Wirtschaft:774 Millionen Euro Gewerbesteuer für die Kommunen

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Städte und Gemeinden im Landkreis erhalten einen Großteil ihrer Einnahmen von den Unternehmen.

Von Sabine Wejsada, Kirchheim

Wie attraktiv ist der Landkreis München als Wirtschaftsstandort? Eine Antwort darauf finden will das Landratsamt mittels einer Umfrage bei den mehr als 4500 Unternehmen. Diese haben laut den Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik 2017 im vergangenen Jahr rund 774 Millionen Euro an Gewerbesteuern an die Städte und Gemeinden im Kreis München bezahlt.

Eine stattliche Summe, wie eine Auswertung der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern ergibt, denn damit macht die Gewerbesteuer 60 Prozent der kommunalen Steuereinnahmen aus. Vor allem in Gemeinden wie Unterföhring dürfte der Anteil angesichts sprudelnder Gewerbesteuereinnahmen noch höher sein.

Die Wirtschaft im Landkreis München entwickelt sich laut Kreisbehörde seit Jahren sehr dynamisch. Dabei werden zunehmend Engpässe erkennbar, nicht zuletzt beim Thema Fachkräfte. Das Landratsamt will nun mit Hilfe einer Befragung der Firmen und Betriebe in allen Kommunen die Lage und Perspektiven der ansässigen Betriebe beleuchten, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Die in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden des Landkreises gestartete Fragebogenaktion soll insbesondere die Zukunftsthemen aufzeigen, in denen die heimischen Betriebe Herausforderungen sehen und wo ein kreisweites Serviceangebot von Nutzen sein kann. "Für viele politische Entscheidungen zur Kreisentwicklung sind die Einschätzungen der ansässigen Unternehmen von hoher Bedeutung", sagt Landrat Christoph Göbel (CSU).

Das Landratsamt will Betriebe unterstützen

Von besonderem Wert sei die Aktion auch für die tägliche Arbeit des Landratsamts, weil sie nicht anonym durchgeführt wird. "Damit wir unsere Betriebe gezielt unterstützen können, brauchen wir fundierte einzelbetriebliche Informationen", erläutert Martina Neubauer, Leiterin des federführenden Referats "Chancengleichheit und gesellschaftliche Potenziale". So will man mit dem vierseitigen Fragebogen nicht nur die aktuelle Standortzufriedenheit der Unternehmen ermitteln, sondern auch deren Interesse an innovativen Maßnahmen, etwa im Bereich Klimaschutz, bei der Bildung oder beim Mobilitätsmanagement.

"Wir sehen in der Befragung auch eine Basis, um Betriebe zusammen zu bringen, die ähnliche Ziele haben und diese gemeinsam besser erreichen könnten", sagt Neubauer. Gemeinsam mit Landrat Göbel hofft sie nun auf hohe Resonanz. Firmen, die bislang keinen Fragebogen erhalten haben, sich aber beteiligen möchten, können sich an die Wirtschaftsförderung im Landratsamt am Mariahilfplatz wenden (Telefon: 089/62 21-27 71, E-Mail: wirtschaftsfoerderung@lra-m.bayern.de).

Was die Hebesätze für die Gewerbesteuer angeht, setzt sich die IHK als Interessensvertretung von Firmen und Unternehmen erwartungsgemäß für eine Senkung ein. "Die Steuer- und Abgabenlast ist für die Betriebe bereits im internationalen, insbesondere im europäischen Vergleich zu hoch. Hinzu kommt eine chronisch wachsende Bürokratie. Eine maßvolle und vernünftige Hebesatzpolitik im Landkreis ist deshalb geboten", fordert Christoph Leicher, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses im Landkreis München.

Kirchheim hat den höchsten Hebesatz

Mit 311 Prozent liegt der durchschnittlich Hebesatz im Landkreis allerdings unter dem Durchschnitt in Oberbayern (334 Prozent), in Bayern (339 Prozent) oder im Bund (364 Prozent). Oberhaching hat im vergangenen Jahr sogar den Hebesatz von 270 auf 250 Punkte reduziert; eine Anhebung hat es nirgends im Landkreis gegeben. Spitzenreiter beim Gewerbesteuerhebesatz war 2017 die Gemeinde Kirchheim mit 360 Prozent. Am niedrigsten war der Hebesatz mit 240 Prozent in Grünwald.

Leicher setzt sich dafür ein, dass die Hebesätze in Zukunft nicht zum "Spielball kommunaler Eigeninteressen" werden. "Das gilt auch dann, wenn sich eine Kommune in finanziellen Schwierigkeiten befindet", sagt der IHK-Regionalausschuss-Vorsitzende und kann einer langfristigen Reduzierung der Gewerbesteuer-Hebesätze viel abgewinnen, denn: "Je enger das finanzielle Korsett für die Unternehmen geschnürt ist, desto weniger investieren die Betriebe. Darunter leidet auch die Innovationstätigkeit, was letztendlich zu Lasten des Standorts insgesamt geht", schreibt Leicher.

© SZ vom 18.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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