Winterdienst:Nicht nur der Späher ist alleine unterwegs

Winterdienst: Verkehrsministerin Kerstin Schreyer und der Sauerlacher Dienststellenleiter der Straßenmeisterei Franz Plate informieren über die neue Einteilung der Arbeiter.

Verkehrsministerin Kerstin Schreyer und der Sauerlacher Dienststellenleiter der Straßenmeisterei Franz Plate informieren über die neue Einteilung der Arbeiter.

(Foto: Claus Schunk)

Die Straßenmeisterei Riem teilt ihre Mitarbeiter in getrennte Teams ein, die sich nicht begegnen, um auch in Zeiten von Omikron arbeitsfähig zu bleiben.

Von Michael Morosow, Sauerlach

Wenn die Straßen schneeglatt sind, stehen die Dienste der Schneeräumer hoch im Kurs. Ohne sie würden viele Pendler nicht zu ihrem Arbeitsplatz gelangen, Kinder und Jugendliche nicht zur Schule und Feuerwehr und Rettungswagen nicht zum Einsatzort. Aber was nützt das modernste Räumfahrzeug, wenn der Fahrer zuhause krank im Bett liegt? Gewöhnlich beschäftigt diese Frage allenfalls die Leiter der Straßenmeistereien, die bei wenigen Krankheitsfällen Ersatz ordern könnten. Nicht aber, wenn ein tödliches Virus durchs Land zieht.

Angesichts der hochansteckenden Omikron-Variante des Coronavirus hat sich am Freitagnachmittag die Bayerische Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, Kerstin Schreyer, am Stützpunkt Sauerlach der Straßenmeisterei Riem im Beisein von Pressevertretern ein Bild davon gemacht, wie Dienststellenleiter Frank Plate und sein Team die im Ministerium ausgearbeiteten Hygienekonzepte umsetzen. Sehr gut täten sie das, "ich finde, dass die Straßenmeistereien hervorragende Arbeit machen", sagte Schreyer.

Das ministerielle Schutzkonzept fußt dabei im Wesentlichen auf das Vermeiden von Kontakten der Räumfahrer miteinander und dem gründlichen Reinigen von Fahrzeugen vor der Übergabe. "Die Mitarbeiter treffen nicht mehr aufeinander", sagte Frank Plate. Alle Räume seien getrennt, Küche und Aufenthaltsraum geschlossen. Gefahren wird in vier Schichten à vier Fahrer. Wer keinen Dienst hat, darf die Straßenmeisterei nicht betreten. Im vergangenen Winter 2020/21 habe es im Winterdienst der Bayerischen Staatsbauverwaltung bei den rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für Staats- und Bundesstraßen zuständig seien, keine Corona bedingten Ausfälle gegeben. "Wir sind derzeit ohne Kranke, toi, toi, toi", sagte Frank Plate. Damit das auch dieses Mal und angesichts der Omikron-Variante so bleibe, werde in kleinen Teams und mit versetztem Dienstbeginn gearbeitet. "Bislang waren die Hygienekonzepte sehr effektiv und wir tun alles, damit das auch in Zukunft so bleibt", sagte Schreyer.

Vielleicht hat Kerstin Schreyer als Kind gern auch mit kleinen Feuerwehrautos oder Lastfahrzeugen gespielt, jedenfalls zeigte sie sich angetan von dem "hoch technologischen Zeug", dessen Funktion Plate erläuterte: "Das Salz kommt über die Schnecke in den Kamin und von dort in den Streuteller", erklärte er den Sinn der Gerätschaften am Heck des Streufahrzeuges. Den Soleanteil in der Feuchtsalzstreuung mischt der Fahrer je nach Bodenbeschaffenheit nach eigenem Gutdünken. Statt loser Salzkörner wird flüssige Sole auf die Straßen aufgebracht, die besser auf der Straße haftet und deren Wirkung länger anhält. So werde der Salzverbrauch bei gleichbleibender Sicherheit wesentlich reduziert, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums. 800 Tonnen Streusalz haben Plate und seine Mitarbeiter in diesem Winter bereits auf die 383 Kilometer Straßen und 105 Kilometer Radwegen gestreut. 1700 Tonnen liegen noch in der Salzhalle in Sauerlach.

Man müsse mehr Dankbarkeit haben für die Menschen, die in der Früh um drei Uhr losfahren, sagte die Ministerin bei ihrem Besuch in Sauerlach. Dabei beginnt bei Kälte und oftmals Schneegestöber der Arbeitstag bei einem dieser Menschen noch früher. Seine Bezeichnung ist "Späher", jeder Winterdienstleiter habe die Möglichkeit, einen solchen zu beschäftigen, sagte Plate. Für den Späher ist bereits um halb zwei die Nacht vorbei. Er ist mit einem I-Pad ausgestattet, sein Fahrzeug verfügt über ein Bodenthermometer. Wenn er in der Straßenmeisterei ankommt, weiß er laut Pate bereits, ob Räumfahrzeuge ausrücken müssen. Außerdem stehen auf den Straßen im Landkreis sechs Glättemeldeanlagen mit Kamera-Sensoren, so etwa eine auf dem steilen, kurvigen Grünwalder Berg, auf die die Straßenmeistereien Zugriff haben.

Positiv aufgenommen hat Schreyer deshalb auch die Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz, die Quarantäne von Infizierten und Kontaktpersonen nach sieben Tagen zu beenden, wenn ein negativer Test vorgelegt wird. "Bei einem größeren Wintereinbruch brauchen wir jeden einsatzfähigen Mitarbeiter, um die Bundes- und Staatsstraßen von Schnee und Eis zu befreien", so Ministerin Schreyer.

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