Windenergie im Hofoldinger Forst:Dabei bleiben, um dagegen zu sein

Windenergie im Hofoldinger Forst: Antransport von Teilen einer Windkraftanlage im Wald bei Berg am Starnberger See.

Antransport von Teilen einer Windkraftanlage im Wald bei Berg am Starnberger See.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Während draußen die Windkraftgegner demonstrieren, stimmt der Brunnthaler Gemeinderat mehrheitlich für eine weitere Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen und den Staatsforsten. Dabei wollen alle die Rotoren möglichst verhindern.

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Brunnthal ist doch noch eingeschwenkt. Der Gemeinderat beschloss am Mittwochabend mit zehn zu sechs Stimmen, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Windkraft im Hofoldinger Forst (Arge) zu bleiben und den mit den Bayerischen Staatsforsten ausgehandelten Standortsicherungsvertrag für bis zu vier Windräder anzunehmen. Vorausgegangen war eine von persönlichen Angriffen begleitete Debatte. Vor dem Rathaus standen Windkraft-Kritiker mit Transparenten und Fackeln.

Erneut war zu erleben, wie sehr die Pläne zu Windrädern im Forst die Gemeinde spalten. Ähnlich wie vor einer Woche, als etwa 150 Windkraftgegner ein Treffen von Arge-Vertretern in Brunnthal mit ihrem Auftreten zu beeindrucken versuchten, ging es diesmal vor dem Sitzungssaal des Rathauses zu, als die Entscheidung anstand, ob Brunnthal bei seiner Ablehnung des in der Arge gemeinsam mit Sauerlach, Aying und Otterfing ausgearbeiteten Vertrags mit den Staatsforsten bleibt.

Nach dem Einschwenken Brunnthals auf die Arge-Linie sollen als nächstes Bürgerversammlungen zum Thema angesetzt werden. Auch Gutachten wie etwa zum Windaufkommen wird die Arge jetzt in Auftrag geben. Ob tatsächlich die vier Windkraftanlagen errichtet werden, um die es laut Vertrag maximal geht, ist dabei noch vollkommen offen. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) sagte, jetzt könne die Arge beginnen, sich mit dem Thema gründlich auseinanderzusetzen.

Vorwurf des "billigen Populismus"

Während vor dem rundum verglasten Sitzungssaal Windkraft-Gegner fortdauernd ihre Fackeln schwenkten, hoben Vertreter der Wählergruppen PWB und UBW sowie der fraktionslose Ernst Portenlänger zu scharfer Kritik gegen die Arge an. Als Portenlänger sagte, er habe "zu den handelnden Personen überhaupt kein Vertrauen" und Bürgermeister Kern ihm "billigen Populismus" vorwarf, gab es ein Murren im Publikum. Siegfried Hauser (PWB) sprach von der "Windkraftlobby", kritisierte eine in seinen Augen "unfähige Staatsregierung" und deutete an, gegen die Windkraftpläne klagen zu wollen, ohne dies auf Nachfrage zu konkretisieren. "Warum gibt es keine Planungen für Grünwald, Straßlach und das Miesbacher Land?", fragte er, und schob die Antwort nach: Weil es "eigene Gesetze für unsere Oberen" gebe.

Die Befürworter eines Verbleibs bei der Arge begründeten dies mit dem Ziel, dass es ohne den Vertrag mit den Staatsforsten womöglich zum Bau von viel mehr Windrädern führen würde. Der scharfe Windkraft-Kritiker Thomas Mayer (CSU) warnte vor einer Total-Opposition, die der Gemeinde bei den privilegierten Verfahren jede Mitsprache berauben würde. Er könne ein Nein zur Arge nicht mit seinem "Gewissen vereinbaren". Nur in der Arge könne man gegen die Windkraft-Pläne angehen.

Für die Windräder sprach sich öffentlich kaum jemand aus. Grünen-Gemeinderätin Hilde Miner, die kürzlich noch vier Rotoren im Forst für vernünftig erklärt hatte, sagte in der hitzigen Debatte nichts. Alleine Bürgermeister Kern sagte, die Windkraft sei eine Chance für Brunnthal, einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Er sei fest überzeugt, dass die Hitzeperioden, die es gebe, "von Menschen gemacht sind". Ein Windrad anteilig für Brunnthal halte er für vertretbar. Zugleich zeigte er sich offen für Schritte, um die bis zu 260 Meter hohen Anlagen im Wald zu verhindern.

Nur wenn die Gemeinden über die Arge starke, belastbare Fakten durch Gutachten vorlegten, könne man Einfluss nehmen. Die Windkraft-Gegner kündigten weitere Proteste an. Klimaschutz funktioniere nur mit "Wald, Wald und nochmal Wald", sagte Hauser und kündigte an, man sei bereit, mit Traktoren nach Berlin zu fahren, um gegen Bundesgesetze zu protestieren, die den Bau von Windkraftanlagen privilegierten.

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