Klassentreffen:Der Jahrgang 1948

Klassentreffen: 70 Jahre liegt die Einschulung zurück: Renate Grillhiesl (links) und Christa Dobiasch freuen sich immer, ihre alten Schulkameraden wiederzusehen.

70 Jahre liegt die Einschulung zurück: Renate Grillhiesl (links) und Christa Dobiasch freuen sich immer, ihre alten Schulkameraden wiederzusehen.

(Foto: Claus Schunk)

Christa Dobiasch bringt die Klassenkameraden ihrer Grundschulzeit in Ottobrunn zusammen. Dieses Jahr feiern sie alle 70-Jähriges.

Von Kaja Weber, Ottobrunn

"Einer muss es ja machen, einer muss es in die Hand nehmen", sagt Christa Dobiasch an einem heißen Tag im August über ihre Aufgabe. Die 76-Jährige sitzt mit ihrer ehemaligen Klassenkameradin Renate Grillhiesl auf einer Bank im Schatten vor dem Pfarramt St. Otto - mit Blick auf ihre alte Schule an der Friedenstraße. Seit 2002 organisiert Dobiasch ein Klassentreffen für ihren Jahrgang. Dieses Mal wird die Gruppe das 70. Jubiläum ihrer Einschulung feiern: Am 1. September 1948 begann ihre Grundschulzeit.

An diesem Tag ist der Schulhof leer, es sind Ferien. Man hört Kinder rufen, die auf einem nahegelegenen Sportplatz das gute Wetter ausnutzen. Wenn sich die inzwischen erwachsenen Schüler des Jahrgangs 1948 wieder treffen, wird die Sonne wohl nicht mehr so stark wärmen. Denn seit Jahren haben sich Dobiasch und ihre ehemaligen Mitschüler auf einen Termin im November geeinigt. Viele wohnen in Ottobrunn, einige zog es in die Ferne. Eine ehemalige Klassenkameradin sei mit 18 nach Amerika ausgewandert, berichtet Dobaisch. Sie schaffe es nicht zu den Treffen, die im Moment alle zwei Jahre stattfinden. Aber sie bekomme Fotos zugeschickt.

Dobiasch selbst lebt seit ihrer Schulzeit in Riemerling, und auch Grillhiesl ist in der Region geblieben. Für sie bedeutet das Klassentreffen, "dass man Erinnerungen auffrischt, einfach in Verbindung bleibt". Nicht mehr alle Mitschüler sind noch am Leben, aber über den Tod möchten die beiden nicht sprechen - das sei zu traurig.

Beide lächeln viel, wenn sie von ihrer Schulzeit berichten. Auf der eigenen Website beschreibt sich die Grundschule an der Friedenstraße heute als "Schulfamilie", Dobiasch und Grillhiesl haben die Schule anders erlebt. Die Lehrer seien absolute Respektspersonen gewesen, man habe sich "nichts getraut". Wenn Dobiasch zu viel redete, habe es auch mal einen Schlag auf den Rücken gegeben. Damals herrschte Platzmangel an der Schule.

"Die Männer haben ganz andere Erinnerungen"

In einer Festschrift, die der Gemeinderat Unterhaching-Ottobrunn 1952 herausgegeben hat, ist vermerkt: Im Jahr 1949 gab es sechs Räume und zwölf Klassen, je zwei davon hatten einen eigenen Unterrichtssaal. Zeitweise waren 74 Buben in einer der Klassen. 1951 bis 1952 wurde ein Neubau errichtet, so entstand die Schule in ihrer heutigen Form. Im Jahrgang 1948 hatten Buben und Mädchen getrennt Unterricht. "Die Männer haben ganz andere Erinnerungen", sagt Grillhiesl. Daher unterhielten sich die Teilnehmer bei den Klassentreffen zu Beginn meistens in getrennten Gruppen, erst im Laufe des Abends durchmische sich die Frauen- und die Männerklasse.

Dobiasch kann sich noch an die Vorbereitung für die allererste Zusammenkunft erinnern: Vor 25 Jahren hatte eine andere Klassenkameradin die Idee, alle wieder zusammenzubringen. Sie habe sich auch um die Organisation gekümmert. Mit Hilfe einer Schreibmaschine wurden die Namen und Adressen aller Ehemaligen zusammengetragen. Bei den frühen Treffen war nur die Mädchenklasse dabei, 2003 kamen dann die Jungen dazu.

Bei ihrem Jubiläumstreffen vor zehn Jahren konnten bei einer Führung alle die Schule wieder gemeinsam betreten, seitdem treffen sie sich im Restaurant. Die Einladungen zum 70. Jubiläum hat Christa Dobiasch verschickt. Auch die kommenden Jahre möchte sie das Treffen organisieren. Vielleicht sogar künftig jedes Jahr. Denn: "Der Abend geht dann immer so schnell vorbei."

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