Wirtschaft:Gemeinsam zurück zur Normalität

Margit Schuhmann

Margit Schuhmann betreibt eine Eventagentur und ist stolz darauf, dass die Gewerbeschau im Ballhausforum sich in der Vergangenheit zu einem Großereignis entwickelt hat.

(Foto: privat)

Der Unterschleißheimer Bund der Selbständigen plant nach zwei Jahren Corona-Pause wieder eine Gewerbeschau

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Die Geschäftsleute in Unterschleißheim richten ihren Blick nach vorne. Und vieles deutet darauf hin, dass 2022 nach zwei von der Corona-Pandemie geprägten Jahren ein einigermaßen normales Jahr werden könnte. Die Gewerbeausstellung, die in der ersten, großen Welle der Seuche im April 2020 hätte stattfinden sollen, fiel aus und auch aus dem Nachholtermin ein Jahr drauf wurde nichts. Nun plant Margit Schuhmann vom Bund der Selbständigen Unterschleißheim-Haimhausen fest für April 2022. Bis zu 160 Aussteller könnten dann im Ballhausforum sein, dazu Tausende Besucher. Ein positiver Nebeneffekt der Verschiebung: Die Sanierungsarbeiten im Ballhausforum wären dann fast abgeschlossen.

Die Krise hat viele Geschäftsleute und Ladenbesitzer hart getroffen und auch bei deren Verband einiges durcheinandergebracht. Der BDS Unterschleißheim und der BDS Haimhausen fusionierten Ende 2019, weil beim kleineren Ableger in der zu Unterschleißheim benachbarten Gemeinde im Landkreis Dachau der Vorstandsposten vakant wurde. Man tat sich also zusammen und wollte die neue, größere landkreisübergreifende Interessenvertretung im Frühjahr 2020 der Öffentlichkeit präsentieren. Doch Corona machte auch da einen Strich durch die Rechnung. Margit Schuhmann, die in Unterschleißheim aufgewachsen ist und früher einen Haushaltswarenladen führte, steht nun dem BDS in beiden Gemeinden vor. Sie lebt heute in Röhrmoos und hat dort eine Eventagentur. 53 Mitglieder zählt der BDS in Unterschleißheim und 28 in Haimhausen. "Wir müssen versuchen, miteinander den Weg zu gehen. Dann lässt sich viel bewegen", sagt Schuhmann. Konkurrenzdenken ist aus ihrer Sicht Vergangenheit.

Die zurückliegenden Monate waren ihren Worten nach natürlich für die Mitglieder außergewöhnlich. Manche wie etwa Fahrradhändler hätten profitiert. Doch die Mehrzahl habe gelitten. Die Coronahilfen seien bis heute nicht bei allen angekommen, sagt Schuhmann. Manche Folgen der Pandemie werde man erst in einigen Jahren sehen. Aber den großen Zusammenbruch der Geschäftswelt hat sie auch nicht beobachtet. Der eine oder andere habe seinen Ruhestand vorgezogen. Aber es gehe weiter, man müsse alle Kanäle nutzen zum Kunden, direkt in Präsenz und online. Unterschleißheim sei als Gewerbestandort stark. "Natürlich hat das Zukunft", sagt Schuhmann, betont aber auch: "Wir sind in einer Zeit der Veränderungen." In diesem Sinn hat der BDS in den zurückliegenden Monaten die Mitglieder vor allem mit aktuellen Informationen durch die Pandemie begleitet. Auch die Stadt Unterschleißheim war und bleibt ein Partner.

Wenn im April die nach Schuhmanns Worten beste Gewerbeschau im Landkreis München wieder stattfindet, ist die Stadt als Partner dabei. 35 000 Euro schießt das Rathaus zu, das ist schon beschlossen. Auch wird die Stadt wohl mit einem 100-Quadratmeter-Stand auf der Messe vertreten sein. Darüberhinaus ist nach Worten von Wirtschaftsförderer Michael Schmitt die Stadt als Partner weiter vielfältig aktiv. Die Stadt ist offensiv in der Vermarktung von Büroflächen. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) pries kürzlich erst, was für Chancen sich der Stadt eröffneten, wenn erst der Business Campus und der Bürokomplex Koryfeum mit Tausenden Quadratmetern in die Vermarktung gingen. Der Einzelhandel nimmt Schmitt zufolge den neuen Stadtgutschein gut an, den man im Wert von zehn Euro etwa im Bürgerbüro oder in der Korbinian-Apotheke erwerben kann. Bei etwa 75 Geschäften kann man den mittlerweile einlösen. Vergangenen Donnerstag rief der Wirtschaftsförderer wieder die Unternehmer in Unterschleißheim zum Wirtschaftsforum im Café Freiraum im Business-Campus zusammen. Der Meinungsaustausch solle wieder intensiviert werden, sagt Schmitt.

Der BDS ist nicht die einzige Interessenvertretung in Unterschleißheim. Die Geschäftsleute und Unternehmer sind gut organisiert in der 30 000-Einwohner-Kommune. Die Werbegemeinschaft Bezirksstraße bemüht sich um das Geschäftsleben in der zentralen Einkaufsstraße und wehrte zuletzt mit Vehemenz Bemühungen der Stadt ab, dort mit einem Shared-Space-Konzept die Autos zum Vorteil von Radfahrern und Fußgängern zurückzudrängen. Die Sorge überwog, Parkplätze und Kunden könnten damit wegbrechen. Die Unternehmer-Vereinigung Innovative Community Unterschleißheim (ICU) ist ein weiterer Player in der Stadt. Zwölf Firmen haben sich dieses Jahr um den ICU-Unternehmerpreis beworben. Die Jurysitzung war bereits. Am 23. November wird der Preis verliehen. Auch da zieht wieder ein Stück Normalität ein.

Margit Schuhmann will auch mit den anderen Unternehmergruppen zusammenarbeiten. Man ziehe am selben Strang, sagt sie und kündigt wieder Treffen der Selbständigen an, um den Austausch zu vertiefen. Die Lockdowns liegen hinter den Geschäftsleuten. Aber mit den Schwierigkeiten bei den Lieferketten sind die nächsten Herausforderungen schon da. Papiermangel droht im wichtigen Weihnachtsgeschäft die Buchbranche auszubremsen. Austausch und gegenseitige Unterstützung sind weiter gefragt, aber darin hat man ja inzwischen Erfahrung. Schuhmann: "Die letzten eineinhalb Jahre waren lehrreich."

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