Wirtshaus:Mit österreichischem Flair

Wirtshaus: Pächter Markus Gastberger mit Lebensgefährtin Elisabeth Gärtner und Tochter Amy.

Pächter Markus Gastberger mit Lebensgefährtin Elisabeth Gärtner und Tochter Amy.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Markus Gastberger übernimmt das alte Gesindehaus in Garching, wo Augustiner im Oktober eine Gaststätte eröffnet. Die Speisekarte will der ehemalige Aumeister-Wirt ein wenig seiner Heimat anpassen

Von Gudrun Passarge, Garching

Während der Umbauarbeiten am alten Gesindehauses an der Freisinger Landstraße gab es einen bangen Moment. Im Innenraum brach der Boden ein und darunter war ein Keller verborgen. "Wir hatten schon Sorge, dass wir da unten Gräber finden", erzählt Markus Gastberger. Dann hätten sich die Bauarbeiten noch einmal verzögert. Der 42-Jährige ist der Pächter der Augustiner-Gaststätte, die offiziell im Oktober eröffnet werden soll.

Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass der "Garchinger Augustiner" bis Ende September fertig wird, denn noch herrscht auf der Baustelle Betriebsamkeit. Zwar ist das äußere Baugerüst bereits abgebaut und es ist schon zu erkennen, dass Garchings denkmalgeschütztes Haus zu neuer Blüte gelangt ist. Doch es laufen noch jede Menge Handwerker durch das Haus und auch im Außenbereich, dort wo einmal der Biergarten für 360 Leute entstehen soll, ist von lauschiger Biergartenatmosphäre noch nichts zu sehen. Aber Gastberger hat ein sonniges Gemüt und strahlt Optimismus aus. Alle Teile für die Inneneinrichtung seien gefertigt und müssten nur noch eingebaut werden. "Das geht dann schnell."

Gastberger kommt gebürtig aus Oberösterreich vom Attersee, er hat das Hotelfach gelernt und lange Jahre Berufserfahrung, unter anderem als Betriebsleiter vom Aumeister im Englischen Garten, gesammelt. Dort hatte er es mit 60 bis 70 Personen im Team zu tun, in Garching wird er zunächst zehn Leute festanstellen und vier bis fünf Aushilfskräfte engagieren. "Die Personalfindung war die größte Sorge, die ich hatte. Aber ich hab viele Bewerbungen bekommen, da hab ich noch nicht einmal gesucht." Die Bewerber sollen Ende September bereits anfangen mit der Arbeit. Am Anfang gibt es noch viel, was hergerichtet werden muss. Und so kann Gastberger gleich testen, wie das Team am besten aufgestellt wird. Außerdem spricht er vom Probekochen in der Anfangsphase im Oktober.

Wirtshaus: Pächter Markus Gastberger mit Lebensgefährtin Elisabeth Gärtner und Tochter Amy.

Pächter Markus Gastberger mit Lebensgefährtin Elisabeth Gärtner und Tochter Amy.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Mit seinem Koch hat er früher schon mal beim Aumeister zusammengearbeitet. Vlado Brasuhl kommt aus Kroatien, oder wie Gastberger scherzhaft bemerkt: "Aus Altösterreich". Gemeinsam wollen sie bayerische Küche mit österreichischen Einschlägen kredenzen, Tradition sei ihm wichtig, sagt der neue Wirt. So wird es sicherlich die ein oder andere Mehlspeise auf der Karte geben, auch österreichische Wochen sind geplant. Und für Gesundheitsbewusste will er vegetarische Gerichte und Trennkost anbieten, auch auf einer eigenen Mittagskarte. Außer Bier wird es auch Wein geben, natürlich aus Österreich. Preislich will er "im ortsüblichen Bereich" liegen. Was der Schweinsbraten kosten wird? "Definitiv unter zehn Euro. 9,80 Euro." Denn: "Ein Bier und Essen sollte sich jeder leisten können". Diese Philosophie vertrete er genauso wie die Augustiner-Brauerei.

Dass Gastberger nach Garching gehen würde, hatte sich bereits 2013 angebahnt. Schon damals führte er Gespräche mit den Vertretern der Brauerei, aber der Umbau verzögerte sich, weil Anwohner gegen die Pläne klagten, weil sie Lärm und Autoverkehr fürchteten. Die Klage wurde jedoch abgewiesen und Augustiner konnte mit einem Jahr Verzögerung anfangen. Als Gastberger dann gefragt wurde, ob er immer noch Interesse habe, hat er nicht überlegt. "Ich habe mir die Pläne angeschaut und gesehen, was es für ein tolles Projekt ist." Garching sei eine wachsende Stadt mit ansprechendem Umfeld. 560 Plätze bietet die Wirtschaft samt Biergarten. Gastberger konnte auch selbst noch bei der Planung des Innenbereichs mitwirken.

Das Gesindehaus

Das Gesindehaus des Postanwesens, in der bald die neue Augustiner-Gaststätte eröffnet, kann für Garchinger Verhältnisse auf eine lange Geschichte zurückschauen. Während für die Post und die Tafernwirtschaft gegenüber vom Gesindehaus die Pächter seit 1785 bekannt sind, ist beim Gesindehaus mit Stall und Schmiede das Entstehungsjahr unbekannt, es wird auf "wohl vor 1800" in der Denkmalliste aufgeführt. 1986 kaufte es die Gemeinde Garching, bis 2001 war es bewohnt. Unter anderem war im Gespräch, dort ein Haus der Vereine einzurichten, doch das scheiterte an den hohen Sanierungskosten. Schließlich zeigte die Augustiner-Brauerei Interesse. Sie bekam das Haus zu einem symbolischen Preis, die Stadt sicherte sich im Gegenzug eine Art Rückkaufrecht. Nun entsteht auch im Gesindehaus eine Gaststätte, gleich gegenüber dem alten Gasthof Zur Post, in dem heute ein Grieche kocht. Von der alten Traditionswirtschaft soll es noch das Nasenschild (siehe Postkarte oben) geben. Odward Geisel, der frühere Ortschronist, hatte es zufällig wiederentdeckt und restaurieren lassen. Bloß wisse niemand mehr, wo es jetzt ist, erzählt Rudi Naisar, Vorsitzender des Fördervereins Garchinger Geschichte. Wer also etwas darüber weiß - der Verein freut sich über Hinweise. pa

Bei einer Führung durchs Haus zeigt er den ehemaligen Stall mit seinem gemauerten Gewölbe. "Das ist die Schwemme, hier kommt das angezapfte Holzfass hin." Weil der Raum zuletzt als Schmiede genutzt wurde, möchte der Pächter auch von der Einrichtung her daran erinnern. "Da kommt ein Ofen hin mit Kamin", sagt er und zeigt mit dem Finger in eine Ecke. Es wird behindertengerechte Toiletten geben, den normalen Gastraum und einen kleinen Nebenraum etwa für Familienfeste. Im oberen Stockwerk befinden sich Büros und Sozialräume fürs Personal. Und für den Wirt nicht unwichtig: Er wird mit seiner Freundin Elisabeth Gärtner und seiner Tochter Amy (acht Monate alt) dort eine Wohnung beziehen. "Das war mit ausschlaggebend, den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen", sagt er. Denn so habe er die Chance, seine Familie öfter zu sehen als bisher, da er im Englischen Garten arbeitete und in Berg am Laim wohnte.

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