Windkraft:Das Würmtal rückt in den Fokus

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Die Zeit drängt beim Ausbau der Windkraft. In Wäldern, aber auch in der Nähe von Siedlungsräumen sollen Anlagen entstehen. (Foto: Catherina Hess)

Planegg will bis zum Herbst eine Standortanalyse für Windräder erstellen lassen.

Von Rainer Rutz, Planegg

Die Gemeinde Planegg will nun ganz offiziell mögliche Standorte für Windkrafträder im Gemeindegebiet prüfen lassen. Bis zum Herbst, so Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) in der Hauptausschusssitzung am Donnerstag, werde die Verwaltung eine Standortanalyse vorlegen, auf deren Basis die weitere Diskussion im Gemeinderat stattfinden soll. Die Initiative trifft sich mit den Ergebnissen eines Gutachtens des Grünzug-Netzwerk Würmtal. Darin heißt es, das Würmtal mit seinen ausgedehnten Wäldern sei für Windkraftanlagen mit Einschränkungen bestens geeignet. Die Umweltschutzorganisation kümmert sich seit fast 20 Jahren um Belange des Naturschutzes vornehmlich im Münchner Südwesten und damit auch im Würmtal.

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Dass das Netzwerk gerade jetzt das Thema Windkraft aufgreift, hat konkrete Anlässe: Sowohl in Planegg, Krailling als auch Gräfelfing werden zurzeit Windräder geplant. Planeggs Bürgermeister hatte schon vor einigen Wochen angeregt, ein bis zwei Windräder in den an die Lindauer Autobahn angrenzenden Wälder zu bauen - genau in den Wäldern, nach denen auch das Kiesunternehmen Glück seine Finger ausstreckt. Nafziger sagte, er begrüße das Engagement des Netzwerkes, und kündigte an, erste Sondierungen einzuleiten. Der Bürgermeister erklärte, die Genehmigungsverfahren für Windräder würden "nach heutigem Stand" im besten Falle drei Jahre lang dauern. "Umso wichtiger ist es, das jetzt schnell anzugehen. Jeder Tag, den wir hier verlieren, ist ein Tag zu viel." Die nötigen Finanzmittel will Nafziger schon in den Haushalt 2023 einstellen.

Anwohner sollen sich mit geringen Einlagen an den Windrädern beteiligen können

Nachdem die 2-H-Regel, wonach Windräder in der Regel mindestens zweitausend Meter von Wohnhäusern entfernt sein müssen, in Bayern wankt, sind neuerdings zumindest in bestimmten Bereichen, etwa an Autobahnen, auch Mindestabstände von tausend Metern denkbar. Genau hier setzt das Netzwerk an. Im Gutachten von Herbert Stepp, dem Vorsitzenden, ist sogar die Rede von weit weniger als tausend Metern. "Sinnvoll" sollten die Abstände sein. Entlang der Lindauer Autobahn bei Germering etwa seien Windräder leicht umzusetzen. Eine Belastung von Menschen durch Lärm oder Schatten lasse sich so vermeiden, so Stepp. "Je nach Standort kann das deutlich weniger als die zehnfache Höhe der Anlage sein."

Neben der Beachtung üblicher naturkundlicher Voraussetzungen und einer Beteiligung aller Umwelt- und Interessenverbände legt Stepp vor allem Wert auf attraktive Beteiligungsmodelle für Bürger der Region. Ihm und seinen Gutachtern schweben eine niedrige Mindestbeteiligungshöhe von etwa eintausend Euro vor. Dabei soll ein Beteiligungsmodell nach dem "Kirchturmprinzip" gewählt werden: Wer in der Nähe der Windräder wohnt, soll in erster Linie davon profitieren können. Einwohner von Kommunen und Münchner Bezirken, die ans jeweilige Waldgebiet angrenzen, sollen Vorkaufsrechte zugestanden werden, bevor weitere Interessenten oder Investoren berücksichtigt werden.

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