Förderung von Start-ups:Gründerzeit

Förderung von Start-ups: Voll innovativ: Schlagwörter zum Gründerzentrum Gate in Garching.

Voll innovativ: Schlagwörter zum Gründerzentrum Gate in Garching.

(Foto: Catherina Hess)

Um Start-ups zu unterstützen, ist der Landkreis an vier Technologiezentren beteiligt, ein fünftes ist geplant. Das Konzept hat sich bewährt.

Von Stefan Galler, Landkreis

Die Schaffung zukunftsorientierter Arbeitsplätze, die Stärkung der Innovationskraft der örtlichen Wirtschaft, die Bindung von Fachkräften - all das sind Faktoren, die eine leistungsfähige Region auszeichnen. Der Landkreis München, der bekanntlich zu den absoluten Boom-Gegenden Bayerns zählt, überlässt auf diesem Gebiet nichts dem Zufall: Bereits jetzt ist man finanziell an vier Technologie- und Gründerzentren beteiligt, um Start-ups zu unterstützen.

Förderung von Start-ups: Voll innovativ: Schlagwörter zum Gründerzentrum Gate in Garching.

Voll innovativ: Schlagwörter zum Gründerzentrum Gate in Garching.

(Foto: Catherina Hess)

Die Eröffnung eines fünften solchen Zentrums mit Landkreisbeteiligung - unter Federführung von Airbus am Luft- und Raumfahrtcluster Ottobrunn/Taufkirchen - steht unmittelbar bevor. Grund genug, die Geschäftsführer der vier bereits etablierten Gründerzentren in die jüngste Sitzung des Kreisausschusses einzuladen und sich einen Überblick geben zu lassen über deren Aktivitäten.

Die Vertreter aller vier Zentren machten vor allem eines klar: Ohne Vernetzung geht nichts, die Start-ups, die sich in Unterschleißheim, Garching, Martinsried und im Münchner Werksviertel zusammengetan haben, profitieren vom Austausch untereinander in eigens dafür vorgesehen Räumlichkeiten, aber auch von organisierten Workshops mit Experten, etwa für den richtigen Umgang mit finanziellen Ressourcen in der Startphase eines Unternehmens. Alle vier Gründerzentren schreiben geradezu sagenhafte Erfolgsgeschichten.

Gründerzentrum "Werk 1 " in München, 2016

Das Werk 1 im Werksviertel am Ostbahnhof.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

So berichtete Rudolf Hackenmüller, Geschäftsführer der Accelerator Community Unterschleißheim (ACU), an der der Landkreis mit 25 Prozent beteiligt ist, von der enormen Entwicklung des Gründerzentrums seit der Eröffnung im November 2016: Die Büroräume seien seither nahezu vollständig belegt, weshalb man im August 2019 den Platz von bisher 348 Quadratmetern mehr als verdoppelt: Es werden knapp 400 Quadratmeter zusätzlich angemietet. Mittlerweile seien bei der ACU, die sich auf Start-ups aus den Bereichen Digitalisierung, Smart City inklusive autonomes Fahren sowie Smart Industry spezialisiert, bereits einige Gründer aus dem Ausland ansässig, nämlich aus Großbritannien, Russland, Israel und Indien. "Digitalisierung ist ein riesiges Themenfeld und autonomes Fahren boomt total", sagte Hackenmüller, der davon ausgeht, schon bald auch die dann vergrößerten Büroflächen komplett vermietet zu haben. "Ein weiteres Stockwerk wäre wünschenswert."

Arbeiten an Computer- und Konsolenspielen

Über deutlich mehr Platz verfügt das "Werk 1", das Gründerzentrum für Medienunternehmen auf dem ehemaligen Pfanni-Gelände am Münchner Ostbahnhof, das früher in Unterföhring beheimatet war und an dem der Landkreis mit zehn Prozent beteiligt ist. Zur Verfügung stehen 4800 Quadratmeter Gesamtfläche, seit der Eröffnung 2013 haben sich insgesamt bereits 111 Start-ups dort eingemietet, sie widmen sich beispielsweise der Entwicklung von Computer- und Konsolenspielen, Verschlüsselungstechnologien oder der Digitalisierung der Versicherungsbranche. Werk-1-Geschäftsführer Florian Mann bezeichnete das etwas "roughe, bunte, kreative" Erscheinungsbild des Werksviertels als "ideales Umfeld für digitale Start-ups".

