Christian Breu hatte es schon vor über einem Jahr gesagt: Er setze beim Ausbau der Windkraft auf "solidarische Planung" und den Zusammenhalt der Gemeinden, weil nun einmal nicht jeder gleich belastet werden könne, so der mittlerweile in den Ruhestand verabschiedete Geschäftsführer des Regionalen Planungsverbandes (RPV). Im Südosten des Landkreises München passiert nun genau das: Vier Kommunen tun sich zusammen, um strategische Ausbaupläne miteinander zu koordinieren und Gutachten gemeinsam zu finanzieren. Unter der Ägide von Hohenbrunn entsteht eine Arbeitsgemeinschaft, die "Arge Wind LKM Südost", der sich - einen positiven Bescheid im jeweiligen Gemeinderat vorausgesetzt - die Gemeinden Putzbrunn, Grasbrunn und Neubiberg anschließen werden.
Von Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) war die Initiative für das Bündnis ausgegangen, er hatte die Bereitschaft seiner Amtskollegen aus den drei anderen Gemeinden abgefragt. Bei der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag wurde die Gründung des Zusammenschlusses einstimmig befürwortet. Straßmair redete das Projekt ein bisschen klein: "Das ist keine große Sache, wir entscheiden hier nicht über die Zukunft der Windkraft in Hohenbrunn", sagte er.
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Zuletzt erlitten die Ambitionen der Gemeinde, Flächen für Windkraft auszuweisen, einen Rückschlag: Vor etwa einem Jahr hatte man dem RPV eine Fläche im Höhenkirchener Forst als potenzielles Gebiet genannt, die 11,5 Prozent des gesamten Gemeindegebiets entspräche. Doch dieses Gebiet fand keine Berücksichtigung, als der RPV zuletzt 22 von ihm präferierte Vorranggebiete in der Region Münchens bekannt gab.
Der CSU-Fraktionsvorsitzende Anton Fritzmaier griff diesen Bescheid auf und verwies darauf, dass der Planungsverband zwischen Stadt und Bergen keine quer angeordneten Windräder zulassen wolle, um den Alpenblick nicht zu verbauen. "Man sollte dennoch im Gespräch bleiben", entgegnete der Bürgermeister mit Blick auf das Wind-an-Land-Gesetz, wonach bis Ende 2027 etwa 1,1 Prozent der Fläche in der Region als potenzielle Gebiete für Windkraft benannt werden müssen. "Ich kann mir gut vorstellen, dass sich da noch was ändert. Und darauf sollten wir vorbereitet sein." Deshalb, so Straßmair, sei die interkommunale Zusammenarbeit relevant.
Die von Hohenbrunn und Grasbrunn vorgeschlagenen Flächen sind keine Vorranggebiete des Planungsverbands
Das sehen auch die Rathauschefs der drei anderen Arge-Kommunen so: "Eine Gruppe von mehreren Gemeinden kann sich in Gesprächen über Standorte, etwa mit den Bayerischen Staatsforsten, sicher besser behaupten", sagt etwa Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). Mittlerweile habe seine Gemeinde vier mögliche Gebiete für Windräder ausgewiesen, der Teilflächennutzungsplan sei angepasst; allerdings sind auch diese Gebiete nicht Teil der RPV-Liste mit Vorranggebieten. Diesen Dienstag soll dem Beitritt zur Arge Wind zugestimmt werden, Korneder ist optimistisch.
Das gilt auch für Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD), der am Dienstag den Gemeinderat über den Beitritt zur Arge abstimmen lässt. Auch für ihn ist bei den Vorranggebieten das letzte Wort noch nicht gesprochen. Überhaupt sei es die Pflicht jeder Gemeinde, eigene Ambitionen zu verfolgen: "Wenn wir eine Fläche finden, die perfekt geeignet ist, werden wir das forcieren, ganz egal, ob die Sicht zu den Bergen eingeschränkt ist."
In Neubiberg gibt es solche Flächen nicht, das betont Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU): "Wir haben aufgrund unserer engen Bebauung keine Möglichkeit, Windräder aufzustellen, und sind deshalb abhängig von Kooperationen." Am Montag soll hier der Gemeinderat den Arge-Beitritt beschließen. In einem Punkt ist Pardeller mit den anderen Bürgermeistern einig: "Wir setzen bei der Windkraft voll auf Bürgerbeteiligung." Das fördere die Akzeptanz. "Und bei sieben bis acht Prozent Rendite ist es mir lieber, unsere Bürger profitieren davon als externe Investoren."