Wirte umgehen Reservierungsverbot:Sieg des Geschäftsprinzips

Am letzten Wiesntag sollte für alle Tische ein Reservierungsverbot gelten. Die Wirte haben jedoch trotzdem Plätze vergeben, angeblich aus Sicherheitsgründen.

Astrid Becker

So hatte sich das Wiesnstadtrat Helmut Schmid eigentlich nicht gedacht. Sein Antrag, das Oktoberfest heuer zu verlängern, zielte darauf, zumindest an einem Tag allen Münchnern die gleiche Chance zu geben, einen Tisch in einem der Bierzelte zu ergattern - und zwar, weil an diesem einen Tag, Montag, 4. Oktober, keine Tische reserviert werden dürfen. Doch klammheimlich sind nun doch die Plätze in den Boxen, auf den Balkonen und den Galerien vergeben worden.

Oktoberfestaufbau in München, 2010

So leer wird das Augustiner-Zelt am letzten Wiesntag nicht bleiben. Die Wirte des Oktoberfests haben die Boxen, Galerien und Balkone bereits vergeben - trotz angekündigtem Reservierungsverbot.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Schmid versteht nicht, wie es dazu gekommen ist: "Das ist an mir vorübergegangen", sagte er noch am Montagabend. Einen Tag später ist er schlauer: Die Wirte hätten in einem Gespräch mit der Stadtverwaltung darum gebeten, Tische auf Balkonen, Galerien und in den Boxen reservieren zu dürfen, sagt er - angeblich aus Sicherheitsgründen, weil es dort räumlich beengter sei als in den sogenannten Mittelschiffen. "Das ist für die Wirte besser abzuwickeln", meint auch Wiesnchefin Gabriele Weishäupl: "Dahinter steckt Ordnungsprinzip, aber sicher wohl auch Geschäftsprinzip."

Wiesnstadtrat Helmut Schmid nimmt's gelassen

An diesem zusätzlichen Wiesnmontag gilt nun eine Regelung wie am Wochenende. Von montags bis freitags muss ein Drittel des Mittelschiffes frei bleiben. An Samstagen darf dort bis 17 Uhr grundsätzlich nicht reserviert werden, von 17 Uhr an maximal ein Drittel. Sonntags und am Feiertag, dem 3. Oktober, hingegen dürfen Tische im Mittelschiff grundsätzlich nicht vergeben werden. Am 4. Oktober gilt diese Regelung auch. Das Mittelschiff hat also grundsätzlich reservierungsfrei zu bleiben, Boxen, Galerien und Balkone dürfen nun reserviert werden - das sind aber "noch immerhin 33.000 Plätze insgesamt, die den Münchnern frei zur Verfügung stehen", wie Weishäupl sagt.

Schmid sieht das ähnlich: "Das Wichtigste sind die Tische im Mittelschiff, denn das sind zahlenmäßig die meisten. Und nachdem die frei bleiben müssen, nehme ich das Ganze gelassen." Wenn die Wirte meinten, die Reservierungen jenseits des Mittelschiffes hätten sich bewährt, "dann kann man das schon mit dem Thema Sicherheit begründen".

Etwas mehr Sorge bereitet ihm offenbar nun die Frage, wie das auf der sogenannten historischen Wiesn im Südteil des Festareals gehandhabt wird. Dort gilt im Festzelt, dass maximal 1100 Plätze reserviert werden dürfen: "2200 bleiben frei", wie Wirt Toni Winklhofer sagt. Spezielle Reservierungszeiten, wie in den großen Bierzelten auf der "normalen" Wiesn, gibt es dort aber nicht - ebenso wenig wie Verzehrgutscheine. Vielmehr müssen die Gäste, die einen Tisch haben wollen, im Vorfeld das Geld für die Eintrittskarten überweisen, also vier Euro pro Person. Winklhofer hofft, dass es für diese Gäste einen eigenen Eingang gibt.

Schmid, der maßgeblich in die Organisation des historischen Jubiläumsfestes involviert war, weiß davon allerdings bislang nichts. Er will der Sache nun noch einmal grundsätzlich nachgehen: "Es kann nicht sein, dass bei großem Andrang womöglich Menschen mit Reservierungen nicht aufs Festgelände kommen."

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