Faculty-Club in Planegg, 2016

Der Blick aus dem Hotelturm aufs IZB in Martinsried.

(Foto: Catherina Hess)

Allerdings habe man in Deutschland Nachholbedarf, was die Entwicklung richtig wertvoller Firmen betrifft, so Mann: "Die kommen in erster Linie aus den USA und China. Erst auf Platz 59 folgt SAP als wertvollstes deutsches Unternehmen." Gründerzentren wie das Werk 1 würden ihren Beitrag dazu leisten, dass sich das womöglich irgendwann ändern könnte.

Seit 2002 bietet das Garchinger Technologie- und Gründerzentrum (Gate) jungen Unternehmern die Möglichkeit, auf dem Markt Fuß zu fassen. Auf 5000 Quadratmetern Büro- und 500 Quadratmetern Hallenfläche tummeln sich Start-ups aus den Bereichen künstliche Intelligenz, Automotive, Big Data und nicht zuletzt Medizintechnik. Geschäftsführer Christian Heckemann betonte den "Mehrwert", den eine Bündelung von ähnlich orientierten Firmen habe: "Bei uns haben sich zwei junge Unternehmer aus dem Sektor Medizintechnik zusammengetan und gleich noch eine weitere Firma gegründet", berichtete Heckemann.

Preisträger auf dem Sprung

Am ganz großen Wurf ist man nur knapp vorbeigeschrammt. Immerhin wurde die CQSE GmbH Zweiter in der Kategorie "Aufsteiger" beim Deutschen Gründerpreis 2018. Ein perfektes Beispiel für ein erfolgreiches Start-up aus einem der Gründerzentren, an denen der Landkreis beteiligt ist, denn der Analysesoftware-Hersteller CQSE hat seine Büros im Garchinger Technologie- und Gründerzentrum (Gate). Gegründet wurde die Firma 2009 als Spin-off der TU München, die Markteinführung der Softwareanalyse-Werkzeuge folgte 2014. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 34 hoch qualifizierte Mitarbeiter, zu seinen Kunden zählen Airbus Helicopters (ehemals Eurocopter), die Stadtwerke München und die Versicherungskammer Bayern. CQSE zeigt dabei nicht nur beispielhaft, wie sich eine Firma im Gründerzentrum entwickeln kann, sondern auch, wie es im Idealfall weitergeht: Noch Ende 2018 plant das Unternehmen die Abnabelung von Gate. Im Technologiepark Freiham entsteht gerade die neue Firmenzentrale. stga

Eine Vorreiterrolle im Bereich der Gründerzentren im Landkreis hat die Fördergesellschaft IZB in Martinsried inne, die es schon seit 1995 gibt und Biotech-Firmen eine Heimat bietet. "60 Prozent aller Gründungen finden in diesem Sektor statt und 30 Prozent aller Medikamente werden in der Metropolregion München entwickelt", sagte Geschäftsführer Peter Zobel. Etwa 200 Start-ups hätten sich in den letzten 23 Jahren in Martinsried versucht, "gerade Mal acht gingen insolvent", so Zobel.

Im Jahr 2017 wurden die Projekte der Start-ups im IZB mit insgesamt 2,3 Milliarden Euro finanziert, was einerseits verdeutlicht, welch wichtiger wirtschaftlicher Faktor die Gründerszene ist. Und andererseits, wie groß das Vertrauen von Geldgebern in die jungen Unternehmer ist.

Auf dem IZB-Gelände, auf dem es seit elf Jahren keinerlei Leerstand mehr gegeben hat, will Peter Zobel die perfekten Rahmenbedingungen bieten. Außer edlen Restaurants und Cafés, sowie dem Hotel Campus at Home gehört dazu auch die Kinderbetreuung: "Wir haben mittlerweile 120 Kitaplätze. Das ist heutzutage notwendig, um gute Leute hierher zu ziehen."

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