. Internationale Physik-Olympiade (Ipho) im kommenden Sommer in Lissabon vor.

Der 15-jährige Maximilian war einer von insgesamt 100 Teilnehmern, die sich für das viertägige Seminar angemeldet hatten - freiwillig. Er wollte sich optimal auf die Olympiade vorbereiten. Um nach Lissabon zu kommen, muss er aber noch ein mehrstufiges Auswahlverfahren bestehen. Denn jedes Land entsendet maximal fünf Teilnehmer. Aktuell läuft die zweite Runde.

Genau wie sein Vater will der Zehntklässler später Elektrotechniker werden. Bis dahin ist es zwar noch ein weiter Weg, aber die Begeisterung für Physik ist unverkennbar. "Das Tolle an Physik ist, dass man ganz viel selber ausprobieren kann, um dann zu einer Lösung zu kommen", meint Maximilian, "das macht am meisten Spaß!" Die Physik-Olympiade kommt ihm deshalb gerade recht.

Organisiert wurde das Seminar vom Verein Orpheus. Der gemeinnützige Verein wurde von ehemaligen Teilnehmern der Ipho gegründet und hat es sich zum Ziel gesetzt, die physikalischen Interessen von Schülern zu fördern. Dieses Jahr fand das Seminar in enger Zusammenarbeit mit der TU München am Standort Garching statt. Die teilnehmenden Schüler konnten sich zu allen angebotenen Kursen eintragen, die sie interessierten. Zu den Themenschwerpunkten zählten neben Elektromagnetismus unter anderem auch die Bereiche der Mechanik und der Gravitation.

Fehler zu machen ist ausdrücklich erwünscht

Betreut werden die Schüler von ehemaligen Teilnehmern und Preisträgern der Physikolympiade. Felix Wechsler ist einer von ihnen. Für ihn ist es am wichtigsten, dass die Schüler beim Seminar vor allem eines haben: Spaß! "Physik kann begeistern, man muss das Interesse aber auch fördern. Gerade praktische Experimente sind dafür bestens geeignet." Wechsler selbst ist inzwischen Informatikstudent, hat in seiner Schulzeit aber auch zwei Mal an der Ipho teilgenommen und möchte sein Wissen und seine Erfahrungen nun an die Schüler weitergeben. Vor allem durch Experimente, in denen sich die Jugendlichen selbst ausprobieren können. Fehler zu machen sei dabei ausdrücklich erwünscht.

Auch der 16-jährige Uri zeigte sich von den praktischen Übungen beeindruckt: "Das Niveau der Experimente ist nicht mit denen aus der Schule vergleichbar. Die meisten Geräte haben wir in unserer Schule gar nicht." Besonders toll fand Uri, dass er auf dem Vorbereitungsseminar andere Schüler kennenlernen konnte, die sich genau so für Physik begeistern.

Eine gute Vorbereitung für den Wettbewerb ist unbedingt nötig. Mit dem Wissen aus dem normalen Schulunterricht können die Schüler im internationalen Vergleich kaum mithalten. Zwar schneiden die deutschen Schüler bei der Physik-Olympiade im europäischen Vergleich oft sehr gut ab, im internationalen Vergleich haben aber vor allem asiatische Schüler die Nase vorn. Für Betreuer Felix Wechsler liegt das Problem zum einen am deutschen Schulsystem: "Gerade durch das verkürzte Abitur in einigen Bundesländern können nicht alle Themen der Physik im Unterricht ausreichend behandelt werden. Das ist dann schon ein Nachteil." Gleichzeitig appellierte Wechsler auch an die Eltern und Lehrer, in den Kindern die Faszination für Physik zu wecken, denn für Physik müsse man ja nicht mal gut in Mathe sein.

Felix Wechsler zieht ein durchweg positives Fazit von der Veranstaltung: "Gerade auf die echt kniffligen Aufgaben bei der Olympiade können wir die Schüler mit unserer Erfahrung bestens vorbereiten."

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